Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totenblick: Thriller (German Edition)

Totenblick: Thriller (German Edition)

Titel: Totenblick: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
nicht mehr zusammen, doch es ging in die Richtung von »die Könige waren Zeugen der außerordentlichen Tapferkeit ihrer Truppen«.
    Feine Befehlshaber, dachte er jedes Mal, wenn er sich umschaute. Saßen auf dem Hügel, bei Kaffee und Kuchen, wetteten vermutlich sogar darauf, welche Truppen die besseren waren, während ihre Armeen in der brachialen Kriegsführung von damals durch den surrenden Kugelhagel stapften und im Takt der Trommeln aufeinander losmarschierten.
    Apropos royal: Als er und seine Frau das Haus am Monarchenhügel gebaut hatten, waren sie der Meinung gewesen, die Stiegen würden dem Haus etwas Herrschaftliches verleihen. Heute würde er den Quatsch nicht noch einmal machen. Er spielte mit dem Gedanken, in ein paar Jahren parallel eine Rampe anzulegen, schön in Serpentinen mit geringem Gefälle, die man gemütlich erklimmen konnte.
    Weißenberg klingelte, wie er es immer tat. Früher als Zeichen für die Kinder, dass Papa von der Arbeit zurückkehrte. Jetzt freute sich nur noch seine Frau. Sein Sohn und die beiden Töchter waren ausgeflogen, studierten anderswo. Die Zeit verging rasch.
    Das Licht im Flur blieb trotz seines Signals ausgeschaltet.
    Das bedeutete, dass Luise nach ihrem anstrengenden Training beim Kegelverein bereits ins Bett gegangen war.
    Weißenberg lehnte sich nach hinten.
    Im Schlafzimmer brannte die Leselampe. Also schlummerte sie noch nicht. Seine Frau saß garantiert mit den Kopfhörern im Bett und las.
    Er stellte die Tasche ab und tastete an sich herum, suchte den Schlüssel. In der rechten Beintasche wurde er fündig, Weißenberg schlüpfte mit der Hand hinein.
    Da sah er eine Gestalt mit einem weißen Gesicht hinter der Regenzisterne auftauchen, die hinkend auf ihn zusprang und ihm mit beiden Händen gegen die Brust stieß.
    Weißenberg verlor die Balance und stürzte rücklings die Stufen hinab. Er machte sich instinktiv klein, überschlug sich mehrfach, rollte und kugelte wie ein erschrockener Igel.
    Die Treppenkanten schnitten in seinen Rücken und in die Wange. Ein Arm knackte und verwandelte sich in glühenden Schmerz, aber zum Schreien war er zu benommen; mehrmals traf er mit verschiedenen Stellen seines Kopfes gegen den Stein oder die Umrandung. Er sah die Platz- und Schürfwunden förmlich vor sich.
    Irgendwann hatte er den Schwung verloren und lag ausgestreckt rücklings mit dem Kopf nach unten auf der Treppe.
    Weißenberg wusste nicht, wie weit er gefallen war und wo er sich befand. Die Welt drehte sich um ihn, er hatte starke Schmerzen und sah hinauf zum erleuchteten Schlafzimmerfenster.
    »Luise«, ächzte er. Das würde nicht ausreichen, um auf sich aufmerksam zu machen.
    In der Nachbarschaft bellte ein Hund; grollend näherte sich das versprochene Gewitter, deutlich früher als prognostiziert, wie er abstruserweise dachte. Entfernte Blitze zuckten hektisch wie Stroboskope über den Himmel.
    Unregelmäßige Schritte näherten sich, dann schwebte ein maskenhaftes weißes Gesicht mit einem großen Auge vor ihm.
    »Du hast den Totenblick empfangen«, flüsterte die dazugehörige Stimme akzentfrei. Sauber, rein, fast wie ein Nachrichtensprecher. »Siehst du, dass es kein Zurück gibt?«
    Weißenberg stöhnte und versuchte, den schwarzgekleideten Vermummten am Kragen zu packen und zu sich heranzuziehen, damit der Bildermörder abgelenkt war. In seiner linken Tasche trug er ein Allzweckmesser bei sich, nach dem er insgeheim tastete. Würde er den Mann – und es war zweifellos ein Mann – nicht töten oder in die Flucht schlagen, erlebte er den Sonnenaufgang nicht mehr. »Warum ich?«, wisperte er, schluckte hektisch. Sein Adamsapfel tanzte im Hals auf und ab. »Aber Hansen …«
    Der Maskierte lachte kalt. »Wie nett! Versucht, sich mit dem Tod eines anderen zu retten.«
    »Hansen«, wiederholte Weißenberg stur und nach einer Erklärung verlangend. Seine Finger hatten das Taschenmesser erreicht und umschlossen es. Vorsichtig zog er es heraus. Ausgeleiert, wie der Mechanismus war, ließ es sich einhändig öffnen. Mit dem Daumennagel hob er die Klinge an. Millimeter um Millimeter, um bis zu dem Punkt zu gelangen, an dem es aufschnappte.
    Das Maskengesicht entfernte sich leicht von ihm, dann zuckte eine behandschuhte Faust nieder.
    Weißenbergs Kopf flog zur Seite, er verlor die Kraft.
    Das Messer fiel ihm aus den Fingern und schlug klappernd auf die Platten, als der Unbekannte ihn wie eine Braut anhob und die Stufen hinauftrug, hinkend, aber dennoch

Weitere Kostenlose Bücher