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Tote Pracht

Tote Pracht

Titel: Tote Pracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Wir
bekommen wirklich Druck wegen dieser Heckenschützenmorde. Ich habe gehört, bei
dir war auch ganz schön was los.«
    »Hat dir McFate schon vom Fall Grant
erzählt?«
    Er nickte. »Und er hat sich ziemlich
aufgeregt darüber, daß meine ehemalige Freundin es fertiggebracht hat, seinen
Tatort durcheinanderzubringen.«
    Mir wurde vor Zorn ganz heiß. »Der
Teufel soll ihn holen!«
    »Du weißt doch, von wem es kommt.« Greg
mochte McFate genausowenig wie ich.
    »Ja, leider.« Ich wühlte in meiner
Tasche, in die ich vorhin den Beutel mit der Pistole aus Hilderlys Wohnung
gesteckt hatte. Greg hob die Augenbrauen, als ich sie auf seine
Schreibtischunterlage legte. Ich erklärte ihm, wie ich zu der Waffe gekommen
war. »Könntest du das Labor bitten, die Seriennummer herauszufinden?«
    »Warum?«
    »Wenn wir wissen, woher sie kommt,
könnte das vielleicht ein bißchen Licht in die Sache mit Grant bringen oder
sogar in den Mord an Hilderly.«
    Greg schaute zweifelnd, aber er nickte.
»In Ordnung, ich schicke sie hinunter. Ich kann aber nicht verlangen, daß sie
die Sache vorrangig bearbeiten.«
    »Das habe ich auch nicht erwartet. Noch
etwas: Könnte ich die Akten über die Heckenschützenmorde nochmals durchsehen?«
    »Nochmals, warum?«
    »Ich habe das Gefühl, daß mir beim
ersten Mal etwas entgangen ist.«
    Sein Blick richtete sich plötzlich nach
innen; eine Erinnerung schien in ihm wach zu werden. »Weißt du noch, als wir
uns das erste Mal trafen, warf ich dir in meiner sexistischen Art vor, daß du
dich auf deine weibliche Intuition verläßt?«
    Ich nickte.
    »Du hast mit deinem Haarband gespielt,
und ohne zu wissen, was du machtest, hast du es zu einer kleinen Schleife verwickelt.«
    »Richtig. Das hatte ich vollkommen
vergessen.«
    »Im Laufe der Zeit habe ich erkannt,
daß du dich einfach auf deinen guten Detektivinstinkt verläßt. Allmählich
vertraue auch ich darauf. Du kannst die Akten noch mal durchsehen.«
    Er griff zum Telefon und forderte die Akten
an. Dann veranlaßte er, daß die Pistole ins Labor gebracht wurde. »Du kannst
meinen Schreibtisch wieder benutzen«, sagte er, als er aufgelegt hatte. »Ich
muß in fünfzehn Minuten in einer Besprechung sein und werde vermutlich erst am
Nachmittag zurückkommen. Wenn du mir irgend etwas sagen möchtest, kannst du
mich ja dann anrufen.«
    Ich betrachtete ihn, während er die
Kabine verließ, und dachte, daß er sich äußerlich kaum von dem Mann
unterschied, den ich früher hätte erwürgen können. Im Innern jedoch hatte er
sich verändert — er war reifer geworden, aber auch erheblich trauriger und
zynischer.
    Doch das galt wohl für uns alle, dachte
ich, als ich um den Schreibtisch herumging und mich auf seinen Stuhl setzte.
    Nachdem ein Mitarbeiter die Akten
hereingebracht hatte, begann ich, sie wesentlich genauer durchzusehen als das
erste Mal. Besondere Aufmerksamkeit schenkte ich diesmal den anderen Opfern des
Heckenschützen.
    Das erste Opfer — der
Restaurantangestellte — war Bob Smith. Ein häufiger Name — vielleicht war er
falsch. Ich notierte ihn auf meinem Notizblock und versah ihn mit einem
Fragezeichen. Die Angaben über Smiths berufliche Tätigkeit waren lückenhaft;
die letzten neun Monate vor seiner Ermordung hatte er in der Küche einer
kleinen Pizzeria auf der Market Street gearbeitet; in den fünfzehn Jahren davor
war er in Gastronomiebetrieben in Seattle, Portland, Salt Lake City und Phoenix
beschäftigt gewesen. Die einzige Firma, bei der er lange gearbeitet hatte — von
1967 bis 1973 — , war American Consolidated Services in Fort Worth, Texas. Ich
machte mir eine Notiz, daß ich über diesen Betrieb Genaueres erfahren mußte.
Smith hatte allein gelebt, in einer Pension in Outer Mission; aus den
Gesprächen, die die Polizei mit dem Hauswirt und anderen Mietern geführt hatte,
gewann man den Eindruck, daß Smith ein Einzelgänger war, ein Mensch ohne
Familie und Freunde. Das, was ich in den Akten übersehen zu haben schien, hatte
nichts mit ihm zu tun.
    Das zweite Opfer war eine
Krankenschwester, Mary Davis, geborene Johnson. Schon wieder ein häufiger Name.
Davis hatte weniger als zwei Monate im Kinderkrankenhaus in Laurel Heights
gearbeitet, bevor sie auf einer ruhigen Straße in der Nähe der Notfallklinik,
wo sie Nachtschicht hatte, erschossen worden war. Zuvor hatte sie in der
psychiatrischen Abteilung beim Letterman-Armeekrankenhaus im Presidio-Park und
im Krankenhaus von San Francisco gearbeitet. Nach ihrer

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