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Tote Stimmen

Tote Stimmen

Titel: Tote Stimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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umbringen. Er hat es so hingedreht, dass es aussah, als sei ich es gewesen.« Ich dachte wieder an Emma. »Manche von den Dingen, die er mich tun ließ …«
    Choc neigte leicht den Kopf nach hinten und sah mich an. Vielleicht schätzte er mich noch einmal neu ein.
    »Ja, aber warum? Und wer ist der Kerl?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich. »Aber er hat Tori in seiner Gewalt und will zur Wohnung meiner Freundin. Wahrscheinlich jetzt im Moment. Wir müssen die Polizei rufen.«
    Choc drehte sich um und schüttelte den Kopf.
    »So leicht ist das nicht.«
    »Was? Du hast gesagt, du glaubst mir …«
    »Alex ist tot.«
    Er sagte das leise und erwartete, dass es mich zum Schweigen bringen würde. Das tat es auch. Ich versuchte, die Sache im Kopf zusammenzufügen, aber es gelang mir nicht. Das Einzige, was dadurch erklärt wurde, war, wieso Choc so wütend war. Außerdem konnte ich jetzt seinen Kummer spüren. Er stand mit dem Rücken zu mir, ganz bewegungslos.
    »Was ist passiert?«, fragte ich.
    »Jemand ist bei ihm vorbeigekommen. Nichts wurde gestohlen, aber er wurde ziemlich übel zusammengeschlagen, als hätte jemand etwas aus ihm herauskriegen wollen.«
    »Was denn?«
    »Das weiß ich nicht. Aber in unserem Fach lohnt es sich, ein paar Quellen zu haben. Die Polizei hat etwas in seiner Wohnung gefunden. Was immer es ist, es verbindet ihn irgendwie mit dieser Sache. Entweder wollte der Kerl es haben, oder er hat es dort zurückgelassen.«
    Warum hatte der Mörder Cardo angegriffen?
    Es ergab keinen Sinn.
    »Vielleicht hat er mich beobachtet«, sagte ich. Es war das Einzige, das mir einfiel. »Er hat euch vielleicht an dem Abend, als ihr vorbeigekommen seid, von meiner Wohnung aus verfolgt. Aber ich weiß nicht, warum.«
    Choc nickte kurz, aber nicht so, als glaube er es. Dann drehte er sich wieder zu mir um. Ich erwartete, in seinem Gesicht etwas zu sehen, selbst wenn es nur Hass oder Wut war, aber da war nichts. Tatsächlich sah er vollkommen ruhig aus, als hätte er die Gefühle, die ich gesehen hatte, fürs Erste weggepackt, bis er sie richtig einsetzen konnte.
    »Du sagst, er will zu deiner Freundin?«
    Ich nickte. »Wir müssen die Polizei anrufen.«
    »Nein«, sagte er. »Wir gehen selbst.«
    Er starrte mich an, als wolle er mich herausfordern, ihm zu widersprechen. Ich wollte auch. Aber dann überlegte ich es mir. Falls der Mörder dort war, wenn die Polizei kam, würde er vielleicht sein Wort halten und nicht sagen, wo Tori war. Ich sah auf die Müllhalde hinter mir. Choc würde wahrscheinlich mehr Erfolg haben, ihn zum Reden zu bringen.
    »Dann komm«, sagte ich.

30
    Samstag, 3. September
    Z urück im Einsatzzentrum bemühte sich Sam Currie an seinem Schreibtisch mit der Tatsache fertig zu werden, dass drei seiner Mitarbeiter gerade fast eine Stunde damit zugebracht hatten, die Spur von Dave Lewis’ Handy zu einem Postauto zu verfolgen, das in den Süden der Stadt unterwegs war. Der Dreckskerl hatte wohl sein Mobiltelefon in einen Umschlag gesteckt und abgeschickt.
    Curries Einsatzmittel waren sowieso schon recht knapp. Müde wandte er sich an den Kollegen, der ihn angerufen hatte. »Sie werden bei dem Fahrzeug bleiben«, sagte er, »und die Postsendungen durchgehen müssen, bis Sie den Umschlag finden, in dem es ist.«
    »Okay, Sir. Hier hinten drin sind ungefähr fünfzehn volle Säcke.«
    Und Jesus weinte.
    Er nahm sein eigenes Handy heraus, wählte Dave Lewis’ Nummer und wartete.
    »Klingelt es in einem der Säcke?«
    »Ja, Sir.«
    »Der ist es dann.«
    Er legte auf, schloss die Augen und strich sich sanft massierend darüber. In seinem Kopf fing es an zu pochen. Vor einer Stunde war trotz der verbleibenden Fragen alles so viel einfacher gewesen. Es hatte den Anschein gehabt, dass die Unterbrechung der Mordserie mit Lewis zu tun hatte, und sie waren dabei gewesen, ihn in die Enge zu treiben. Jetzt hatten sie keine Ahnung, wo er war oder was sich tat, und Currie wusste nicht mehr, was er von alldem halten sollte.
    »Die Arbeit der Post zu stören gilt als Hochverrat«, kommentierte Swann. »Steht darauf nicht immer noch die Todesstrafe?«
    Currie hob die Augenbrauen, sagte aber nichts.
    Na komm, Sam.
    Er öffnete die Augen und nahm seinen Kaffee. Die drei – er, Swann und Dan Bright – saßen an einem runden Tisch im Einsatzzentrum etwas abgerückt von den anderen Mitarbeitern.
    Bright war in den Fünfzigern, aber er hatte die gebräunte und glatte Haut eines Mannes, der dem Alterungsprozess

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