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TotenEngel

TotenEngel

Titel: TotenEngel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Fischer
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symbolisieren sie auch den Irrsinn des Lebens. Es sind Darstellungen aus den Albträumen, die mir Patienten erzählt haben. Wie finden Sie die Bilder?«
    »Sie passen zu jemandem, der seine Aggressionen abreagiert, indem er auf sandgefüllte Tierhaut einprügelt«, erwiderte der Commissaris.
    »Ich spiele mit dem Gedanken an eine Ausstellung, sobald ich genug fertiggestellt habe«, bekannte der Arzt und trat nun dochhinter dem Schreibtisch hervor, um sich neben den Commissaris zu stellen und die Gemälde aus dessen Blickwinkel zu sehen.
    »Hier auf dem Klinikgelände?«, fragte Van Leeuwen.
    »Warum nicht? Sie würden sich wundern, wie viel Sinn für Humor Schwerkranke und Sterbende haben.«
    »Ich kann schon das fröhliche Gelächter bei der Vernissage hören«, meinte Van Leeuwen, »vor allem wenn Sie die Bilder mit Ihrem Künstlernamen signieren – Doktor Death. Am besten legen Sie die Eröffnung gleich auf den einunddreißigsten Oktober.«
    »Warum ausgerechnet auf den einunddreißigsten Oktober?«
    »An diesem Abend wird in Mexiko der Tag der Toten gefeiert, die Nacht des Hundes «, erklärte Van Leeuwen. »Man erwartet die Rückkehr der gestorbenen Kinder, der angelitos , der kleinen Engel. Sie könnten den Gästen Calaveras de Dulce servieren. Das sind Totenschädel aus Zucker. Und Pan de Muerto , Totenbrot – ebenfalls ein beliebtes Naschwerk! Zusammen mit einem ordentlichen Schluck Tequila …«
    Van der Meer zwang sich zu einem Lachen. »Wenn Sie so gebildet sind, dann kennen Sie auch William Blake«, meinte er. »Some are born to sweet delight … «
    »Das einzige Gedicht, das ich kenne, ist Siebzehn Mann auf des toten Kerls Kiste «, entgegnete Van Leeuwen.
    Van der Meer schüttelte den Kopf, ein erstes Zeichen von Unmut. » Some are born to sweet delight, some are born to endless night – um zum Anlass Ihres Besuchs zurückzukehren . Das war nämlich Heleen Soetemans Leben – endlose Nacht, Tag für Tag. Sie hatte den guten Tod verdient. Sie wissen, dass dies die Übersetzung des griechischen Wortes Euthanasie ist – der gute Tod ? Und wenn ein Mensch diesen Tod verdient hatte, dann war es Heleen Soeteman. Meine Güte, was hat die Frau leiden müssen … Und jetzt hat ihr also doch noch jemand geholfen. Gut, kann ich nur sagen. Gut! Das war es ja, was sie sich mehr als alles andere gewünscht hat, aber mir fehlte der Mut. Sie haben mir noch nicht gesagt, in welche Klinik sie gegangen ist.«
    »In gar keine. Sie ist an ihrem Arbeitsplatz ermordet worden.Jemand hat ihr eine Plastiktüte über den Kopf gestreift und sie damit erstickt.« Der Commissaris trat einen Schritt zur Seite, um den Arzt ansehen zu können. »Vielleicht wäre es nicht dazu gekommen, wenn Sie versucht hätten, ihr Leben zu retten, statt es nur abzulehnen, sie zu töten.«
    Van der Meer entgegnete: »Sie wusste, dass es keine Heilung für sie gab. Auch das gehört zum Beruf des Arztes – dass man keine falschen Hoffnungen erweckt und auf lebensverlängernde Maßnahmen verzichtet, wenn sie keine Aussicht auf Besserung mit sich bringen, sondern nur noch mehr Qualen. Es ist immer ein unerträgliches Dilemma, und am Ende entscheidet das Gewissen.« Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Zeit für die Nachtvisite. Kommen Sie, Sie können mich begleiten.«
    Mit großen Schritten stürmte der Arzt aus seinem Büro, ohne darauf zu achten, ob der Commissaris ihm folgte. »Eine Frau wie Heleen wird krank, weil sie sich nicht mehr anders zu wehren weiß«, sagte er, während er, weiterhin mit beiden Händen in den Kitteltaschen, über den Gang seiner Klinik eilte. »Es ist das letzte Aufbegehren ihrer Seele. Sie wird krank, weil ihre Leidensfähigkeit erschöpft ist, weil sie nicht anders zurückschlagen kann. Sie gibt sich selbst an allem die Schuld und will sich dafür bestrafen, indem sie erst ihre Seele zerstört, dann ihren Körper. Ja, der Tod war eine Erlösung für sie!«
    Der Arzt ging schnell, er achtete nicht auf die Schwestern oder Pfleger, die ihm auf dem Gang begegneten, auch ihre Grüße oder eine hastig vorgebrachte Frage ließ er unbeantwortet. Er schien einem bestimmten Zimmer am Ende des Korridors zuzustreben.
    Van Leeuwen hielt mit ihm Schritt. »Und Heleen Soeteman hat um diese Erlösung gebeten?«
    »Mehr als ein Mal.«
    »Sie hat darum gebeten, getötet zu werden?«
    »Ja.«
    »Können Sie mir sagen, an wen sie sich noch gewandt hat – außer an Sie? Wie viele Menschen kennen Sie, für die eine simpleBitte um

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