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Totenblick: Thriller (German Edition)

Totenblick: Thriller (German Edition)

Titel: Totenblick: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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des Kanals. Erstickt. Ungesehen. Herbie hätte ihn nach drei Wochen vielleicht als vermisst gemeldet, man hätte nach ihm suchen lassen. Und schließlich, wenn der Kanal nach Abklingen der Regenfälle weniger Wasser geführt hätte und weniger dreckig gewesen wäre, hätte man vielleicht das Rot des SL entdeckt.
    Seine Füße trafen endlich auf Grund.
    Wolke stellte sich auf, watete weiter. Zwischendurch würgte er, übergab sich und kotzte Kanalwasser, zitterte vor Kälte und Schock. Er spürte seinen überdehnten Nacken.
    Patschend kämpfte er sich voran; die warme Flüssigkeit, die ihm unentwegt von der Stirn über das Gesicht lief, war sein Blut. Er roch es. Sicherlich eine Platzwunde, die vom Türrahmen stammte.
    Das Wasser ging ihm bis zur Hüfte, doch ganz verlassen konnte er es nicht: Er hatte die steile Böschung erreicht, die aus schattenhaften Bäumen, Wurzeln und Erde zu bestehen schien. Seine Finger suchten nach Halt, er wollte hinaufklettern, bevor er ohnmächtig wurde oder die Unterkühlung ihm die Kraft raubte.
    Dreckbröckchen rieselten unvermittelt den Hang herunter, ein Scharren erklang über ihm. »Warten Sie!«, riet ihm eine Stimme. »Ich bin gleich bei Ihnen.«
    Neben ihm schlug etwas ein, Tröpfchen spritzten auf. Es machte Klick, und der erschrockene Intendant wurde angeleuchtet. Jemand kam ihm doch zu Hilfe.
    »Danke«, keuchte Wolke erleichtert, weil er den Aufstieg allein nicht geschafft hätte. Zugeben würde er es nicht. »Danke, dass Sie …«
    Der Lichtschein zuckte herum, dann traf Wolke das schwere Griffende der Metalltaschenlampe genau auf die Platzwunde.
    Halb ohnmächtig sackte er zusammen und versank in den Fluten. Lahm versuchte er, sich an der Böschung aus dem Kanal zu ziehen.
    Zwei Hände legten sich auf seinen Rücken und drückten ihn zurück unter die Oberfläche. Wolke strampelte schwach, versuchte, den Kopf über die Wasserlinie zu heben, doch sein Peiniger glich die Rettungsversuche aus. Die Schwärze und Kälte um ihn wurde allgegenwärtig, er verlor das Bewusstsein und atmete die Brühe ein. Die Lungen füllten sich mit Wasser.
    Richard Georg Wolke bekam nicht mehr mit, dass sein Mörder ihn zurück in die Mitte des Kanals zog. Seine Leiche wurde in die Tiefe gebracht, im Schein einer Taschenlampe auf den Fahrersitz bugsiert und sorgfältig angeschnallt.
    So und nicht anders sollte man den Toten finden.
    Eines Tages.
    Wann immer der unbeliebte Intendant vermisst wurde.
    ***
    Leipzig, Zentrum-Ost, 13. November
    Ares stand vor dem mehrstöckigen Haus in der Rabet-Straße und konnte es nicht fassen: In dem Klingelschilddschungel fehlte das Schildchen mit der Aufschrift FLATOW.
    Er streifte den schwarzen Hoody-Ärmel zurück und sah auf die Datumsanzeige der Uhr. Es war gerade mal ein paar Tage her, dass er sich mit der Rückführerin getroffen hatte, und schon verschwand sie? Die Handynummer jedenfalls ging ins Leere, das hatte er bereits ausprobiert.
    Ares ärgerte sich über seine eigene Nachlässigkeit, nicht sofort zu ihr gegangen zu sein. Aber die Recherchen zu diesem Gesicht, das aus der Vergangenheit wiederaufgetaucht war, hatten ihn zu sehr in Beschlag genommen.
    Bislang blieben seine Anfragen ohne Erfolg, auch Pitt konnte ihm nur bedingt helfen. Der Mann mit dem Messer aus jener verhängnisvollen Nacht war nach seiner Entlassung aus dem Knast vor einem halben Jahr untergetaucht. Ein Phantom, das nun durch die Realität und seine Träume geisterte.
    Ihm kam die erschreckende Eingebung, dass Flatows Verschwinden etwas mit diesem Mann zu tun hatte. Doch er gab nichts auf den Gedanken. Das Schildchen konnte schlicht aus der Halterung gefallen und davongeweht worden sein.
    Ares sah sich zu seiner eigenen Beruhigung um, aber er entdeckte nur jede Menge umherfliegenden Müll.
    Trotzdem klingelte er auf gut Glück dort, wo sich beim letzten Mal der Name befunden hatte, und hoffte auf den Summton des elektrischen Öffners. Sein Wunsch, mit Flatow zu sprechen, steigerte sich.
    Ares drückte den Knopf einer anderen Wohnung und hoffte, dass man ihn ins Haus ließ. Vielleicht wussten die Nachbarn, was mit der älteren Dame war.
    Es geschah immer noch nichts.
    Sind hier alle taub? Er drückte alle Klingeln nacheinander und fing wieder vorne an, nachdem er die Reihe komplett durchhatte. Mehrmals.
    Kein Summen, nicht mal Aufstand aus einem der Fenster über ihm. Sämtliche Bewohner schienen zu schlafen, auf der Arbeit oder sonst wo unterwegs zu sein.
    »Das gibt es doch

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