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Toten-Welt (German Edition)

Toten-Welt (German Edition)

Titel: Toten-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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normaler Lautstärke. Türen wurden aufgetreten. Schnelle Schritte. Dann jeweils die Meldung „Sauber“. Nächste Tür.
    Die waren siegessicher. Rechneten kaum noch mit Bewohnern. Schon gar nicht mit Widerstand. Noch war Amelie unentdeckt. Es gab objektiv keinen Ausweg. Und doch konnte sie einfach nicht aufhören, danach zu suchen.
    Die waren jetzt ein Stockwerk unter ihr. Besser, sie gab sich durch Rufen zu erkennen, als sich entdecken zu lassen. Sie wollte rufen. Aber ihr Mund blieb geschlossen.
    Sie stand, als die Tür aufflog, mitten im Raum. Sie wollte die Hände heben, aber auch das ging nicht vor Schreck. Wie sie da stand, nur mit Jeans, T-Shirt und leichten Sportschuhen bekleidet, die Haare unordentlich hochgesteckt und völlig defensiv, genügte dem erfahrenen Berufssoldaten, um ihre Waffen- und Harmlosigkeit auf den ersten Blick zu erkennen.
    Er schaltete innerhalb einer Sekunde. Die Waffe, die er in den Raum gerichtet hielt, ließ er sinken, brüllte „Sauber!“ in Richtung Tür und führte Amelie nach einem Blick durch den Raum zu einer mittelalterlichen Truhe, die wie ein Museumsstück am Fenster stand, mit geöffnetem Deckel und steckendem Schlüssel.
    „Da rein, los!“
    „Aber...“
    Er packte sie am Arm und führte sie gegen ihren leichten Widerstand zu der Truhe, die etwa die halbe Länge und doppelte Höhe eines Sarges hatte und, wie die Kartons, von Wicca als Sammelgefäß für ihre leeren Plastikampullen genutzt worden war. Es knirschte leicht, als Amelie hineinstieg, sich bückte und Platz für ihre Knie schuf, indem sie Ampullen beiseite schob.
    Als der Soldat den Deckel über ihr zudrücken wollte, bäumte sie sich auf und begann sich zu wehren. Der Kerl war groß und kräftig und steckte in einem Tarnoverall. Klobige Stiefel, ein schweres Gewehr, Stahlhelm und Schutzbrille. Vom Gesicht nichts zu erkennen als ein buschiger Schnauzbart und ein ausgeprägtes Kinn.
    „Ich lass dich so schnell wie möglich raus, keine Angst.“
    Der Deckel war halb geschlossen. So heftig wie zuvor oben auf dem Bergfried die Höhenangst überfiel sie nun Platzangst. Wieder stemmte sie sich gegen den Deckel und wollte aus der Truhe steigen.
    „Willst du leben oder sterben, verdammt?“
    Amelie wollte nur eins: nicht in diese Truhe gesperrt werden. Sie versuchte, den Spalt zu vergrößern und zu entkommen. Der Soldat ließ es zu, aber als Amelie ganz auf Flucht schaltete, nutzte er ihre Abgelenktheit, verpasste ihre einen Hieb mit dem Gewehrkolben und bugsierte sie zurück in die Truhe. Sie war noch halb bei Bewusstsein, aber ohne Kraft, sich zu wehren. Der Schlag war nicht sehr hart gewesen, aber der Schock lähmte sie. Es wurde stockfinster, der komplizierte Schließmechanismus über ihr quietschte und klickte.
    Dann war es still, und die Welt war draußen.
     
    Polizeihauptkommissar Werner Mertel kannte die Burg flüchtig. Bevor ein Zugereister namens Ronan Bergenstroh das Gemäuer gekauft hatte, war es zuweilen als Veranstaltungsort genutzt worden. Ein Kollege hatte hier seinen Berufsabschied gefeiert. Damals hatten im Vorburghof überall Partylämpchen gebrannt. Es war ein herrlicher Grillabend gewesen.
    Nun war alles kahl und abweisend und voller Soldaten. Niedermüller hatte ihm die Füße losgebunden und half ihm von der Ladefläche des Fünftonners, der am Tor zur Kernburg parkte. Die Einnahme war fast geräuschlos vorgegangen. Mertel hatte nichts mitbekommen außer gedämpfter Befehle und Fahrgeräusche, aber vermutete, dass die Anlage tatsächlich verwaist und damit unverteidigt und an irgendeiner Stelle offen gewesen war. Wäre er nur eine Stunde eher dran gewesen, hätte er seine Ermittlungen durchführen und sich unbemerkt wieder davon machen können.
    „Wo bringen Sie mich hin?“, fragte er Niedermüller, als der ihn sanft, aber bestimmt durchs Tor auf den Innenhof führte. Er erwartete keine Antwort, und war um so erstaunter, sogar einen ausführlichen Lagebericht zu bekommen:
    „Der Oberst hat den Palas zu seinem Hauptquartier gemacht. Er erwartet Sie dort oben, hinter dem zweiten Fenster.“
    „Schon irgendwelche Waffen gefunden?“
    „Wie bitte?“
    „Deswegen sind Sie doch angeblich hier.“
    „Ach so, nein. Da es bald dunkel wird, geht es erst mal darum, die Lage zu sichern.“
    „Verstehe. Stammen die Kameraden eigentlich alle aus der Kloster-Kaserne, oder...“
    „Tut mir leid, das unterliegt der Geheimhaltung.“
    Durch eine moderne weiße Plastiktür betraten sie das

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