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Toten-Welt (German Edition)

Toten-Welt (German Edition)

Titel: Toten-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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Oberbürgermeisters lag, und dann ein Fenster weiter.
    „Wir bleiben erst mal an dem dran. Der hat ne Sekretärin. An die kommen wir ran. Und die kommt dann an ihn ran.“
    „Und wenn nicht?“
    „Dann schnappen wir uns die beste Freundin der Sekretärin oder ihre Tochter, wenn sie eine hat, oder Sohn oder Mann. Wird n bisschen länger dauern, aber je mehr wir von seinem Umfeld mitnehmen, desto besser.“
    „Und bei den anderen?“
    „Machen wir es genauso.“
     
    Frieda kauerte in der hintersten Ecke des unbeleuchteten Gewölbes.
    Amelie hatte schon im Raum davor das kleine Taschenlampen-Licht ihres Handys aktivieren müssen, um sich zurechtzufinden.
    Diesen hintersten, untersten Bereich der Burg hatte sie noch nicht gekannt. Zur Sicherheit hatte sie nicht den Zugang vom Graben her genommen, sondern war durch den Palas geschlichen. Es war eine jener Phasen des Tages, in denen sich Wicca zurückzog und nicht zu sehen und zu hören war. Sie konnte überall sein und alles Mögliche treiben. Aber meist war man in dieser Zeit, in den frühen Abendstunden, vor ihr sicher.
    „Du kannst hier nicht bleiben“, flüsterte Amelie und drückte die Freundin mit einer Mischung aus Widerwillen und echter Herzlichkeit an sich. „Es ist viel zu kalt und feucht und dunkel.“
    „Kann kann ich schon. Ich bin bin kein Mensch mehr.“
    „Halt mal das Licht. Ich will was probieren.“
    Frieda griff dreimal daneben, bevor sie das Handy zu fassen bekam. Ihr Blick hatte etwas von einem verwundeten Reh und zugleich von einem angriffslustigen Raubtier.
    Amelie streifte ihr die Jacke ab und legte ihre Verletzungen zwischen Hals und Schulter frei. Sie schraubte das Fläschchen auf, das sie von Wicca bekommen hatte, und spritzte das Mittel auf die wässrig glänzende Wunde.
    „Tut das gut?“
    „Ich ich weiß nicht. Gib gib mir auch was auf die Zunge.“
    „Besser nicht. Sie träufelt das sonst ins rechte Auge. Vielleicht wirkt es überhaupt nur da. Oder woanders ganz unvorhersehbar.“
    Frieda entriss ihr das Fläschchen und versuchte sich den Inhalt in den Schlund zu schütten. Die Flüssigkeit kam nur tropfenweise hervor, aber trotz der minimalen Dosis schien eine beruhigende Wirkung einzutreten. Sie ließ das Mittel sinken. Amelie nahm es ihr aus der Hand, schraubte es zu und gab es ihr zurück.
    „Ich bin bin gefährlich“, sagte Frieda leise. „Du musst musst mich anbinden.“
    „Kommt nicht in Frage.“
    „Ich hab hab Lust dich zu beißen. Ich will das nicht, aber es es ist so stark, so stark.“
    „Woher wusstest du, dass ich nicht befallen bin?“
    „Die Befallenen erkennen sich.“
    „Aber ich erkenne sie auch. An den Augen.“
    „Du bist es auch, halb, nur halb. Du bist was was dazwischen.“
    „Wenn du das weißt, dann weiß es Wicca erst recht. Aber warum tut sie so als ob ich zu ihr gehöre?“
    „Sie experimentiert. Niemand kann kann ihr was.“
    „Woher willst du das wissen?“
    „Ich weiß weiß nicht. Das Mittel. Es ist glaub ich ihr Saft.“
    „Ihr Saft?“
    „Kommt aus ihr. Sie mixt es nicht, sondern potenziert es nur. Weiß nicht, kann kann das nicht ausdrücken. Wer es nimmt, richtig nimmt oder übertragen bekommt, wird wie sie. Ein bisschen. Da ist eine Verbindung zu ihr. Deshalb weiß ich, du musst mich festschnüren. Besser besser anketten. Es wird schlimmer.“
    „An der Tür steckt ein Schlüssel. Ich werde zusperren, okay? Zu deiner Sicherheit.“
    Frieda schüttelte den Kopf.
    „Amelie. Ich bin bin doch schon tot. Zu retten bist nur noch du. Vielleicht.“
     
    Irene Bomhan freute sich auf einen gemütlichen Fernsehabend. In ihrem Leben waren zwar alle Abende Fernsehabende, seit Jahren schon, aber dieser sollte besonders gemütlich werden, denn das erste Mal seit vier Wochen wollte sie sich eine Flasche Prosecco gönnen. Eigentlich erlaubte sie sich nur eine halbe, aber sie wusste, wenn die Flasche erst mal offen war, würde sie im Altglascontainer enden und nicht wiederverkorkt im Kühlschrank.
    Sie hatte resigniert. Vier Wochen strenge Diät, das hieß keine Nachspeise mittags und abends kein Sekt – und aus 75 Kilo waren gerade mal 73,5 Kilo geworden. Nicht, dass sie zu dick aussah, denn sie war eine große Frau. Aber sie fühlte sich zu dick. Sie hatte es noch mal wissen wollen mit ihrer Diät. 1,5 Kilo in vier Wochen, das war einfach zu wenig, um sich weiter zu kasteien. Und wozu überhaupt? Sie war 57, seit vier Jahren verwitwet und seit genau diesen vier Jahren vor allem an zwei

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