Toten-Welt (German Edition)
unseren Plan vergessen. Wir müssen drastischer vorgehen.“
„Und wie?“
„Denk mal nach. Was haben wir im Keller erlebt? Das war doch der Hammer!“
„Schon, aber... was aus dem Weib geworden ist, das der Drecksack gebissen hat, wissen wir ja auch nicht. Ob die inzwischen gemacht hat, was ihr Wicca befohlen hat.“
„Ich frage mich, warum wir machen, was sie befohlen hat.“
„Weil wir die Tropfen brauchen.“
„Die doch jetzt auch!“
Er verpasste der gefesselten und geknebelten Irene Bomhan einen Tritt, der sie erzittern ließ. Die Wirkung war gleich null.
„Scheiß drauf!“, fluchte der Gnom. „Ich steh zwar nicht auf so was, aber wenn sie es so haben will...!“
„Ich kapier nicht, warum das jetzt anders wirken soll.“
„Was?“
„Sie hatte die Tropfen doch vorher schon intus, und zwar viel konzentrierter als du sie mit dem Biss übertragen haben kannst.“
„Was weiß ich. Im Moment ist sie einfach nur tot.“
„Musstest du auch so übertreiben, Mensch?! Das fällt doch auf.“
„Wieso denn? Soll sie halt ne Jacke anziehen. Wenn sie überhaupt wieder aufsteht.“
„Wir haben 30 Grad. Da rennt man nicht mit Jacke rum.“
„Wenn du so schlau bist, machst halt du nächstes Mal die Dreckarbeit.“
„Wir hätten ihn direkt angehen sollen.“
„Hast du die ständigen Begleiter vergessen?“
„Ja, aber ... spätestens beim Klopapierabrollen ist jeder mal allein.“
„Weißt du was?“
Ein seltsames Geräusch des toten Körpers am Boden lenkte von der Frage ab. Es klang, als quietsche etwas aus Gummi über den Parkettboden. Aber nichts bewegte sich. Inzwischen war die Haut der Leiche bläulich verfärbt.
„Vielleicht Verwesungsgase.“
„Jetzt schon?“
„Oder sie wacht langsam auf.“
„Wird ja auch Zeit! Wenn das immer so lang dauert...“
Der Gnom beugte sich über die regungslose Frau.
„Irene? Frau Bomhan? Falls Sie mich hören, würde ich Sie jetzt gern instruieren. Das mit den Tropfen hat sich erledigt, statt dessen...“
Sie schlug die Augen auf, aber schaute an seinen Augen vorbei und schien etwas in seinem Gesicht zu fixieren. Sie knurrte.
„Vorsicht, Alter, die sieht böse aus!“
Die Warnung kam zu spät. Ehe der Gnom von ihr wegkam, war sie hoch geschnellt, hatte ihn an den Haaren gepackt und zugebissen.
„Wollen Sie mich verarschen, Mann?“
Wicca starrte mit einer Mischung aus Erstaunen und Entsetzen auf das Display der Digicam, die er hatte mitgehen lassen. Es sah aus als habe sie Angst. Sie sah aus wie jemand, der die Kontrolle verliert. Er genoss es und grinste.
„An mir ist ah Regisseur verloren gegangen. Also her mit ah Mittel!“
Irgendwas stimmte mit seiner Sprachfähigkeit nicht. Aber egal, solange er sich noch ausdrücken konnte. Solange er ihr eine reinhauen konnte, wenn sie Zicken machte.
„Habe ich Ihnen nicht gesagt, Sie sollen keine Spuren hinterlassen? Statt dessen drehen Sie auch noch einen Film!“
„Ah!“
Helfert zeigte auf ihre Hose und wollte, da sie zögerte, selbst nach einem der Reißverschlüsse fingern.
Sie verpasste ihm eine Ohrfeige, die nicht fest war, die nichts Außergewöhnliches war, aber ihn dennoch einschüchterte. Er zog sich zurück.
„Sie bekommen kein Mittel von mir.“
„Ah verspro-chen!“
„Sie brauchen es nicht.“
„Ah!“
„Fühlen Sie sich irgendwie hölzern oder erstarrt? Aussehen tun sie nicht so.“
„Gemacht, was sie ah wollten!“
„Hauen Sie ab. Raus hier!“
Er schüttelte den Kopf, stutzte, grinste.
„Womit ah drohen? Wenn nicht erstarrt, ah? Kann alles... poff!“
Er machte eine Geste mit den Armen, die eine Explosion ausdrücken sollte, und schaute sich träge in dem kleinen Raum um nach irgendwas, das er zertrümmern und herumschmeißen konnte, um sie aus der Reserve zu locken.
Er fand nichts.
Das sollte eine Arztpraxis darstellen? Sein nie besonders hoch entwickeltes, von seinem Zustand nun immer schwerer beeinträchtigtes Hirn ließ ihn stocken. Spucke troff aus einem Mund. Langsam und drohend, wie ein sorgfältig sich auf den Weltrekord vorbereitender Gewichtheber, winkelte er die Beine vor dem Schreibtisch an, packte die Unterkante und konzentriere sich darauf, aus dem Kreuz heraus irgendwas Spektakuläres damit anzustellen. Umschmeißen, gegen die Wand schmeißen, auf sie drauf schmeißen. Zertrümmern.
„Tun Sie sich keinen Zwang an.“
Ihre spöttische Aufforderung ließ ihn vor Wut explodieren. Die tief sitzende Scheu, sie direkt
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