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Tote Pracht

Tote Pracht

Titel: Tote Pracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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konntest ihn nicht ausstehen,
stimmt’s?«
    »Er war nicht gerade liebenswert. Diese
Fetische...« Schaudernd und gähnend brach ich ab.
    Hank schaute auf die Uhr. »Fast halb
zwei. Möchtest du noch Wein?«
    »Ein halbes Glas. Ich bin immer noch zu
aufgedreht, um schlafen zu können.« Ich starrte durch das Fenster auf die
Lichter der Innenstadt, während Hank zum Kühlschrank ging und Wein
nachschenkte. »Hank, welche Verbindung gibt es zwischen diesen Schüssen aus dem
Hinterhalt und Grants Ermordung? Daß der Heckenschütze bei dir zu Hause
zuschlägt, schien mir schon mehr als zufällig zu sein, und nun ist einer von
Hilderlys Erben erschlagen worden.«
    »Da liegt aber das Problem.« Er kam zum
Tisch zurück und stellte unsere Gläser ab. »Die ballistischen Untersuchungen
haben gezeigt, daß alle Taten des Heckenschützen mit der gleichen Waffe
ausgeführt wurden. Und Grant wurde nicht erschossen. Es sieht eher nach einem
Totschlag im Affekt aus als nach vorsätzlichem Mord.«
    »Ich weiß. Ich hatte das Gefühl, daß
McFate Angela Curtis verdächtigte, aber ich denke, er wird gar nicht erst den
Versuch machen, ihr die Sache anzuhängen. Sie hatte keine Blutspuren an sich;
wenn sie es getan hätte, dann wäre sie von oben bis unten besudelt gewesen.«
    »Du sagtest, es habe so ausgesehen, als
ob Grant schon eine Weile vor deiner Ankunft getötet worden sei. Sie könnte
geduscht und die Kleidung gewechselt haben.«
    »Und dann hat sie auf mich gewartet, da
sie wußte, daß ich um neun Uhr dasein sollte, und einen hysterischen Anfall
vorgetäuscht.« Einen Augenblick lang dachte ich an die Szene bei meinem
Eintreffen zurück. »Nein, das glaube ich nicht. Ihre gefühlsmäßige Reaktion
schien echt zu sein. Ich hoffe nur, daß sich jemand aus dem Kino an sie
erinnert.«
    Wir nippten ein paar Minuten lang
schweigend an unserem Wein. Ich dachte immer noch an die anderen Morde. Irgend
etwas war mir entgangen — irgendeine Verbindung, die ich hätte hersteilen
müssen. Aber ich konnte nichts erzwingen. Es würde sich von selbst
zusammenfügen oder nicht.
    Nach einer Weile stand Hank auf und
trug unsere leeren Gläser zum Ausguß. »Wir sollten uns allmählich auf den Weg
machen. Es ist schon Morgen, und ich habe einen vollen Terminkalender.«
    Ich stand auf und streckte mich. »Ich
auch, ich muß um neun in Berkeley sein, das heißt, daß ich spätestens um halb
acht im Justizpalast meine Aussage unterschreiben muß.«
    »Was machst du in Berkeley?«
    »Ich will mit dem Mann reden, der die
Zeitschrift herausgab, für die Hilderly arbeitete. Ich hoffe, daß er mir etwas
über Perrys Vergangenheit, seine Beziehung mit Grant sagen kann.«
    »Shar, du hast die Erben bereits
ausfindig gemacht...«
    »Ich dachte, wir hätten uns geeinigt,
daß ich diesen Fall bearbeite, bis wir sicher sind, daß Hilderly nicht unter
Zwang oder unrechtmäßiger Einflußnahme stand, als er das handschriftliche
Testament ausfertigte. McFate scheint entschlossen zu sein, diesen Aspekt bei
Grants Ermordung völlig außer acht zu lassen.«
    Hank zögerte und nickte dann. »Bleib
noch eine Weile dran.« Als wir den Flur hinuntergingen und ich meine Jacke von
Teds Stuhl auf hob, fügte er hinzu: »Du engagierst dich bei deinen Fällen immer
so persönlich.«
    »Und du nicht?«
    »Du hast ja recht. Aber sei vorsichtig.
Tritt im Justizpalast niemandem auf die Zehen. Du hast eine Lizenz zu
verlieren, und außerdem würdest du mir fehlen.«
    Als wir die Treppe hinuntergingen,
lächelte ich Hank zu. »Ich werde so vorsichtig auftreten wie Ralph und Alice — ohne
auch nur eine halb so große Verwüstung anzurichten.«
     
    Ich schlief weder gut noch lange.
Federn, Knochen und Blutspritzer verfolgten mich in meine Träume. Um zwanzig
nach sieben war ich im Justizpalast und setzte meine Unterschrift unter meine
maschinengeschriebene Aussage über die Entdeckung von Grants Leiche. Leo McFate
war nirgends zu sehen; der Beamte, mit dem ich zu tun hatte, sagte, er sei die
ganze Nacht hier gewesen und erst wenige Minuten vor meiner Ankunft zu den
Kollegen von der Geheimpolizei, seiner alten Abteilung, hinübergegangen. Aber
Greg war in seinem Kabuff und kämpfte sich durch einen Berg von Papieren und
Dokumenten. Ich klopfte an die Scheibe. Er schaute auf und winkte mich herein.
    »Du bist aber früh hier«, sagte er,
während ich mich auf seinem Besucherstuhl niederließ.
    »Das gleiche könnte man von dir sagen.«
    »Ich arbeite schon seit sechs.

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