Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Totenflut

Titel: Totenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bent Ohle
Vom Netzwerk:
Mädchen, aber du hattest eine Freundin. Annette hat dich unter Druck gesetzt, sie wollte dich zwingen, es Karla zu sagen. Aber du wolltest Karla nicht verletzen, weil du sie liebst, stimmt’s? Sie sollte das nicht erfahren, und da ist dir einfach eine Sicherung durchgebrannt. Du wolltest Karla schützen und hast Annette zum Schweigen gebracht, stimmt’s? Du hast auf der Landstraße auf sie gewartet, ja? So war es doch?«
    Mike schaute Trostmann aus verzweifelten großen Augen an. Er hatte keine Kraft mehr zu widersprechen. Er hatte doch schon tausendmal widersprochen, aber sie hörten einfach nicht auf zu fragen. Alles begann immer wieder von vorn, immer wieder von vorn.
    Â»Du hast getan, was du tun musstest, damit es nicht rauskommt. Du hattest keine andere Wahl! Daran erinnerst du dich doch noch?«
    Mike schüttelte stumm den Kopf. Es war der einzige Weg, um Nein zu sagen. Sprechen erschien ihm jetzt wie eine unmöglich zu bewältigende Anstrengung.
    Â»Du weißt nicht mehr, wie es passiert ist? Du wolltest ihr gar nicht weh tun. Es ist einfach passiert! Vielleicht wollte sie schreien, und dann hast du sie gewürgt! Hat sie geschrien?«
    Mike schüttelte den Kopf.
    Â»Nein? Oder hast du einen Filmriss? Das kann schon passieren, wenn man so etwas erlebt. Das Gehirn blendet das aus. Du musst in Panik gewesen sein. Bald wäre die Affäre rausgekommen! Wie hätte Karla wohl reagiert? Überleg doch! Weißt du noch, wie du dich gefühlt hast?«
    Mike nickte. Tränen liefen seine Wangen herab.
    Â»Weißt du noch, wie du sie abgefangen hast? Sie hielt an, hatte dich bestimmt gleich erkannt, und dann stieg sie aus, ja? Und dann hast du’s getan! Erinnerst du dich?«
    Mike hing an Trostmanns Augen. Alles war sinnlos. Alles, was er sagte, prallte ab. Seine Worte prallten an diesen Polizisten ab und zersprangen dann wie Glas. Der ganze Boden war mit Scherben bedeckt. Mike sah Annette vor sich, wie sie schrie und um sich schlug. Sie wehrte sich mit aller Kraft. Ihre Haare flogen umher, und sie kreischte und kreischte. Mike wusste nicht mehr, ob er schlief oder wach war. Er schwebte haltlos in einem Raum voller Bilder, und er konnte die Realität nicht mehr vom Traum unterscheiden. Alles verschmolz zu einer wirren, nicht greifbaren Masse. Ein großer Klumpen klebriger Teig füllte seinen Kopf und erdrückte seinen Verstand.
    Â»Ja, jetzt erinnerst du dich, nicht wahr? Das ist gut! Du wolltest es nicht, aber es war ein Unfall! Du hast es getan, nicht wahr? Erinnerst du dich? Ja? Sag es doch, dann kannst du endlich schlafen, dann kannst du dich ausruhen, so lange du willst!«
    Â»Ja, vielleicht.«
    Â»Wie bitte?«
    Â»Vielleicht war es so, ich weiß es nicht mehr!«
    Â»Vielleicht?«
    Â»Ja, doch. Ich denke schon. Ich glaub, dass ich es war. Oh Gott, bitte lasst mich jetzt schlafen! Ich bin’s gewesen!«
    Trostmann richtete sich triumphierend auf. Stolz blickte er in den doppelseitigen Spiegel. Er wusste, dass auf der anderen Seite Keller und Wegener standen und das Gespräch aufzeichneten. Sie hatten das Geständnis. Endlich hatten sie das Geständnis.
    Wegener klopfte Keller auf die Schulter. Eine riesige Last war nun von ihm abgefallen, und er blickte mit Vorfreude auf die Pressekonferenz, die er nun ansetzen würde. Er könnte diesen Schreiberlingen sagen, dass sie ihn gefasst hatten. Alle würden ihn bewundern, die ganze Stadt würde ihn bewundern und ihn loben. Er könnte sich morgens mit seiner Frau beim Frühstück die Artikel durchlesen, die man über ihn schreiben würde. Sie würden Sekt trinken, und seine Frau würde furchtbar stolz auf ihn sein.
    Draußen vor der Tür kam plötzlich Unruhe auf. Wegener hörte aufgebrachte Stimmen, als die Tür aufflog und Schröder in den Raum hineinplatzte.
    Â»Was zum Teufel macht ihr hier?«
    Â»Wir leiten ein Verhör!«
    Â»Der Junge ist unschuldig!«
    Â»Er hat soeben gestanden, Schröder! Es ist vorbei. Das war’s.«
    Schröder trat näher an Wegener heran, bis sich fast ihre Nasenspitzen berührten.
    Â»Ich schwöre dir, wenn du das durchziehst, hetze ich dir die Dienstaufsicht und die Presse auf den Hals! Du wirst keine ruhige Minute mehr haben, glaub mir!«
    Schröder blickte ins andere Zimmer. Mike saß zusammengesunken am Tisch und weinte, dass sein ganzer Körper zuckte.
    Â»Holt ihn endlich da

Weitere Kostenlose Bücher