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Totenfrau

Totenfrau

Titel: Totenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Aichner
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Wahnsinn in ihr Leben, sie rechtfertigten ihn. Wir haben sie immer gut gefüttert. Dass wir sie betäubt haben, war gut für sie. So hat es ihnen nicht wehgetan. Dort, wo sie herkommen, hatten sie es nicht besser. Wir haben gut für sie gesorgt. Es hat ihnen an nichts gefehlt. Es ging ihnen gut bei uns.
    Blum will aufstehen und ihn treten. Mit voller Wucht, bis er still ist. Sie will ihn spüren lassen, dass es falsch war, was er getan hat. Dass es unvorstellbar grausam war. Alles, jeder Tag, jede Begegnung mit seinen Opfern. Blum will, dass er es sagt. Dass es ihm leidtut. Dass auch er das Monster sieht, das da im Bootshaus am Boden liegt. Ihn bestrafen. Ihn ausradieren. Blum will noch mehr. Sie will die Antwort auf die letzte Frage. Das Ende der Beichte, ohne Hoffnung auf Vergebung die Wahrheit. Wer es getan hat. Ob er es gewesen ist? Ob er gefahren ist? Ob er es war, der Mark getötet hat? Am Steuer seines Rover vor drei Monaten. Benjamin Ludwig oder ein anderer. Blum will es wissen.
    – Du hast meinen Mann umgebracht.
    – Was habe ich?
    – Du weißt genau, wer ich bin.
    – Nein.
    – Sag mir, dass du es weißt. Jetzt, oder du bist tot.
    – Ja. Ich weiß, wer Sie sind.
    – Es war dein Wagen.
    – Aber ich habe Ihren Mann nicht umgebracht.
    – Hör auf zu lügen.
    – Ich lüge nicht.
    – Es war dein Auto.
    – Aber ich bin nicht gefahren.
    – Wer dann?
    – Ich nicht.
    – Wer?
    – Das wird Ihnen nicht gefallen.
    – Entweder du redest jetzt, oder du stirbst.
    – Er ist gefahren, nicht ich.
    – Der Clown?
    – Ja. Der Clown.
    – Wer ist es? Wie heißt er? Wo kann ich ihn finden? Mach endlich dein Scheißmaul auf.
    – Er ist für all das verantwortlich. Nicht ich. Er hat das Mädchen umgebracht. Und auch Ihren Mann. Er hat gesagt, dass es sein muss. Wir haben versucht, es ihm auszureden, das müssen Sie mir glauben.
    – Seinen Namen.
    – Er wollte, dass ich es mache, aber ich habe ihm gesagt, dass ich das nicht kann. Ihren Mann töten. Ihn einfach überfahren. Aber er hat darauf bestanden. Er hat gesagt, dass wir alle ins Gefängnis gehen, wenn er weiterlebt.
    – Du hast noch zehn Sekunden.
    – Es ist seine Schuld, nicht meine.
    – Halt dein verdammtes Maul und sag mir seinen Namen.
    – Ich wollte nicht, dass jemand stirbt. Ich habe ihm nur mein Auto gegeben. Ich bin nicht dafür verantwortlich, ich könnte nie jemanden umbringen.
    – Fünf Sekunden.
    – Sie haben ja keine Ahnung, mit wem Sie es da zu tun haben.
    – Drei.
    – Er wird auch Sie töten.
    – Zwei.
    – Er wird keine Sekunde zögern.
    – Eins.
    – Er heißt Massimo. Und er ist Polizist.
    Blum schießt. Ihr Zeigefinger drückt den Abzug. Wie einfach es ist. Sein Kopf, der sich zur Seite dreht. Er heißt Massimo . Benjamin Ludwig. Vor wenigen Sekunden hat er noch geatmet, jetzt liegt er da und ist tot. Er heißt Massimo. Und er ist Polizist. Blum hat es gehört. Obwohl er tot vor ihr liegt, hört sie es immer noch. Er heißt Massimo . Der Name frisst ein Loch in sie hinein, tief und schnell, er höhlt sie aus, nimmt ihr alles, was sie noch hat. Macht alles kaputt. Und noch mehr. Er heißt Massimo. Und er ist Polizist . Blum setzt sich hin. Sie kann nicht denken, ihr ist übel. Dass er diesen Namen genannt hat. Massimo. Mit allem hat sie gerechnet, aber nicht damit. Blum am Boden. An eine Holzwand gelehnt, hört sie es. Er ist Polizist . Es kommt immer wieder. Obwohl sie auf Stopp gedrückt hat. Er heißt Massimo . Blum rührt sich nicht. Sie kann nichts tun. Sie sitzt da und schaut den toten Ludwig an. Wie sie versucht zu begreifen, was er gesagt hat. Wie sie diesen Satz wieder und wieder hört. Sie sitzt nur da und schaut. Wie Ludwig daliegt. Wie Reza sich vor sie hinkniet. Langsam. Behutsam nimmt er ihr Gesicht in seine Hände. Wir schaffen das , sagt er. Seine Finger auf ihren Wangen. Sie verhindern, dass sie fällt.
    In ihrem Kopf tobt es. Was Ludwig gesagt hat. Er wird auch Sie töten. Massimo. Und Reza. Er küsst sie auf die Stirn und steht auf. Bleib sitzen , sagt er. Dann beginnt er, sich um Ludwig zu kümmern. Schritt für Schritt, so wie sie es geplant haben. Mit Ruhe, Reza zerlegt und verpackt ihn. Ohne Eile. Blut rinnt in den See. Im Bootshaus ist es still. Sie reden nicht, Blum kann nicht. Sie kann nicht aufstehen, Reza nicht helfen, sie kann sich nicht bewegen. Weil sie ihn spürt. Tief in sich, Massimo, seine Hände auf ihrem Körper, seine Zunge. Wie er gewühlt hat in ihr, wie er sie angelogen hat,

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