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Totenblick: Thriller (German Edition)

Totenblick: Thriller (German Edition)

Titel: Totenblick: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Ecke. »Ya fuckin son of a o’ fuckin bitch! Fuck you!«
    Fluchend sammelte sie ihre Utensilien auf, fischte sie aus dem Dreck und einer Pfütze, wischte die Tasche ab und hängte sie sich um. Den 50-Euro-Schein, den sie im Strumpf bei sich trug, hatte er nicht finden können. Schotten waren gewieft.
    Um das Fahrrad tat es ihr leid. Es gehörte einer Kommilitonin, aber nach eigener Aussage versuchte sie es schon seit Jahren loszuwerden. Sie sperrte es niemals ab, und doch stahl es niemand. Mehr als fünf Euro Materialwert würde der Maskierte beim Schrotthändler nicht bekommen.
    Schrecklicher war der Verlust ihres Verlobungsrings, weniger bezogen auf den materiellen Wert als auf den ideellen. Ian würde toben vor Wut. Sie sah ihn schon im Flugzeug sitzen und durch Leipzig jagen, um den Typen zu schnappen.
    Aileen verzichtete darauf, zur Polizei zu gehen. Sie konnte niemanden beschreiben, es war nichts Wertvolles abhandengekommen. 20 Euro und ein Ring, der nicht mehr als 50 gekostet hatte. Dafür nahm vermutlich kein Beamter ein Protokoll auf. Morgen vielleicht. Mit trockenen Klamotten.
    »Fucking shit«, murmelte sie und wollte zur Tramhaltestelle marschieren.
    »Warten Sie mal, junges Fräulein!«, sagte unvermittelt eine freundliche Stimme in bestem Hochdeutsch neben ihr. »Ich habe die Polizei schon angerufen und den Überfall gemeldet. Der Kerl mit dem Baseballschläger ist in der Gegend zu einer Plage geworden.«
    Aileen drehte sich zu dem Mann im dunkelgrauen Mantel um, der gerade leicht hinkend zu ihr aufschloss. Er trug seinen Hut nach vorne gegen den Regen ins Gesicht gezogen. »Das ist sehr nett, aber ich wollte jetzt keine Anzeige erstatten. Meine Kleider sind nass, und …«
    »Oh. Nun, das macht nichts.« Er hob den Kopf, und sie blickte mitten in eine Maske, die von einem großen grauen Auge beherrscht wurde. »Ich habe auch nicht die Polizei gerufen.«
    Bevor Aileen reagieren konnte, zuckte seine Hand nach vorne. Die Elektroden eines Elektroschockers wurden gegen ihre Körpermitte gepresst, der Stromstoß jagte durch sie hindurch, ein höllischer Schmerz. Sie musste die Zähne fest zusammenbeißen, während es in ihren Ohren grell surrte und summte.
    Ihre Beine gaben in der gleichen Sekunde nach, aber sie wurde sanft aufgefangen.
    »Ich mache dich unsterblich«, flüsterte der Unbekannte. »Niemand sonst könnte besser geeignet sein als du.«
    Aileen konnte sich nicht wehren. Auch die grässliche Furcht vermochte nichts gegen die Unbeweglichkeit auszurichten. Die junge Schottin sah undeutlich, litt unter den Auswirkungen des Stromschlags; außerdem fiel der Regen ungehindert in ihr Gesicht und ihre Augen. Sie schien eine Strecke weit zu schweben, die Laternen und Wolkenfetzen zogen über ihr hinweg.
    Ihr Atem ging schnell und hektisch, Panik befiel sie. Wohin brachte er sie? Was wollte er mit ihr? Wieso unsterblich? Was sollte die gruselige Maske?
    Der Leipziger Abendhimmel verschwand, und sie starrte auf ein weiß lackiertes Kleintransporterdach; der Geruch von Benzin drängte sich in ihre Nase.
    Aileen landete auf weichem Untergrund, klickend legte sich Metall um ihre Hand- und Fußgelenke. Sie bekam einen Knebel in den Mund und einen Sack über den Kopf. Anschließend knallten zwei Türen zu, dann startete ein Motor.
    Die Angst der Studentin steigerte sich ins Unermessliche.
    ***
    Leipzig, Zentrum-Nord, 7. November
    Polizeimeister Markus Hammer hatte sich noch am Abend von Herolds Todestag beurlauben lassen. Der alte Mann war tot, und Hammer war fertig mit den Nerven. Restlos fertig. Nicht nur, weil er die Leiche seines Streifenpartners aus nächster Nähe gesehen hatte, sondern in erster Linie wegen des Totenblicks.
    Die Drohung wich Hammer nicht mehr aus dem Sinn. Seitdem hatte er sich zu Hause verkrochen, eine seiner privaten Waffen lag entweder vor ihm, oder er schleppte sie im Holster mit sich herum.
    Seine Frau und die Kinder hatte er zur Schwiegermutter geschickt, bis die genauen Umstände des Vorfalls am Hauptbahnhof geklärt waren.
    Der 26-Jährige saß in Joggingklamotten am Küchentisch und sah aus dem Fenster. Ein Humpen Kamillentee dampfte vor sich hin, daneben lagen die Beruhigungsmittel, die er aktuell nahm, sonst hatte er das Zittern gar nicht mehr unter Kontrolle.
    Es regnete in Strömen. Die dicht fallenden Tropfen erzeugten ein dumpfes Rauschen auf den Straßen und Dächern. Niemand, der nicht unbedingt musste, würde vor die Tür gehen und sich der Naturgewalt

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