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Toten-Welt (German Edition)

Toten-Welt (German Edition)

Titel: Toten-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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sich zu strecken und zu spannen.
    „Weißt du, was ich kann?“
    Die Stimme drang aus den Urtiefen einer längst vergangenen Zeit in den Raum und ließ den Hasen erschaudern. Er wusste es nicht, übersprang das Nein und fragte:
    „Was?“
    „Dir einen zeitlosen Moment von Glück schenken, wenn du dich auf mich einlässt, im Tausch gegen deine Lebenskraft.“
    Dass der Preis so offen genannt wurde, regte Widerstand.
    Renitenz!
    Aber es war zu spät. Der Oberkörper des Wesens richtete sich auf, es drehte sich auf der Pritsche, auf der es geköpft gelegen hatte, und warf seine Beine über den Rand. Kaum stand es da, wuchs es zur Übergröße, die weißgraue Mähne umwallte Schultern und Rücken, der Hase sah die von Reißzähnen bewehrte Schnauze plötzlich weit über sich.
    Raubtiergeifer tropfte ihm auf den Kopf. Er war nicht fähig, sich zu bewegen.
    „Keine Angst, es wird alles gut“, hörte er die dämonische Stimme säuseln. „Erst dann wird es schlecht. Schlechter. Und dann so richtig. Schlecht.“
     
    „Okay, Krisensitzung. Tut mir leid.“
    Klangfärber winkte einen völlig übermüdet wirkenden Leistner in den Rittersaal und zog seinen Vertrauten Stolte zur Seite.
    „Was ist vor den Mauern los?“
    „Ruhig, aber latent bedrohlich. Der Graben an der Zugbrücke zur Vorburg ist mit Leibern aufgefüllt und verstopft. Es sieht aus wie ein Massenstau, eine Art lebendiger Rammbock, der ohne Anlauf wirkt. Wenn sich der Druck weiter aufstaut, platzt das Tor nach innen.“
    „Neue Rampen?“
    „Nein, sie fürchten die Flammenwerfer. Gegen den Auflauf am Tor können wir damit nicht viel ausrichten, weil die Turmkonstruktion darüber uns nicht rankommen lässt.“
    „Was ist mit Maschinengewehren?“
    „Munitionsvergeudung.“
    Mertel und Niedermüller kamen herein, warfen Klangfärber einen Blick zu, der sie als Gegner zu erkennen gab, und bildeten ein Dreiergrüppchen mit Leistner.
    „Bei Tagesanbruch bin ich bei Ihnen“, sagte Klangfärber zu Stolte und verabschiedete ihn mit einem freundschaftlichen Klaps gegen die Schulter. „Wenn vorher was sein sollte...“
    „Zu Befehl.“
    Mit zwei Schritten war Klangfärber bei seinen kleinen Parlament und fragte:
    „Wo sind Kellermeister und Steghalter? Was ist mit Amelie?“
    „Es gibt neue Probleme“, eröffnete Mertel, was im Dreierkreis schon bekannt zu sein schien, und Klangfärber ärgerte sich, dass er als letzter informiert wurde.
    „Als da wären?“
    „Amelie Korski wurde verhaftet, aber ist getürmt. Im Moment wird nach ihr gesucht, und da ist sie nicht die einzige.“
    „Wer noch?“
    „Steghalter. Man hat eine Heroinspritze in seiner Stube gefunden. Und eine riesige Pfütze einer sonderbaren Substanz, eine Art blutiger Schleim.“
    „Du lieber Gott!“
    „Das Beste kommt aber noch.“
    „Noch besser als blutiger Schleim?“, fragte Klangfärber und setzte sich auf seinen Platz am Kopfende der ovalen Tafel. Stolte hatte die Tür von außen geschlossen, und da die Verfügbaren vollzählig waren, gruppierte man sich unabgesprochen zur Sitzung.
    „Kuckels Leiche ist verschwunden.“
    „Wie bitte!“
    Mertel wirkte schuldbewusst und überspielte es mit Härte.
    „Ich war für zehn Minuten weg, um meine Tasche zu holen.“
    „Ihre Tasche?“
    „Instrumente zur Spurensicherung.“
    „Die haben Sie hier oben dabei?“
    „Ihre Männer waren so freundlich, mein Dienstfahrzeug in der Vorburg zu parken, während ich Ihr Gefangener war.“
    „Die Vorburg ist Sperrgebiet, verdammt noch mal! Zehntausende Zombies sind dabei, das Tor einzudrücken. Wollen Sie uns denen ausliefern, nur um einen Mord aufzuklären, der höchstwahrscheinlich gar keiner war und der sowieso das letzte sein sollte, was uns jetzt beschäftigen darf?!“
    Klangfärber hatte sich in Rage geredet und schien kurz davor, aufzuspringen.
    „Ich war nicht draußen. Aber interessant, dass Sie so denken.“
    „Schon mal in Erwägung gezogen, dass ihm die Kehle nicht durchgeschnitten, sondern durchgebissen wurde und er selbst das Messer benutzen wollte, um sich zu verteidigen?“
    Mertel machte ein Gesicht als sei die Idee für ihn völlig neu.
    „Ich dachte...“
    „Nicht die da draußen. Hier drin wird auch gestorben und wiederaufgestanden. Wir haben ein Lazarett mit sieben Schwerverletzten. Inzwischen nur noch fünf, aber keine Leichen, um hier auch mal Verschwundene ins Spiel zu bringen, die nicht desertiert sind, sondern auf der Jagd. Das habe ich herausgefunden, während

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