Totenblick: Thriller (German Edition)
auf und ab.
»Na ja. Bevor er losfuhr, meinte er, dass er Sie unbedingt heute noch sprechen müsste. Ich hätte ihm zugetraut, dass er eine Art Gegenüberstellung macht. Was weiß ich.« Lackmann atmete durch. »Gut. Dann weiß ich Bescheid. Ich werde mich gleich auf die Suche begeben und ein paar Kollegen dazuholen. Machen Sie sich keine Sorgen. Wird nichts Schlimmes sein. Vermutlich eine Autopanne und ein leerer Akku. Das kennt man ja. Guten Abend, Herr Löwenstein.«
Ares schluckte und steckte sein Handy ein.
Er wartete noch eine halbe Stunde, dann rief er wieder Lackmanns Nummer an. Der Kommissar meldete sich nicht.
Also drehte Ares seine Runde alleine durch den Johannapark.
Aber den Kopf bekam er nicht frei.
In der Hoffnung, dass Rhode noch aufkreuzte, verlängerte er seine Tour, bis es zu regnen anfing und er patschnass bei Tzschaschel zum Work-out aufkreuzte.
Seine Gedanken drehten sich um Rhode, da konnte der Ramschkönig noch so viel von seinem verstorbenen Kumpel Wolke erzählen. Anatevka zeigte sich nicht. Ihre Verführungsniederlage schien sie zu vertreiben. Ares vermisste sie nicht.
Er fuhr sehr besorgt nach Hause. Das schlechte Gefühl blieb. Seine Kopfhaut schlug regelrecht Furchen.
***
Leipzig, Zentrum-Süd, 10. Dezember
»… weswegen ich mich in Absprache mit dem Innenminister und Polizeipräsidenten entschlossen habe, dem Mörder parallel zu unseren weiteren Ermittlungen eine Falle zu stellen.« Frida Bernanke stand hinter ihrem Schreibtisch und sah in die skeptischen Männer- und Frauengesichter der SoKo. »Es wurde uns ein Spezialeinsatzkommando bewilligt.«
Sie hatte lange damit gewartet, die genauen Fakten zu offenbaren, um die Zahl der Wissenden möglichst gering zu halten, aber es zeichnete sich eine baldige Konfrontation mit dem Täter ab. Jeder aus der Abteilung würde gebraucht werden.
Nach dem Mord an dem SpuSi wurde Bernanke klar, dass sie nicht auf einen Bildermord warten durfte. Wie von ihr befürchtet, hatte Rether nichts in den alten Proben gefunden, weder in dem gefrorenen Stierauge noch auf den Netzhäuten der Guernica -Opfer.
Die Medien flippten aus, als die Website des Täters das letzte Werk zeigte. Auf irgendeinem Weg gelang es ihm, eine Ersatzseite zu aktivieren, sobald die aktuelle von den Polizeiexperten blockiert wurde.
Die verschiedensten Boulevardblätter brachten Analysen über die bisherigen Originale, versuchten sich an Interpretationen und Pseudoschlüssen und interviewten Psychiater und Psychologen. In den bundesweiten Nachrichtensendungen waren die Morde ebenso ein Thema, die seltenen Pressekonferenzen quollen vor Kamerateams über. Das Interesse daran blieb international; wahrscheinlich saß ihr Mörder in seinem Versteck und holte sich einen vor Freude runter, wenn er sah, wie berühmt er geworden war.
Das zumindest stellte sich Bernanke vor, aber sie wollte es nicht länger hinnehmen.
Sie hörte das BKA schon mit den Hufen scharren und sah, wie der Bundesinnenminister seine Hand von Berlin nach Sachsen ausstreckte.
Gekrönt wurde das Ganze vom Unfalltod des Intendanten der Oper. Mutmaßungen schossen ins Kraut, und ihre SoKo hatte seit heute sechzig Leute.
Daher griff sie zur List. Mit Segen von oben.
Hinter Bernanke flimmerte eine Computerpräsentation, die mittels Beamer an die Wand geworfen wurde. Neben ihr saß Kollege Marsching aus der Abteilung Computerkriminalität und wartete auf seinen Einsatz.
»Zum Bisherigen: Wir haben von einem gefakten Account aus bereits mehrere Nachrichten an den Mörder geschrieben, und zwar als der vermeintliche Fälscher, der Anke Schwedts Tod nach dem Vorbild von Psycho arrangierte. Absicht: Wir fordern den wahren Täter zum Wettbewerb heraus, wer der Bessere sei. Ziel ist es, unseren Täter zu reizen und zu Fehlern zu animieren.«
In den Reihen wurde Gemurmel laut.
Ihre gelblich grauen Augen erfassten die anhaltende Skepsis auf den Mienen. »Es klingt gefährlich, und das wird unser Plan auch sein. Aber es gibt gute Prognosen, dass wir ihn auf diese Art schnappen. Die Psychologen bescheinigten uns, dass sein Denkmuster ihn nicht anders handeln lassen kann, als auf unseren Wettbewerb einzusteigen. Den ersten Fehler beging der Mörder mit dem Aufsuchen des Ars Moriendi. Es fanden sich unbekannte Spuren am Tatort, die zur DNA-Analyse und -Prüfung ins Labor geschickt wurden. Mit etwas Glück haben wir einen Anhaltspunkt zur späteren Verwendung«, erklärte sie und sah, dass sich eine dunkelblonde
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