Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten
Hocke und machte ein paar Fotos mit dem Apparat, den er um den Hals trug. Nichts auf der Vorderseite der Leiche gab Aufschluss darüber, wie er gestorben war. Es konnte sich durchaus um einen Unfall handeln. Danach haben die Fische das ihre getan, dachte Holtz und drehte den Toten auf den Bauch.
Er schoss noch einige Aufnahmen und erhob sich dann. Es begann erneut zu regnen. Holtz zog sich unter das kleine Dach zurück und setzte sich auf die Bank.
Ellen Brandt nippte an dem warmen Getränk und versuchte zu erraten, um was es sich handelte. Sie behielt die Flüssigkeit einige Zeit im Mund, als verkostete sie einen Wein, und schluckte dann.
»Lecker, nicht wahr?« Kapitän Svanberg sah so zufrieden aus wie ein kleiner Junge.
»Ja, aber was ist das? Da ist doch wohl kein Alkohol drin?«
»Nein, wirklich nicht. Probieren Sie noch einen Schluck«, meinte er und lehnte sich auf dem schmalen Stuhl ihr gegenüber zurück. Ellen Brandt saß auf dem mit blutrotem Leder gepolsterten Bürostuhl des Kapitäns. Sie hatte erst gezögert, aber er hatte darauf bestanden.
Sie betrachtete die braune Apothekenflasche aus dem vorigen Jahrhundert, aber diese verriet nichts über ihren Inhalt.
»Irgendwelche Beeren, oder?«
»Es wird wärmer.« Er lachte zufrieden und leerte genüsslich sein eigenes Glas. »Aber ich will Ihnen helfen. Kirschen von meinem eigenen Baum.«
»Richtig, Kirschen. Da wäre ich nie draufgekommen«, sagte sie, leerte ihr Glas und stellte es zögernd auf den schönen Tisch. »Kann ich das hier abstellen?«
»Ja. Der Tisch hat schon einiges aushalten müssen.« Kapitän Svanberg setzte sich auf seinem Stuhl zurecht. Hinter ihm schien die Sonne durch das kleine runde Bullauge. Die Strahlen funkelten in seinen Haaren.
Ihr fiel auf, dass sich sein Haar lichtete.
»Wir fangen noch einmal von vorne an.« Brandt zog ihr digitales Diktiergerät aus der Tasche. Sie legte es neben das leere Glas auf den Tisch, aber in diesem Augenblick krängte das Schiff, und Glas und Diktiergerät rutschten ans andere Ende des Tisches.
Kapitän Svanberg fing beides mit einer geübten Handbewegung auf und gab ihr das Gerät zurück.
»Vermutlich besser, wenn Sie es in der Hand halten«, sagte er.
Sie nahm es lächelnd in Empfang und nickte ihm dann zu, damit er anfing.
Kapitän Svanberg schwieg einen Augenblick und begann dann zu erzählen. Ellen Brandt warf ab und zu eine Frage ein, ohne seinen Bericht damit allzu sehr zu beeinflussen. Sie wusste, dass es das Beste war, Zeugen frei erzählen zu lassen, obwohl das Zeit kosten konnte. Dadurch erfuhr man vieles, das erst einmal unwichtig erschien.
»Sie wissen also, wer der Tote ist?«
»Natürlich. Er war einer unserer Stammpassagiere. Ich habe ihn schon oft an Bord gesehen.«
»Wie oft?«
»Einige Male im Monat, vielleicht öfter. Aber all das lässt sich herausfinden, man muss sich mit Namen und Ausweisnummer anmelden.«
»Sind regelmäßige Passagiere häufig?«
»O ja. Einige fahren jedes Wochenende mit, andere zweimal im Monat. Wir haben viele Stammgäste, denen die MS Vega fehlen wird.«
»Wie meinen Sie das?«
»Die Ära der MS Vega ist bald zu Ende. Wir machen nur noch drei Überfahrten. Dann ist es vorbei. Nach dreißig Jahren.«
»Und warum?«
»Es lohnt sich nicht mehr. Eigentlich schon lange nicht mehr. Wir können mit den neuen Kreuzfahrtschiffen nicht konkurrieren. Niemand interessiert sich mehr für richtige Kreuzfahrtschiffe wie die MS Vega. Ich bezweifle, dass die meisten, die mit den neuen Schiffen unterwegs sind, sich überhaupt noch bewusst sind, dass sie sich auf See befinden«, meinte er etwas verbittert. »Jedenfalls ist es ihnen gleichgültig.«
»Und was geschieht mit ihm nach der letzten Überfahrt?«
»Ich weiß nicht. Außerdem ist es eine Sie. Wahrscheinlich wird sie irgendwo auf dem Mittelmeer eingesetzt, bis Salz und Vernachlässigung sie erledigen. Aber das ist nicht mehr mein Problem, ich gehe bald in Rente.«
Ellen Brandt schwieg und sah sich in der Kabine um. Kapitän Svanberg schwieg ebenfalls.
»Was wissen Sie über den Toten?«, fragte sie dann.
»Nichts. Aber die Besatzung kennt einige der Passagiere ganz gut. Vielleicht wissen sie ja was.«
»Mit wem sollte ich mich da am besten unterhalten? Können Sie mir die Namen sagen?«
»Mit der Hausdame und den Wachleuten oder den Betreuern, wie wir sie nennen. Sie wissen über alles, was hier an Bord geschieht, Bescheid.« Er stand auf, trat ans Regal und zog einen Ordner mit
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