Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten
Vega. Meist allein, gelegentlich aber auch in Gesellschaft. Sie sah schon von weitem, dass etwas nicht in Ordnung war, als sie sich mit raschen Schritten dem Tresen näherte.
Er erkannte sie und nickte ihr zu.
»Gut, dass Sie kommen konnten.« Seine Stimme war leise, und man hätte sie sicher als freundlich bezeichnen können, aber Rita Murenius hörte den drohenden Unterton. »Würden Sie mich bitte einen Augenblick in meine Kabine begleiten?«
»Wie bitte?«
»Ich würde Ihnen gerne etwas zeigen«, sagte er mit Betonung auf dem letzten Wort.
Die Empfangsdame versuchte, hochbeschäftigt auszusehen, aber natürlich verfolgte sie den Vorfall mit größtem Interesse.
»Tja, ich weiß nicht. Ist etwas mit der Kabine nicht in Ordnung? Ist sie nicht gründlich genug gereinigt worden?«
»Es ist besser, wenn Sie mitkommen, dann kann ich es Ihnen zeigen«, sagte er kühl.
Rita Murenius fühlte Nervosität in sich aufsteigen. Warum konnte er nicht einfach sagen, worum es ging? Sie sah die Empfangsdame hinter dem Tresen um Unterstützung heischend an, aber diese konzentrierte sich voll und ganz auf ihren Bildschirm.
Obwohl es ihr an sich unklug erschien, kam Rita rasch zu dem Schluss, dass es schneller gehen würde, ihn in seine Kabine zu begleiten, statt auf dem Korridor einen Machtkampf auszutragen. Worum es auch immer gehen mochte, es war besser, es schnell hinter sich zu bringen.
Es betraf die Luxuskabine. Sie lag auf dem obersten Passagierdeck und hatte vergleichsweise große Fenster. Der grüne Teppichboden trug ein Muster aus goldenen Kompassrosen. Die Einrichtung und die Gardinen waren überwiegend in Braun und Grün gehalten. Ein Tisch, ein Stuhl und zwei Betten aus Teakholz nahmen den größten Teil der Kabine ein. Die Betten waren mit blendend weißen Laken bezogen, auf denen dicke, grüne Decken lagen.
Alles sah aus, wie es aussehen sollte.
Der Mann betrat vor Rita Murenius die Kabine und bat sie, ihm zu folgen. Sie sah sich in der Kabine um, ohne zu begreifen, was er von ihr wollte. Dann sah sie ihn fragend an.
»Sie finden also nicht, dass etwas fehlt?«, fragte er mit sanfter Stimme.
Rita Murenius wurde es unbehaglich zumute. Die gespielte Gelassenheit des Mannes machte sie nervös. Plötzlich fielen ihr die nicht aufgeklärten Vergewaltigungen der letzten Monate ein. Warum bin ich nur hergekommen? Vorsichtig bewegte sie sich auf die Tür zu.
»Ich verstehe nicht«, sagte sie verärgert und machte einen weiteren Schritt zur Tür.
»Der Champagner. Ich habe mich sehr klar ausgedrückt, als ich die Kabine buchte. Eine Flasche Champagner sollte bereit stehen. Sehen Sie vielleicht irgendwo eine Flasche Champagner?« Seine Stimme klang nun bösartig, und seine Augen hatten sich verengt.
Rita Murenius arbeitete seit über zehn Jahren als Hausdame an Bord des Schiffes und hatte schon oft erlebt, dass sich Gäste über schlechten Service oder mangelnde Sauberkeit beklagten. Dies hier war jedoch wirklich die Krönung. Sie atmete aus. Deutlich vernehmbar.
»Das tut mir sehr leid, aber die Sache hätte sich ganz schnell regeln lassen, wenn Sie einfach an der Rezeption Bescheid gesagt hätten«, meinte sie wütend. »War sonst noch etwas?«
Er starrte sie erbost an.
»Ich hatte diesen Champagner ausdrücklich bestellt. Wenn ich Champagner bestelle, dann erwarte ich …«
»Wie gesagt, wir regeln die Sache. Die Reederei übernimmt natürlich die Kosten.« Sie machte kehrt.
»Das ist auch wirklich das Mindeste«, sagte er zu ihrem Rücken und knallte die Kabinentür zu.
Nach diesem Vorfall hatte sie keine ruhige Minute mehr gehabt. In den Bars war plötzlich der Schnaps zur Neige gegangen, Raucher hatten das neue Rauchverbot missachtet, betrunkene Gäste hatten ihre Freunde verloren, eine weinende junge Frau war untröstlich und eine Putzfrau wie vom Erdboden verschluckt gewesen. Normalerweise eilte Rita Murenius durch das Schiff und löste alle Probleme rasch und behände. Für gewöhnlich fand sie sogar, dass dies der spannendste Teil ihrer Arbeit war. Aber die Angelegenheit mit dem Champagner hatte sie aus dem Konzept gebracht.
Als sie sich endlich hatte hinlegen können, hatte es schon bald an ihrer Kabinentüre geklopft. Erst hatte sie es nicht begriffen. Ein toter Passagier? Dann hatte sie rein instinktmäßig reagiert.
Rita blinzelte und merkte, dass sie gähnen musste. Ihre Kopfschmerzen wurden immer schlimmer. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen und beobachtete zerstreut einige
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