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Totenacker

Totenacker

Titel: Totenacker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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Geschwister untergekrochen. Seit die Nachmieter eingezogen waren, kampierte er bei seinen Eltern. Er mochte seine laute, fröhliche Familie, keine Frage, aber jetzt hatte er lange genug seine Wunden geleckt und wollte endlich wieder ein eigenes Dach über dem Kopf, einen Ort, an dem es ruhiger zuging.
    Nur ein Gutes hatten die letzten achtzehn Monate gehabt: In seinem Liebeskummer und dem ganzen Elend mit dem Haus hatte er angefangen zu laufen und Spaß daran bekommen, und seit Anfang des Sommers ging er jetzt auch noch regelmäßig zum Karatetraining. Für seine Schwestern war er immer «unser Teddybär» gewesen, aber nun hatte er nicht mehr viel Knuddeliges an sich, und das gefiel ihm. Das Theaterspielen vermisste er kaum.
    Sein Handy summte. «Schnittges … ach, Norbert, du bist’s … Am Opschlag? Ich bin gleich um die Ecke, keine fünf Minuten.»

    Die Leute von der Spurensicherung hatten große Zelte über der Grube aufgebaut und waren dabei, Licht zu verlegen, immer darauf bedacht, sich dabei von den Gebeinen fernzuhalten, um nicht noch mehr Spuren zu verwischen.
    Jetzt leuchteten die Lampen auf. Klaus van Gemmern, der Chef der Spusi, schaute sich um.
    «Das reicht noch nicht», entschied er und bückte sich wieder. Er verlegte gerade ein paar Planken, damit der Gerichtsmediziner näher an die Skelette herankommen konnte.
    Van Appeldorn und Schnittges blieb im Moment nichts weiter zu tun, als zuzuschauen, wie Arend Bonhoeffer Schutzkleidung überzog, van Gemmern seinen Koffer hinüberreichte, dann vorsichtig den provisorischen Steg entlangbalancierte und sich am Ende hinkniete.
    Es war ruhig geworden, die meisten Schaulustigen waren verschwunden, weil sie in der Dämmerung sowieso nichts mehr erkennen konnten. Nur einige Reporter von den Lokalzeitungen standen in der Nähe.
    Wieder gingen die Lichter an, und man sah Bonhoeffer mit Sonden und Pinseln hantieren. Schließlich stand er auf, wechselte ein paar Sätze mit van Gemmern und kam zu den Kripomännern herüber.
    «Es hat keinen Sinn, heute noch weiterzumachen», sagte er und zog sich die Kapuze vom Kopf. «Wir brauchen Tageslicht. Der Bagger hat die Skelette völlig durcheinandergeschoben. Wir müssen die Erde Schicht für Schicht abtragen und durchsieben, um alle Knochen zu finden.»
    «Das hatten wir schon befürchtet», nickte van Appeldorn. «Was meinst du, wie alt sind die Skelette?»

    Bonhoeffer zog die Überschuhe aus und schälte sich aus dem Overall. «Die Standardantwort würde lauten: Liegezeit zwischen fünfzig und hundert Jahren. Aber nach allem, was ich so über die Jahre gesehen habe, schätze ich, dass die Menschen vor etwa fünfundsechzig bis siebzig Jahren begraben worden sind.»
    «Scheiße», murmelte Schnittges. Van Appeldorn schaute ihn fragend an, aber er schüttelte den Kopf.
    «Das muss natürlich noch verifiziert werden», fuhr Bonhoeffer fort. «Und was das Lebensalter der einzelnen Personen angeht, mal sehen, vielleicht werde ich einen Anthropologen hinzuziehen.» Er schaute auf seine Uhr. «Wenn ich mich beeile, schaffe ich es noch. Ich habe nämlich eine Verabredung zum Essen und dachte schon, ich müsste sie absagen.» Dann nahm er seinen Koffer. «Klaus und ich fangen morgen gleich bei Sonnenaufgang an. Aber es wird schon ein paar Tage dauern, bis ich die Knochen zugeordnet und die einzelnen Skelette zusammengefügt habe.»
    «Entschuldigen Sie?» Der Journalist von der Niederrhein Post kam auf sie zu. Van Appeldorn kannte ihn, er war ein vernünftiger Bursche. Bis jetzt hatten sie Glück gehabt, dass die Sensationspresse noch keinen Wind von dem Knochenfund bekommen hatte. Aber egal, wie klein morgen die Notiz im Lokalteil sein mochte, sie würde die überregionalen Geier auf den Plan rufen.
    «Können Sie mir schon etwas sagen?» Der Mann klang angenehm sachlich.
    Bonhoeffer spreizte die Hände. «Nur sehr wenig, fürchte ich. Es handelt sich um die Gebeine von mindestens sechs Menschen.»
    «Liegezeit zwischen fünfzig und hundert Jahren», fügte Schnittges hinzu.
    «Handelt es sich um ein Massengrab?»
    «Das kann man beim besten Willen nicht mehr sagen», antwortete van Appeldorn.
    «Verstehe, die Bauarbeiten …»
    «Wie auch immer, heute passiert hier nichts mehr», sagte Schnittges schroff und wandte sich zum Gehen. «Ich kümmere mich um die Nachtwachen, Norbert, und treffe dich dann nachher im Präsidium.»

    Arend Bonhoeffer sagte seine Einladung zum Abendessen doch noch ab.
    Er würde am 30. November in

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