Tote reden nicht - Gyllander, V: Tote reden nicht - Det som vilar pa botten
Brandt kam.
»Ja«, antwortete er knapp. Nach einer Weile wandte er sich an Svanberg. »Sie können kehrtmachen.« Der Kapitän nickte zufrieden.
»Sehr wohl«, sagte er. »Heimwärts«, rief er dem Matrosen zu, der auf einem hohen Hocker saß und steuerte.
»Aye, aye.«
Der Matrose drehte am Ruder und wartete.
»Kurs 211«, sagte er dann.
»Gut«, erwiderte der Kapitän und bedeutete Holtz, er solle näher treten.
Holtz ging auf den Kapitän zu.
»Nehmen Sie doch da Platz.« Svanberg deutete auf einen hohen Stuhl neben dem seinigen.
Holtz setzte sich darauf. Sofort ging es ihm besser.
»Es ist immer angenehm, etwas weiter nach oben zu kommen und freie Sicht auf das Meer zu haben, wenn es schaukelt. Dann fällt es dem Körper leichter, die Wellen zu parieren«, meinte Kapitän Svanberg.
Holtz blickte auf das bewegte, schwarze Meer.
»Wie lange dauert es?«
»Drei oder vier Stunden, länger nicht. Aber in einer Stunde haben wir bereits den äußeren Schärengürtel erreicht, da sind wir dann vor den schlimmsten Wellen geschützt. Schön, dass es wieder in den Heimathafen geht, aber merkwürdig ist das schon«, sagte er mehr zu sich selbst.
Holtz hätte die letzten Worte fast nicht gehört.
»Wie meinen Sie das?«
»Es kommt schon mal vor, dass Menschen an Bord sterben, aber einen solchen Aufstand habe ich noch nie erlebt«, sagte er.
»Was passiert normalerweise?«
»Wir melden es sofort der Reederei. Dann wird der Raum, in dem sich der Tote befindet, abgesperrt. Wenn möglich. Anschließend setzen wir unsere Fahrt zum Zielhafen fort, und dort kümmert sich dann die Polizei um alles.«
»Aber dieses Mal nicht?«
»Nein«, sagte er und sah wieder auf das Meer.
»Was ist also geschehen?«, fragte Holtz, als er den Eindruck hatte, dass Svanberg nichts hinzuzufügen gedachte.
Der Kapitän wandte sich ihm zu.
»Ich habe den Sicherheitschef der Reederei angerufen und ihm erzählt, was passiert ist. Alles verlief nach Vorschrift. Bis ich ihm den Namen des Toten genannt habe.«
»Was geschah dann?«
»Erst schwieg er ganz lange, dann bat er darum, zurückrufen zu dürfen. Nach zwanzig Minuten rief er dann an und teilte mit, dass wir den Hafen nicht ansteuern dürften, sondern weitere Befehle abwarten sollten.«
»Und das war bisher noch nie vorgekommen?«
»Nein. Ich wandte mich an den Hafenmeister des Zielhafens, obwohl ich das wahrscheinlich nicht hätte tun dürfen. Aber er war offenbar vorgewarnt. Es blieb mir also nichts anderes übrig, als hier meine Kreise zu ziehen. Den Rest wissen Sie.«
Holtz blickte über das Meer zur Hauptstadt, die am Horizont bereits auszumachen war. Beide Männer schwiegen lange in Gedanken versunken und blickten auf die Wellen, während sich das Schiff durch die schwere See kämpfte.
Als die MS Vega einige Stunden später langsam und in bedeutend ruhigeren Gewässern zwischen Inselchen und Landzungen auf das Zentrum der Hauptstadt zusteuerte, wo sich ihr Heimathafen befand, hatte man der relativ kleinen Passagierschar ein spätes Frühstück serviert und sie darüber informiert, dass das Schiff das Meer nicht überquert, sondern wieder Kurs auf den Heimathafen genommen habe. Ein Unfall habe sich ereignet, nichts Ernstes, die Sicherheitsvorschriften sähen jedoch vor, dass alle bei den Polizeibeamten, die auf dem Kai warteten, Namen und Telefonnummer hinterlegen müssten. Die Reederei bedauere den Vorfall natürlich außerordentlich, lade die Fahrgäste jedoch zum Frühstück ein und biete ihnen ein Geschenk aus dem Duty-free-Laden und neue Tickets als Entschädigung an. Damit waren alle einverstanden gewesen.
Eigentlich wäre es gar nicht erlaubt gewesen, Alkohol zu verkaufen oder auszuschenken, weil man den Hafen auf der anderen Seite nicht angelaufen hatte, aber daran dachte niemand. Die Passagiere schienen die Sache auf die leichte Schulter zu nehmen, jedenfalls beklagte sich niemand.
Ellen Brandt hatte lange überlegt und sich ausführlich mit Staatsanwalt Mauritz Höög darüber unterhalten, wie die Situation zu handhaben sei. Schließlich hatten sie beschlossen, die Passagiere an Land gehen zu lassen, nachdem ihre Identität und ihre Adressen überprüft worden waren. Holtz schlug vor, alle Passagiere zu fotografieren, aber Brandt verhinderte dies, indem sie sich auf eine unbegreifliche Regel zum Schutz der Persönlichkeitsrechte berief.
Die Besatzung hingegen sollte erst an Land gehen dürfen, nachdem alle Mitglieder vernommen worden waren. Alles deutete
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