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Tote Stimmen

Tote Stimmen

Titel: Tote Stimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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mit jedem notwendigen Mittel, einschließlich Kosmetika, den Kampf angesagt hat. Sein graues, kurz geschnittenes Haar war mit Gel zu modischen Spikes geknetet, und in seinem teuer wirkenden Anzug sah er schlank und fit aus. Als Currie feststellen musste, dass er sich im Vergleich zu ihm alt vorkam, ärgerte er sich genauso sehr, wie er das immer tat, wenn Swann ins Fitness-Studio ging oder sich das Haar stylen ließ. Zumindest konnte er sich damit trösten, dass sein Partner noch zehn Jahre Zeit hatte, bis es auch ihm egal sein würde.
    Bright hatte eine Fallakte vor sich liegen und wartete offensichtlich geduldig, bis Currie sich gesammelt hatte. Currie war immer noch nicht sicher, wieso der Mann gekommen war oder warum sie ihm zuhören sollten, und noch mehr als zuvor verspürte er den Drang durchzustarten – aber im Moment konnten sie nirgendwo sonst hingehen. An den verschiedenen Orten, an denen sich etwas tat, herrschte im Moment Leerlauf, und sonst hatten sie nichts.
    »Okay, Dan.« Er nahm einen Schluck Kaffee und versuchte die Müdigkeit abzuschütteln. »Danke, dass Sie gekommen sind.«
    »Ist mir ein Vergnügen«, sagte er, »wenn man es so nennen kann. Und als ich aus Ihrem Anruf und dem, was ich in den Nachrichten gesehen hatte, meine Schlussfolgerungen zog, war es auch meine Pflicht.«
    Currie schaute auf die weiße Tafel. »Ich sollte Ihnen wohl sagen, dass ich damals, als ich anrief, nur etwas Hintergrundwissen haben wollte. Carrolls Name tauchte im Verlauf der Untersuchung auf, aber wir glauben nicht, dass er verantwortlich ist. Wir
wissen
tatsächlich, dass er es nicht ist.«
    Bright sah ihn eine Sekunde lang an, und sein Gesicht erinnerte ihn an Marys.
Sie haben keine Ahnung, wozu mein Vater fähig ist
.
    »Vielleicht könnte es helfen, wenn ich Ihnen etwas mehr über ihn sagen würde?«
    Currie lenkte ein. »Okay. Informieren Sie uns über die Umstände. Er war ein Kollege von Ihnen, stimmt’s? Ein Detective.«
    Bright nickte.
    »Aber wir machen da unten alles ein bisschen anders. In der Großstadt haben Sie es mit anderen Sachlagen zu tun, nehme ich an, aber Richmond ist klein, und damals bearbeiteten wir mehr oder weniger jeder seinen eigenen Bereich. Alles von der Arbeit in der Gemeinde an aufwärts. Frank hatte die Leitung für die Carnegie-Siedlung. Das ist eine ziemlich üble Gegend. Größtenteils war es früher Hafenviertel und Industriegebiet. Ein paar Straßen mit Sozialwohnungen.«
    »Schlechte Gegend«, sagte Currie.
    »Viel Kriminalität verschiedener Art. Frank hat diese Gegend auf keinen Fall aus der Krise geholt, aber die Leute kannten und mochten ihn. Er sorgte für eine beträchtliche Verbesserung der Lebensqualität, ohne die Hauptfiguren zu erledigen. Er klopfte den Gangs kräftig auf die Finger, wenn sie die gewöhnlichen Leute belästigten, und ließ sie in Ruhe, wenn sie sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmerten. Deshalb genoss er großen Respekt. Die Leute im Viertel wussten, dass sie zu ihm gehen konnten, wenn sie Hilfe brauchten. Und die kriminellen Elemente wussten, woran sie waren.«
    »Ich spüre, dass jetzt gleich ein ›Aber‹ kommt.«
    »Frank hatte verdammt viel Dreck am Stecken.«
    Currie nickte vor sich hin und erinnerte sich:
    Vielleicht steht in Ihrer Akte, dass er Polizist war, aber nicht, dass er auch kriminell war. Dass er das ganze Viertel in der Hand hatte.
    »Hat er Geld genommen und im richtigen Moment den Blinden gespielt?«
    »Nein, er steckte tiefer drin. Er wollte lieber selbst am Steuerrad sitzen, statt nur die anderen durchzuwinken. Im Lauf der Jahre wurde Carnegie sein eigenes kleines Reich.«
    »Und niemand wusste Bescheid?«
    »Niemand, über den er nicht seinerseits genug wusste. Es gab natürlich Gerüchte.«
    »Um was für Gerüchte geht es da?«
    »Leute verschwanden. Oder schlimmer.«
    Er hat einen von ihnen in der Küche erschossen. Der Mann war schon tot, als ich ihn zu sehen bekam. Den anderen hat mein Vater einfach niedergeschlagen. Und dann hat er den Ofen angemacht.
    »Aber ich muss betonen, dass es nur Gerüchte waren.« Bright beugte sich vor und stützte sich mit den Ellbogen auf den Tisch. Er sah etwas verlegen aus. »Und als Polizist … na ja, da zögert man in der Beziehung etwas, oder? Frank war sehr vorsichtig bei allem, was er tat. Und auf seine Art und Weise schien er ein guter Polizist zu sein. Da ist dann die Frage: Soll man so einer Sache nachgehen?«
    Currie sagte nichts. Die Antwort schien ihm eigentlich auf

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