Toten-Welt (German Edition)
Trümmerhaufen war unter der Masse von Zombieleibern, die in die Vorburg strömten, kaum zu erkennen. Schon rannten sie gegen das Tor zur Kernburg an und bildeten auch hier eine erste Rampe. Drei Meter hinter ihm, wo er soeben entlang gerannt war, erreichten erste Zombies einer dortigen Rampe die Mauerkrone und wandten sich sofort in seine Richtung.
„Wir müssen hier weg!“, brüllte Stolte dem letzten Aufgebot entgegen, rannte an ihnen vorbei, und sie schlossen sich ihm sofort an.
„Irgendwelche Kontakte zu Burgmannschaftsführern?“
„Mertel und Niedermüller waren kurz hier“, meldete atemlos einer der beiden Gefreiten, der neben Stolte rannte, während der andere nach hinten sicherte. „Sie versuchen gerade, den Oberst aus den Kellern zu evakuieren.“
„Das ist ein Himmelfahrtskommando. Die Burggebäude werden gerade von der anderen Seite her gestürmt. Sonstige Meldungen?“
„Mertel lässt ausrichten, der Panzer sei jetzt unsere einzige Chance. Wir haben den Funker anweisen lassen, der Panzerbesatzung durchzugeben, sie sollen den bereits erteilten Befehl nun in die Tat umsetzen. Mehr konnten wir nicht tun.“
Sie erreichten den Treppenabstieg vom Wehrgang zum Burghof. Stolte warf einen letzten Blick nach draußen und erkannte fassungslos eine offenbar neue, zusätzliche Bedrohung – oder Rettung: Riesenhafte, bleiche Wesen mit Schnauzen wie Wölfe wüteten unter den Zombies und rammten ihnen schlauchartige Körperorgane in die Bäuche. Einige dieser Wesen sprangen bereits mit ihren langen, muskulösen Beinen wie Grashüpfer über die Mauern und landeten in der Vorburg.
Da die Kernburgmauern wesentlich höher waren, prallten dort die meisten ab und fielen ins Gewimmel zurück, während einigen wenigen es gelang, sich im Gestein zu verkrallen und nach oben zu klettern.
„Du lieber Gott! Nichts wie runter hier, los!“
Als sie den Kernburghof erreichten, strömten bereits Zombies aus den Türen sämtlicher Gebäude und torkelten zielstrebig auf sie zu.
„Da rauf!“, befahl Stolte und rannte zu der Leiter, die noch immer am Bergfried lehnte. Er wusste, schon in früheren Zeiten war dieser mächtigste Turm der Burg die letzte Zuflucht bei Angriffen gewesen. Damals hatte man sich dort nur verschanzen können, aber er hatte zum Glück eine Information, die Rettung verhieß.
„Moment, da war noch was, das Mertel ausrichten lässt“, rief einer der beiden Gefreiten, als ihm klar wurde, was Stolte vorhatte. „Eine Evakuierung über den Gang...“
Die Meldung brach ab. Stolte drehte sich im Rennen kurz um, sah den Soldaten, der eben noch mit ihm gesprochen hatte, gepackt von den Klauen einer ganzen Rotte von Zombies stürzen und hörte ihn vor Schmerz aufbrüllen, als sie schon zubissen.
„Dem ist nicht mehr zu helfen!“, rief Stolte, als er sah, wie der andere Gefreite stehenblieb und sein geschultertes Gewehr abnehmen wollte – da stürzte auch der schon, als von der anderen Seite eine andere Meute gegen ihn rannte, zupackte und zubiss.
Stolte selbst konnte sich gerade noch wegducken und einen Haken schlagen, als ihm zwei besonders scheußlich verunstaltete Zombiefratzen entgegenschossen. Eine der Klauen riss kurz an seiner Uniform, aber fand keinen Halt. Stolte erreichte die Leiter, verstolperte sich vor Angst und Hektik an den ersten Sprossen, aber schaffte es, zwei Meter Höhe zu gewinnen.
Als die Leiter plötzlich ins Wanken geriet, war ihm klar, sie stiegen ihm hinterher. Unbeirrt und ohne sich umzudrehen kletterte er durch, erreichte den Einstieg zum Turminnern, drehte sich in der meterdicken Mauernische kauernd rasch um und wollte die Leiter umstoßen. Entsetzt stellte er fest, dass es nicht ging, da der Gewichtsschwerpunkt unterhalb der Mitte lag.
In Filmen kletterten Zombies nicht. Hier taten sie es, aber unbeholfen wie Kleinkinder. Dennoch näherten sie sich Meter um Meter seiner kleinen, engen Zuflucht in schwindelnder Höhe. Er wartete, bis der erste fast heran war, und versuchte es abermals.
Es funktionierte, aber nur, weil seinen drei Verfolgern niemand sonst mehr nachgestiegen war, der Schwerpunkt nun weit oben lag und der oberste Zombie sein Gewicht nach hinten verlagerte, als die Leiter in die Senkrechte geriet und kippelig wurde. Langsam, wie in Zeitlupe, fiel sie der Vorburgmauer entgegen. Zwei der Zombies ließen los und verschwanden, einer klammerte sich fest bis zuletzt. Wegen ihm brach die Leiter in der Mitte durch, als sie auf die Mauer krachte, und so
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