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Totenblick: Thriller (German Edition)

Totenblick: Thriller (German Edition)

Titel: Totenblick: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Holzleisten. Qualmende Tabakkrümel verteilten sich ringsherum, und der Duft von Vanille und Kirsch mischte sich mit dem Geruch von schwelendem Holz.
    Keuchend warf er sich in den Sessel, stützte die Faust gegen den Mund und starrte auf den Rauch, als entstünde daraus ein Dschinn, dem er drei Wünsche abringen konnte.
    Ein Fälscher hatte es gewagt, ihn herauszufordern!
    Ihn!
    Dieser Stümper mit dem falschen Duschvorhang und überhaupt den gravierendsten Fehlern in seinen Werken sandte ihm Mails, in denen er einen Wettbewerb verlangte, wer die bessere Arbeit leistete.
    Er hatte im ersten Moment gar nicht gewusst, was er dazu sagen sollte.
    Den herausfordernden Texten waren Bilder vom Atelier und von den Vorbereitungen seines Gegners angehängt, um ihn weiter anzustacheln. Doch damit hatte sein Herausforderer einen Fehler begangen, denn aus dem Hintergrund konnte er ablesen, wo sich der Stümper befand.
    Es war keine leichte Aufgabe, weil es nur winzige Anhaltspunkte gab, doch bald würde er herausbekommen, wo sich der Mann verkroch.
    Sein Blick verfolgte, wie das Wasser an der Wand hinabrann, auf den Boden floss und sich den Tabakkrümeln und der Kohle näherte. Die kleinen Rinnsale trafen auf die Hitze; es zischte, und der Dampf wurde dichter, weißer.
    Er hatte nicht vor, sich einem Wettbewerb auszusetzen. Das wäre, als würde sich ein van Gogh mit einem Grundschüler messen – das ging nicht. Man war nicht annähernd auf Augenhöhe.
    Doch diese lächerliche Person musste büßen.
    Er langte neben sich und hob das Subnotebook auf, öffnete es und schrieb eine elektronische Nachricht, die über eine falsche IP und diverse Umwege an den Unbekannten ging.

    Ich verspreche dir kleinem Wichser, dir nicht die Ehre zu erweisen, dich in ein Kunstwerk von mir zu integrieren!
    Du wirst mir dienen.
    Aber als ein Exempel, das ich an dir statuiere, von dem Leipzig noch lange sprechen wird.
    Keiner soll es danach wagen, mich jemals wieder imitieren zu wollen!
    Ich bin der Meister, der Erfinder dieser Kunst, und ich werde der alleinige Meister bleiben.
    Fürchte dich vor mir.
    Fürchte dich, wo immer du bist!
    Ich scheiße auf deine Herausforderung. Zeige dich mir, und wir klären das, ohne dass du mir wertvolle Materialien wegnimmst.
    Die Leipziger gehören mir!
    Alles, was in dieser Stadt durch die Straßen läuft, gehört mir und ist mein Rohmaterial!
    Warte nur, du Wichser. Ich kriege dich!

    Den letzten Satz fügte er absichtlich hinzu, um den Fälscher glauben zu lassen, dass er nicht wüsste, wo er sich aufhielt.
    Er war sich so gut wie sicher, dass sich das Atelier in der Büttnerstraße befand, in dem Haus, das gerade saniert wurde, an der Ecke in Richtung Hauptbahnhof. Ihm fehlten noch zwei, drei Bilder von dem Angeber, um den Standort zu einhundert Prozent festzuklopfen.
    Die Glutnester wurden vom Sickerwasser erstickt, und mit einem letzten Zischen ergab sich die Kohle. Ausgelöscht. Das gleiche Schicksal würde den Fälscher erwarten.
    Und dann hatte er wieder alle Zeit für die Kunst. Wenigstens wusste die Polizei endlich, wie man an seine versteckten Hinweise kam. Es hatte auch lange genug gedauert. Bernanke mochte er nicht, das würde sie früh genug zu spüren bekommen.
    Er betrachtete die beiden Reprints, die – vom Filterwasser durchnässt – langsam Wellen schlugen, woraus sich neue Motive ergaben.
    Das brachte ihn auf einen Gedanken.
    ***
    Chemnitz, nahe der A4, 9. Dezember
    Ares saß auf seiner Maschine, lässig und entspannt.
    Mit einem Fernglas betrachtete er von der Anhöhe herunter die Landstraße, die sich zu seinen Füßen schlängelte; schräg hinter ihm stand ein Geländewagen samt Pferdeanhänger.
    Es war ordentlich was los. Nur wenige Phasen, in denen kein Wagen über den Asphalt rollte.
    Sein Ziel fuhr einen alten dunkelblauen VW Golf, und es hatte sich vor zehn Minuten seinen neuen russischen Pass abgeholt.
    Gunther Sterz – sofern es sich um den Gesuchten handelte – hieß jetzt Vladimir Iwanow. Vladimir und Iwanow. Beides sehr geläufige Namen in der Russischen Föderation, dabei nicht so klangvoll, dass sich jeder Grenzschützer sofort daran erinnerte. Außerdem, so wurde Ares von Etzel ausgerichtet, hatte sich der Mann die Haare geschnitten und blond gefärbt sowie einen dünnen Bart wachsen lassen.
    Der blaue Golf erschien und fuhr die Straße entlang. Aus seinem Auspuff quoll bläulicher Rauch. Etwas stimmte nicht mit dem Motor. Sollte Ares’ Plan aufgehen, brauchte sich

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