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Totenflut

Titel: Totenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bent Ohle
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raus!«
    Wegener überlegte kurz und nickte dann Keller zu.
    Â»Du bist so ein armseliger Feigling!«, sagte Schröder enttäuscht, und dieser Satz tat Wegener mehr weh als jede Beleidigung, die Schröder ihm jemals ins Gesicht geschrien hatte. Es war nicht nur die Tatsache, dass er ihn einen Feigling nannte, nein, es war die echte Enttäuschung in seinen Augen und in seiner Stimme, die aus einer Beleidigung eine kalte Wahrheit werden ließ.
    Herrgott, wenn er ehrlich mit sich war, konnte er sich auch nicht vorstellen, dass dieser Junge Annette Krüger umgebracht hatte. Es war einfach nur am plausibelsten. Wer sollte es sonst gewesen sein? Es gab keinerlei Hinweise auf eine dritte Person. Keine Spuren, keine Zeugen. Fest stand, sie hatten sich gestritten, und Wegener waren etliche Fälle bekannt, in denen man aus eben solchen Motiven zu einer Tat getrieben wurde. Alles deutete nun mal auf den Jungen hin. Aber Schröder würde nicht aufgeben. Schröder konnte sich festbeißen wie ein verdammter Straßenköter. Wegener musste sich absichern. Er musste mehr in der Hand haben, als dieses Geständnis. Er brauchte Annette Krügers Leiche.
    Er trug Keller und Trostmann auf, ein Team mit Leichenspürhunden aufzustellen und das Gebiet um den Feldweg herum und am Fundort des Autos zu durchkämmen. Auch das Grundstück von Mikes Eltern sollte abgesucht werden. Und als Wegener seine Anweisungen gegeben hatte, sah er eine Unsicherheit in Kellers Augen, ein unheilvolles Zögern, das zeigte, dass er mehr wusste als Wegener.
    Â»Was ist, Keller?«, fragte er barsch, weil er jetzt keine Meinungen oder Vorschläge von irgendjemandem hören wollte. Er wollte, dass alles so lief, wie er es aufgetragen hatte.
    Â»Vielleicht gibt es ein Problem.«
    Â»Verdammt, was kann denn jetzt noch kommen, sag es endlich!«
    Â»Letzte Nacht ist wieder ein Mädchen verschwunden.«
    Kapitel 10
    Schröders Wut war unbändig. Er hätte am liebsten alles in diesem nach Unvermögen und Dummheit stinkendem Revier verwüstet, umgeschmissen und zertreten. Doch sein Rücken ließ das nicht zu. Der Stahl krümmte sich in seinen Wirbeln und zwang ihn fast auf die Knie. Seine Gelenke rieben trocken aneinander und zerquetschten seine Nerven. Genau so fühlte es sich an. Das war das Bild, dass er immer vor Augen hatte, wenn der Schmerz so war wie jetzt. Und es würde noch schlimmer werden. Wenn sich erst das Adrenalin in seinen Adern abbauen würde, dann wäre an keinerlei Bewegung auch nur zu denken. Er musste zu Petri, jetzt sofort. Petri musste ihm etwas spritzen. Er durfte nicht handlungsunfähig werden, jetzt, wo Wegener der Fall aus dem Ruder lief. Es bahnte sich eine Katastrophe an für Mike, für Wegener und für all die Mädchen, die noch folgen würden.
    Als Schröder die Rezeption in Petris Praxis erreicht hatte, lief ihm bereits der Schweiß von der Stirn, als sei er hierher gesprintet. Jeder Muskel war bis aufs Äußerste angespannt, nur um seinen Körper aufrecht zu halten. Schröder stützte sich auf den Tresen und sprach eine Sprechstundenhilfe an, die er noch nicht kannte.
    Â»Ich muss zu Dr. Petri!«
    Â»Haben Sie einen Termin?«, fragte das Mädchen gleichgültig.
    Â»Nein, er nimmt mich immer so dran.«
    Â»Waren Sie schon mal bei uns?«
    Â»Sicher, verdammt! Wo ist Veronika?«, rief Schröder ungeduldig. Er hatte es satt, wie sie ihn von oben herab behandelte und dabei ignorierte, wie schlecht es ihm ging. Eine andere Sprechstundenhilfe kam aus dem hinteren Behandlungszimmer und erkannte Schröder und seinen Zustand sofort.
    Â»Herr Schröder! Ist es wieder so schlimm?« Schröder nickte. Tina legte ein paar Röntgenbilder beiseite und öffnete ihm gleich eine Tür.
    Â»Herr Schröder kann in die drei gehen!«, sagte sie zu der Neuen, und Schröder manövrierte sich auf die Behandlungsliege.
    Wie viele Minuten vergingen, bis Petri kam, konnte Schröder nicht sagen. Vielleicht war er weggedöst vor Erschöpfung, vielleicht hatten seine Gedanken ihn ein wenig zu weit fortgetragen, jedenfalls musste jemand schon einen Infusionsständer samt Medikamentenbeutel hereingefahren haben, als Petri mit der Nadel vor ihm stand.
    Â»So, das wird erst mal gegen deine Schmerzen helfen, aber ich werde dich heute auch in ein Krankenhaus einweisen lassen! Ich seh mir das nicht länger mit

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