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Toten-Welt (German Edition)

Toten-Welt (German Edition)

Titel: Toten-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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weltweit.
    Auf der Burg, freilich, war das, was sie eigentlich wollten. Neuminingen war ja nur die Nummer 2. Wicca, die alles ausgelöst hatte, war gar keine Nummer. Sie war die in Ungnade gefallene Mutter. Den Vater würden sie auch noch finden, die Tochter, aber das war zweitrangig und würde automatisch gehen. Der eigentliche Lockruf, der alle umfing, selbst den Vogt, der kam von der Burg. Und dem war Neuminingens Bewegungsdrang egal und Wiccas Freiheitsdrang. Der wollte gefunden und zusammengesetzt werden und die Apokalypse komplett machen.
    Und so gab Wicca es auf, ein weiteres Fläschchen zu produzieren, Neuminingen gab es auf, danach zu verlangen. Sie ließen sich tragen und drängen und stimmten ein in den Einsatzbefehl, der eigentlich von wo ganz anders kam. Dorthin zu Zehntausenden. Zu Hunderttausenden. Zu Millionen und Milliarden, wenn nötig.
     
    „He! Wo willst du denn damit hin?“
    „Schon gut, Niedermüller, ich brauch keine Mama.“
    Gefreiter Helge Steghalter war zusammengezuckt bis ins Mark, als neben ihm plötzlich die Tür aufgegangen war. Er war von der Kemenate aus, die zum Mannschaftsheim erklärt worden war, mit seiner EPa-Packung unterm Arm in Gegenrichtung seines Ziels losgeschlichen, hatte diverse Wendeltreppen und Gänge passiert, dabei die Lage erkundet und sich immer sicherer gefühlt, da ihm niemand begegnet war. Die hockten alle aufeinander. Jedem war dieses Gruselschloss unheimlich. Bloß nicht nachts bei Dunkelheit allein darin unterwegs sein. Aber jetzt, ausgerechnet zwei Türen vor seinem Ziel, diese hinterhaltartige Begegnung.
    „Was ist denn los, Mann? Hab ich was verpasst?“
    An Niedermüller vorbei durch den Türspalt sah Steghalter die Sanitäranlagen und entspannte sich etwas.
    „Hast du nicht gewusst, dass hier der Lokus ist?“
    „Nein.“
    „Das ist doch Basiswissen, Mann.“
    Steghalter nickte und druckste mit der EPa-Packung herum. Er hätte sie zu gern verschwinden lassen, aber dafür war es zu spät.
    „Keine Angst, ich verpfeif dich nicht.“
    „Was?“
    „Jeder legt doch so seine Vorräte an. Ist normal in diesen Zeiten. Außerdem gibt es genug davon. Wenn wir was haben, dann EPa.“
    „Ach so, nein, das ist... ich wollte bloß für mich sein beim Essen.“
    Niedermüller lächelte.
    „Beim Vertilgen der zweiten Packung, meinst du. Ich hab dich vorhin schon futtern sehen. Aber wie gesagt, alles cool, Mann.“
    „Na dann.“
    Steghalter überlegte krampfhaft, ob er den eingeschlagenen Weg weiter verfolgen, oder erst mal umkehren sollte, einen neuen Irrweg einschlagen oder sich Niedermüller anschließen und ihn ganz woanders abhängen.
    „Hast du nen Moment?“, fragte Niedermüller und klang so seinerseits beklommen und nach Themenwechsel, dass Steghalter sich weiter entspannte. Sein Herz raste noch, aber der Schweißausbruch kam zum Versiegen. Niedermüller war immer einer von den Guten gewesen. Aber zählte das auch heute noch, in Zeiten wie diesen?
    „Worum geht’s?“
    „Um deine Augen.“
    „Wie bitte?!“
    „Du weißt schon, was ich meine.“
    Niedermüller schaute sich, nervös geworden, nach beiden Seiten des Gangs um, zog den Kameraden dann gegen dessen Widerstand in den Toilettenbereich und schloss die Tür. Hier war es völlig finster. Draußen, auf dem Gang, brannte eine Art Notbeleuchtung aus Lämpchen, die sich am Tageslicht aufluden und daraus nach Einbruch der Dunkelheit ein Minimum an Helligkeit hervorbrachten. Niedermüller knipste ein Taschenlämpchen an und trat einen Schritt zurück.
    „Ich hatte eine Unterhaltung mit diesem Kommissar oder besser er mit mir.“
    „Ja und?“
    „Er hat das mit den Augen angesprochen. Diese Zweiäugigkeit. Der Oberst hat sie und die Feldwebel und die meisten Mannschaften. Bei dir und mir sind die Augen noch gleich. Wir sind fast die einzigen.“
    „Ist das ein Problem?“
    „Weiß ich nicht. Ist mir bisher gar nicht aufgefallen. Die benehmen sich ja auch ganz normal. Aber was, wenn sie zu den anderen gehören, zu den... Monstern? Oder irgendwann zu ihnen werden?“
    Steghalter schüttelte den Kopf.
    „Lass dich nicht verrückt machen, Mann. Wenn mit ihnen was nicht stimmen würde, dann wären sie doch längst über uns hergefallen.“
    „Hab ich mir auch gedacht. Aber vielleicht ist das eine Art Krankheit, die sich langsam entwickelt.“
    „Keine Ahnung.“
    „Der Oberst und der Kommissar, die scheinen jetzt zusammenzuarbeiten. Zumindest bewegt er sich frei unter uns. Seine Augen sind

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