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Totenflut

Titel: Totenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bent Ohle
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Kommando. Die Tiere stürmten drauflos und hatten nur wenige Sekunden später den Hirsch erreicht. Die beiden Jäger liefen hinterher. Ihre Stiefel versanken tief im Matsch. Ihre Hunde kreisten aufgeregt um den Kadaver herum, schnüffelten, jaulten, ließen aber rasch von ihm ab und liefen dann scheinbar einer anderen Fährte hinterher. Kreuz und quer über die Lichtung. Sie waren fast außer sich. Die Hunde drückten ihre Schnauzen in die feuchte Erde und buddelten kurz, aber nur um gleich wieder weiterzulaufen und dasselbe an anderer Stelle zu wiederholen.
    Â»Was ist denn mit denen los?«, fragte Schmidt.
    Â»Vielleicht ein Fuchsbau«, vermutete Grabowski. Die Weimaraner gruben nun gemeinsam an einer Stelle.
    Â»Ich glaub, sie haben ihn!«, sagte Grabowski leise und nahm sein Gewehr wieder in Anschlag. Schmidt tat es ihm gleich, und sie gingen vorsichtig auf die Stelle zu. Ein Bau oder eine Höhle war nicht zu erkennen. Doch es lag etwas in der schwarzen Erde. Sie gingen näher und zerrten ihre Hunde an den Halsbändern zurück. Fast gleichzeitig erkannten sie den Arm und schreckten derart heftig zurück, dass sie rücklings in den Dreck fielen. Die Hunde hatten einen menschlichen Arm ausgegraben. Die weiße Haut leuchtete im schwarzen Morast. Und an einem Finger konnte man sogar einen Ring erkennen. Es war eine Frauenhand, und ihr restlicher Körper musste unter ihnen begraben liegen.
    Schröders Wecker zeigte 7 Uhr 03 an, als das Telefon klingelte und ihn aus seltsamen Träumen riss.
    Â»Schröder?«
    Â»Hallo, hier ist Bernd!«
    Schröder verstand nicht, was Wegener um diese Zeit von ihm wollen konnte, dass er überhaupt noch etwas von ihm wollen konnte.
    Â»Was ist los?«
    Â»Wir müssen reden. Kann ich dich gleich abholen?«
    Â»Ich bin in fünf Minuten fertig!«
    Â»Gut. Bis gleich!«
    Wegener legte auf. Schröder sah eigentlich nur einen Grund für diesen Anruf. Sie mussten Annette Krügers Leiche gefunden haben, und irgendwie musste sich herausgestellt haben, dass Mike nicht der Täter sein konnte.
    Schröder stand vorsichtig auf, um seinen Rücken zu schonen, sagte seinem Vater Bescheid und verließ dann leise die Wohnung. Unten auf der Straße musste er nicht lange warten, bis er Wegeners Wagen kommen sah. Er stieg zu ihm ein und schloss die Tür. Wegener sagte nichts, sah ihn nicht an, setzte einfach nur den Blinker und fuhr los. Schröder musste eine Weile warten, bis Wegener zu sprechen begann.
    Â»Ich brauche deine Hilfe. Wir haben da etwas entdeckt, das du dir ansehen musst.«
    Â»Warum ich?«
    Â»Weil du wahrscheinlich recht hattest.«, sagte Wegener und sah zu ihm herüber. Schröder erkannte eine unendliche Besorgnis in seinen Augen.
    Nach zwanzig Minuten Fahrt erreichten sie einen Waldweg, in den Wegener einbog und ihm ein paar hundert Meter folgte, bis mehrere Polizeiautos in Sicht kamen. Auf der rechten Seite des Weges führte ein kleiner Wassergraben entlang, über den an dieser Stelle zwei dicke Stahlplatten gelegt worden waren. Wegener parkte hinter dem letzten Auto, und sie stiegen aus. Schröder erkannte Reifenspuren von Baggern, die über die provisorische Brücke in den Wald hinein verliefen. Ohne ein Wort zu sagen, folgte Schröder Wegener in den Wald.
    Als sie die Lichtung erreichten, waren dort drei kleinere Bagger und über vierzig Polizisten mit Spaten und Suchhunden im Einsatz. Schröders Kehle schien auf einmal zuzuschwellen. Er bekam kaum noch Luft. Angst staute sich in ihm auf, Angst vor dem, was er gleich sehen würde. Er war nur noch Augenblicke, nur noch ein paar Schritte davon entfernt, dem ins Auge zu blicken, was ihn sein ganzes Leben verfolgen würde. Sein Leben und das vieler anderer Menschen auch, änderte sich genau jetzt und hier auf dieser Lichtung. Und das nicht zum Guten. Das Böse hielt Einzug in dieser Welt, in dieser Stadt, in Schröders Leben. Das Böse selbst, denn etwas Vergleichbares hatte es nicht gegeben. Hier begann es. Hier war der Ursprung. Ab jetzt würde nichts mehr so sein wie vorher.
    Sieben Gräber waren bereits ausgehoben. Schwarze Leichensäcke lagen neben ihnen. Unter der Anweisung eines Polizisten hob ein Bagger gerade ein weiteres Loch aus, und als er die Schaufel in die Höhe hob, zerbröckelte die feuchte, dunkle Erde und eine halb verweste Leiche wurde sichtbar.
    Â»Großer Gott!«, entfuhr

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