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Tote Stimmen

Tote Stimmen

Titel: Tote Stimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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riesengroßer Container voller Müll: Säcke mit Abfall, alte Stühle und Holzstücke. Auf der einen Seite sah ich eine Gruppe großer Glascontainer.
    Ich hörte unten etwas über die Teerdecke klappern und spürte, wie mich der Regen durchnässte und der Wind mich schubste.
    Choc stand direkt vor mir und nickte vor sich hin. Die Energie, die ich in ihm spürte, war beängstigend. Es war nicht so wie damals, als ich ihn mit Eddie gesehen hatte. Damals war es Wut gewesen, die aber etwas künstlich gewirkt hatte, wogegen es jetzt aussah, als hätte er seit Tagen nicht geschlafen oder gegessen. Als sei die Wut etwas, das er herangezüchtet hatte und von dem er sich nährte. Seine Augen waren hohl und leer.
    »Choc …«
    Er griff in seine Jacke und zog eine Pistole heraus. Ich wollte zurückweichen, aber seine Schläger hielten mich fest, so dass nur mein Herz zum Zerspringen hämmerte.
    Die Worte kamen so schnell heraus, dass ich sie durcheinanderbrachte: »Ich weiß nicht, was du denkst, aber was immer es ist, du irrst dich.«
    Er ignorierte, was ich sagte, und starrte mir in die Augen. »Sag mir verdammt noch mal, was los ist.«
    »Ich weiß es nicht …«
    Er hielt die Pistole direkt auf mein Gesicht gerichtet.
    Instinktiv blinzelte ich und versuchte mich abzuwenden. Seine Schläger packten mich noch energischer und hielten mich fest.
    Der Lauf der Pistole zeigte zur Seite, dann richtete sie sich wieder auf mich.
    »Bringt ihn rüber zur Schranke«, sagte Choc.
    Ich wehrte mich gegen sie, aber ich hatte keine Chance.
Leg dich nicht mit mir oder meinen Freunden an
, erinnerte ich mich.
Mach mir bloß keine Scherereien
. Ging es hier um Eddie?
    »Ich hab’s nie jemandem erzählt«, sagte ich. »Ich bin doch nicht bescheuert. Ich hätte doch nie …«
    »Lehnt ihn zurück.«
    Ich spürte das Geländer im Kreuz, als sie mich nach hinten drückten. Choc kniff ein Auge zu und richtete die Pistole auf meinen Kopf. Sein Finger legte sich auf den Abzug. Ich schloss die Augen.
    »Eine Chance nur«, sagte er. »Wo ist sie?«
    Tori
.
    »Ich weiß es nicht! Ich schwör’s bei Gott. Ich bin’s doch nicht.«
    Mir fiel nichts mehr ein, ich hielt inne und wartete, denn ich glaubte, der Schuss würde jeden Moment losgehen. Würde ich überhaupt Zeit haben, es zu spüren, oder würde alles einfach aufhören? Es brachte nichts, es sich vorzustellen, es war, wie wenn man versucht, sich an die Zeit vor seiner Geburt zu erinnern. Ich würde einfach aufhören …
    »Gut«, sagte Choc. »Mach die Augen auf.«
    Eine Sekunde später tat ich’s. Jetzt hielt er die Pistole locker in der Hand, die er seitlich hinunterhängen ließ, und sah in die Ferne. Die beiden Typen, die mich festhielten, zogen mich hoch, vom Geländer weg, und ließen mich dann los.
    Es dauerte eine Sekunde, bis ich erfasste, dass ich nicht tot war. Mein Herz hämmerte so, dass ich dachte, es würde sich überschlagen oder vielleicht ganz stehenbleiben und ich vor Angst einfach abkratzen.
    »Ich glaub dir«, sagte er.
    Ich beugte mich vor und stützte mich auf die Knie.
    »Tief atmen.« Er klopfte mir auf den Rücken.
    »Sie ist entführt worden«, sagte ich. »Von dem Kerl in den Nachrichten.«
    »Ja, ich weiß.« Er ließ seine Schultern rotieren, um sie zu lockern. »Na, Mensch, komm. Komm wieder hoch.«
    Ich machte noch zwei tiefe Atemzüge und riskierte es dann.
    Es schien mehr oder weniger zu gehen.
    »Ich hab ’ne SMS von ihr gekriegt«, sagte Choc. »Die Polizei war da und war daran interessiert. Zu verdammt interessiert. Und dann später war alles über sie im Fernsehen.«
    »Ich weiß.«
    »Wir haben den ganzen Tag dein Büro beobachtet und sind dem Dicken nachgegangen, mit dem du zusammenarbeitest.«
    »Rob.«
    »Ja, wir sind dem Kerl gefolgt. Die Polizei ist bei dir zu Hause und in deinem Büro, und da ist einer dabei, der es auch gestern früh, als sie zu uns kamen, auf dich abgesehen hatte. Der naheliegende Schluss ist, dass sie meinen, du bist es.«
    Ich nickte. »Aber ich bin’s nicht.«
    »Ja. Ich glaub dir jetzt. Wenn ich das nicht täte, wärst du jetzt da unten. Die Frage ist, warum kapieren die Bullen das nicht genauso wie ich? Von den üblichen Gründen mal abgesehen.«
    »Ich hab auch ’ne SMS von ihr bekommen, und ich bin hingegangen und hab nachgesehen, ob alles in Ordnung ist. Ich fand einen Brief. Der Typ, der sie entführt hatte, hat mich gezwungen, bestimmte Dinge zu tun. Er sagte, wenn ich es der Polizei sage, würde er Tori

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