Totenflut
kommen wir auf Sie zu.«, sagte Elin und erhob sich.
»Jederzeit! Sind Sie denn weitergekommen? Haben Sie eine Ahnung, wo das Mädchen sein kann?«, fragte Winkler.
»Ich kann Ihnen keine Informationen geben. Auf Wiedersehen!«
Winkler begleitete die beiden bis zur Tür.
»Hübsche Trophäen haben sie da.«, sagte Schröder anerkennend.
»Ja, manche spielen FuÃball, ich jage gerne.«
Sie verabschiedeten sich, und Schröder und Elin stiegen in den Wagen.
»Warum stellen Sie eigentlich keine Fragen?«, wollte Elin wissen.
»Weil ich nur Ihr Chauffeur bin.«, sagte Schröder und lieà den Motor an.
»Zum Schmollen ist jetzt keine Zeit! Sagen Sie mir, was Sie denken! Annette Krüger streitet mit ihrem Freund und fährt allein auf der LandstraÃe. Keine Bremsspuren. Sie hält einfach mitten in der Nacht an und parkt auf dem Seitenstreifen. Warum tut sie das?«
»Er täuscht eine Panne vor. Vielleicht wollte sie ihm helfen? Oder er versucht es als Anhalter.«
»Aber wie schafft er dann ihre Leiche weg?«
»Er könnte seinen Wagen weiter hinten an der StraÃe geparkt haben.«
»Aber dann müsste sie nicht auf dem Seitenstreifen halten. Ich denke, die Idee mit der Panne ist gar nicht so abwegig.«
Bei dem nächsten Meeting präsentierte Elin ihre erste Theorie zu Annettes Fall. Sie stand vor dem versammelten Team. Auch Wegener war anwesend.
»Wir vermuten, dass er eine Autopanne vortäuscht und die Hilfsbereitschaft der Frauen ausnutzt. Wenn sie ausgestiegen sind, überwältigt er sie und schafft sie in seinem Wagen weg. Annette Krüger war mit Kabeln an Händen und FüÃen gefesselt. Zuerst schnitt er seinem Opfer die Zunge heraus, bevor er es dann nackt in einen sehr engen Käfig oder ein Verlies sperrte. Das Opfer wird so mehrere Stunden oder auch Tage zugebracht haben, bis der Täter es schlieÃlich ertränkte. Laut Labor handelt es sich um sehr kupferhaltiges Leitungswasser. Nach dem Eintritt des Todes wurde das Opfer vergewaltigt. Wir suchen derzeit noch nach einer passenden DNS -Probe in den Archiven. Des Weiteren wurden dem Opfer Teile aus der Rückenmuskulatur herausgeschnitten, was ich nicht für einen Teil des Handlungsmusters halte. Vielmehr denke ich, dass er versucht hat, Bissspuren zu beseitigen.«
»Er ist nekrophil und kannibalisch?«, fragte Wegener.
»Nekrophil, ja! Kannibalisch, nein! Während einer Vergewaltigung kann ein Täter derart in Wut und Rage geraten, dass er sein Opfer verletzen muss. BeiÃen ist eine verbreitete Art solcher WutäuÃerungen. Die Position dieser vermeintlichen Bissspuren lässt den Schluss zu, dass er sein Opfer von hinten vergewaltigt hat. Ein Zeichen dafür, dass er seinem Opfer nicht ins Gesicht sehen kann. So paradox das klingt, aber er hat Angst davor.
Danach verstümmelte er die Genitalien. Ein Akt von Abscheu gegenüber dem weiblichen Geschlecht. Die abgeschnittene Zunge diente ihm wahrscheinlich als Trophäe! Frauen scheinen für ihn Lügnerinnen zu sein. Also entfernte er das Werkzeug dieser Lügen.«
Niemand sagte etwas. Es war so still, dass man jeden einzelnen Regentropfen hören konnte, der drauÃen auf die Dächer der parkenden Streifenwagen trommelte.
»So viel von meiner Seite. Trostmann, Keller, haben Sie weitere Informationen über die Identität der anderen Opfer?«
Trostmann stand auf und kam nach vorn. Er hatte einen kleinen Zettel vorbereitet, von dem er hin und wieder ablesen musste.
»Laut Gerichtsmedizin ist Annette Krüger das letzte Opfer gewesen. Wir konnten bis jetzt zwei weitere Mädchen identifizieren. Zum einen Tanja Suchinsky aus Osnabrück und Jennifer Wieland aus Ibbenbühren. Tanja Suchinsky ist dreiundzwanzig Jahre alt und ist vor vier Monaten als vermisst gemeldet worden. Sie verschwand auf dem Heimweg von der Disco. Ihr Auto stand auf der LandstraÃe, genau wie bei Annette Krüger. Jennifer Wieland ist zwanzig Jahre alt und seit acht Monaten als vermisst gemeldet. Man fand ihr Fahrrad abgestellt an einer LandstraÃe. Sie war auf dem Weg zu ihrem Freund.«
Schröder kannte diese Namen nur zu gut. Keiner hatte ihm glauben wollen, und jetzt, da er sah und alle anderen sehen konnten, dass er recht gehabt hatte, stimmte ihn das nur noch trauriger. Wie gern wäre er im Unrecht gewesen.
»Was heiÃt, das Fahrrad war abgestellt?«,
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