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Totenblüte

Totenblüte

Titel: Totenblüte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Cleeves
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hübschen jungen Frau gesprochen. Groß, gut in Form für sein Alter. Das traf auf eine ganze Reihe von Leuten zu, einschließlich Samuel Parr. Sie hatten ein Foto von Calvert auf dem Schutzumschlag eines seiner Lehrbücher gefunden, das allerdings schon zwanzig Jahre alt war, sodass er noch längeres und vor allem dunklesHaar hatte. Es war kein Wunder, dass der Ladeninhaber ihn darauf nicht erkannt hatte. Falls der Mann im Laden überhaupt Calvert gewesen war.
    Der Ring war im Januar gekauft und bar bezahlt worden. Der Ladenbesitzer hatte seine eigenen Schlüsse daraus gezogen. «Das ist gar nicht so selten. Er wird ja schließlich nicht wollen, dass seine Frau den Betrag auf der Kreditkartenabrechnung findet.» War es also doch Calvert gewesen? Samuel Parr hatte schließlich keine Frau mehr, die ihn überwachen konnte.
    «Können Sie mir sonst noch etwas über den Herrn sagen?», hatte Charlie ihn gefragt. Vera konnte sich direkt vorstellen, wie er in dem eleganten Laden stand und in seiner leicht schmuddeligen Aufmachung ziemlich fehl am Platz wirkte. York war eindeutig nicht der richtige Ort für Charlie. Nur auf der Pferderennbahn dort würde er sich sicher ganz zu Hause fühlen.
    Und dann war der Inhaber mit der einzig wirklich wertvollen Information herausgerückt, die sie von ihm bekommen hatten. «Er war hier bei irgendeiner Konferenz. Es war Mittag, und er meinte, er müsste bald zurück zur Nachmittagsveranstaltung. Das hat der jungen Dame überhaupt nicht gepasst. Sie wollte ihn überreden, die Veranstaltung sausenzulassen. Es war kein direkter Streit, aber doch eine Meinungsverschiedenheit. Darum erinnere ich mich auch an die beiden. Und weil sie so bildhübsch war.»
    Vera hätte sich gern vorher vergewissert, ob Calvert tatsächlich auf einer Konferenz in York gewesen war, ehe sie sich ihm gegenüber ins Verhörzimmer setzte. Sie hatte schon überall herumtelefoniert, aber um diese Uhrzeit war natürlich kein Mensch mehr erreichbar. Dann hatte sie Holly im Internet suchen lassen, auf den Websites der Universitäten und der Botanikgesellschaften, doch die wareninzwischen fast alle aktualisiert worden. Es gab keine Aufzeichnungen mehr über eine Veranstaltung, die vor einem halben Jahr stattgefunden hatte.
    Sie sorgte dafür, dass man ihn respektvoll behandelte. Ihr fehlte die Zeit, sich noch mit Beschwerden herumzuschlagen, außerdem wollte sie, dass er sie weiterhin unterschätzte. Wenn er sich überlegen fühlte, verriet er vielleicht mehr. In letzter Sekunde bat sie Holly, sie statt Ashworth beim Verhör zu unterstützen. Vielleicht verspürte Calvert ja den Drang, sich vor einer hübschen jungen Frau etwas zu produzieren. Das übrige Team war ganz aus dem Häuschen vor Aufregung. Sie gingen davon aus, dass der Fall bald gelöst sein würde.
    Vera machte Calvert einen Kaffee – einen richtigen aus ihrem Privatvorrat, nicht dieses Gesöff aus der Maschine – und betrat das Verhörzimmer.
    «Tut mir wirklich leid, dass wir Sie noch vor dem Abendessen hierherbestellen mussten», sagte sie. Sie ließ sich Zeit, rutschte ein bisschen auf dem Stuhl hin und her, sorgte dafür, dass ihr ein paar Unterlagen aus der Tasche fielen, als sie sie auf den Boden stellte, und kramte dann noch einmal darin, um einen Stift herauszuholen. «Aber es dauert sicher nicht allzu lange. Wir müssen nur noch ein paar Punkte klären. Sie haben doch sicher nichts dagegen, wenn wir dieses Gespräch aufzeichnen? Reine Routine.» Dann sah sie ihn zum ersten Mal an. Er wirkte einigermaßen aufgeräumt. Ashworth hatte erzählt, er sei kurz davor gewesen, die Beherrschung zu verlieren, als er die Spurensicherungsbeamten zum Gartenhaus gehen sah – ein Grund mehr, weshalb er ihn dann mit aufs Revier genommen hatte. Vera stellte Holly vor, und Calvert nickte ihr mit einem anzüglichen Lächeln zu, von dem einem schier schlecht werden konnte.
    «Waren Sie im Januar auf einer wissenschaftlichen Konferenz in York?»
    Mit dieser Frage hatte er offenbar nicht gerechnet. Vera sah, wie seine Gedanken rasten. Er war doch so vorsichtig gewesen, hatte alles nur in bar bezahlt. Wie hatten sie das bloß herausgefunden? Ashworth hatte recht gehabt. Er musste Lilys Liebhaber gewesen sein.
    «Doktor Calvert?» Vera sprach mit sanfter, behutsamer Stimme. Als er immer noch nicht antwortete, setzte sie hinzu: «Ihnen ist doch klar, dass wir das auch anderweitig überprüfen können.»
    Da riss er sich wieder ein wenig zusammen. «Entschuldigen Sie

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