Toten-Welt (German Edition)
Sie Ihren sinnlosen Spaziergang zur Haupttorwache unternommen haben.“
„Heißt das, mit Kuckel sind nun drei Zombies innerhalb der Burgmauern unterwegs?“, fragte Niedermüller.
„Mindestens. Ahnen Sie nun, was hier wichtig ist und was nicht?“
„Amelie Korski hatte trotzdem Gründe, Kuckel umzubringen“, meldete sich Leistner zu Wort. Seine Stimme klang müde. Alle sahen ihn fragend an.
„Kuckel wusste irgendwas über sie. Ich habe das nur am Rande mitbekommen. Es schien mir, als wolle er Sex gegen Schweigen.“
„Ach jetzt hören Sie doch auf!“, rief Klangfärber. „Ich hatte auch Gründe, wie unser Detektiv längst festgestellt hat. Und mochten Sie ihn denn so besonders? Wer mochte ihn? Na los, Hand hoch!“
„Ihr Ton gefällt mir nicht“, stellte Mertel sachlich fest.
„Er war ein Arschloch. Wir sollten froh sein, dass nun niemand mehr die Entscheidungen ausbremst, die wir treffen müssen. Fangen wir an mit dem wichtigsten Punkt überhaupt: Die Burg wird heute fallen. Und das heißt, wir müssen hier so schnell wie möglich weg.“
Er schaute Mertel an, und der wusste, was gemeint war. Es passte ihm gar nicht, den Tod von Kuckel ad acta zu legen, aber es war nicht zu leugnen, dass er angesichts der Bedrohung keine Priorität hatte. Er räusperte sich und nickte.
„Mein Angebot steht.“
„Was für ein Angebot?“, fragte Leistner.
„Zwischen Bergfried und Fluchtweg zum Steinbruch liegt eine Art Wasserschleuse“, erklärte Klangfärber. „Herr Mertel hat angeboten, einen Tauchgang zu unternehmen.“
„Wäre sehr praktisch für Sie, wenn er dabei draufgeht“, erwiderte Leistner trocken.
„Ich mache das gerne auch selbst. Einer muss sich opfern. Ja bitte!“
Es hatte an der Tür geklopft. Auf den Herein-Befehl steckte Kellermeister den Kopf in den Raum.
„Was ist? Sitzung!“
„Keine Zeit. Es gibt zwei weitere Mordopfer. Die Burg ist nicht mehr sicher. Ich stelle gerade einen Trupp zusammen...“
„Nun kommen Sie schon herein, Mann!“, befahl Klangfärber. Kellermeister schloss die Tür von innen und eilte zum Sitzungstisch.
„Sie sind ab jetzt ausschließlich für das Projekt Steinbruch zuständig, ist das klar! Wo ist Amelie? Immer noch auf der Flucht?“
„Nein, wir haben sie unter Arrest gestellt. Es gibt alte Kerkerzellen im Keller...“
„Holen Sie sie sofort da raus, verdammt noch mal! Wenn es zwei weitere Tote gab, während sie eingesperrt war, dann dürfte ja inzwischen klar sein...“
Er hatte mit Mertel Blicke getauscht, während er sprach, und der nickte nur.
„Aber warum hat sie sich dann ihrer Verhaftung entzogen?“, beharrte Kellermeister. „Und das ist noch milde ausgedrückt. So wie die getobt hat...“
„Scheißegal! Befolgen Sie den Befehl! Kommen Sie mit ihr hierher, bringen Sie noch ein paar Freiwillige mit, Taschenlampen und was wir sonst noch brauchen. Es gibt ab sofort keine wichtigere Maßnahme mehr als die der Evakuierung und anschließenden Sprengung.“
Das erste Mal, als der Panzer einen Ruck zur Seite machte, glaubten Panzerkommandant Hitzab und Panzerschütze Brehm an eine Sinnestäuschung. Sie waren beide eingenickt gewesen und durch den Ruck aufgewacht. Vermutlich handelte es sich um ein lautes Geräusch draußen, einen Angriff auf die Mauern vielleicht, und der Lärm hatte bei ihnen im Schlaf eine Art Fehlzündung im Gehirn ausgelöst.
Beim zweiten Mal waren sie wach, beide. An echten Schlaf war nicht mehr zu denken gewesen, seit das Ameisengewimmel dieser Bestien den Panzer völlig unter sich begraben hatte. Beide kämpften gegen wachsende Platzangst. In der engen Kabine zu hocken, war schon schlimm genug, aber normalerweise hatte man ständig irgendeine Art optischer und akustischer Verbindung nach draußen.
Nun sahen sie nichts als wimmelnde Leiber und hassverzerrte Fratzen. Der Funkkontakt zu den Kameraden in der Burg war bis auf stündliche Kurzmeldungen unterbrochen, um die Ressourcen zu schonen, folglich hatten sie die Headsets abgelegt. Sie hatten Hunger, Durst und schwitzten wie die Schweine.
Und nun auch noch das. Unglaublich, aber der tonnenschwere Metallbrocken wurde bewegt. Beide wussten von dem Steinbruch. Was, wenn man sie da runter stieß, fast 100 Meter in die Tiefe?!
„Ich bin dafür, wir hauen ab“, sagte der Schütze so leise als rede er mit sich selbst. Die Antwort kam prompt:
„Das habe ich nicht gehört.“
„Wollen Sie mich verhaften lassen?“
Er kicherte leise. Wieder rutschte der
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