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Totenfrau

Totenfrau

Titel: Totenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Aichner
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hineingekrochen ist in sie. Er heißt Massimo. Und er ist Polizist. Der beste Freund ihres Mannes, einer der fünf Männer. Der Clown. Der Schlimmste von allen , hat Dunja gesagt. Blum hat mit ihm geschlafen. Blum hat sich berühren lassen von ihm. Blum bewegt sich nicht.
    Reza sägt Ludwigs Bein ab. Mit einem Fuchsschwanz, mit einer Axt hilft er nach. Schwerstarbeit, keine Maschinen, kein Strom, Reza schwitzt. Dass Blum ihm nicht helfen kann, stört ihn offenbar nicht. Ich kümmere mich darum , sagt er. Plastikfolie um das Bein, Klebeband, dann in einen Karton und wieder Klebeband. Ein Paket nach dem anderen. Arme, Rumpf, Kopf. Reza verpackt ihn. Anschließend wird er sauber machen und die Pakete zum Wagen tragen, sie werden das Bootshaus so verlassen, wie sie es vorgefunden haben. Nichts wird darauf hindeuten, dass hier ein Mensch gestorben ist. Keine Spuren. Das Blut im See. Nur ein aufgebrochenes Vorhängeschloss, es werden Jugendliche gewesen sein, die sich hier herumgetrieben haben, niemand wird etwas vermuten. Keiner wird je erfahren, dass er hier gewesen ist. Benjamin Ludwig, der Schauspieler. Bereit, verschickt zu werden. Die Pakete adressiert an das Bestattungsinstitut, Reza hat eine Spedition in der Nähe des Flughafens gewählt. Sie werden dort vorbeifahren, bevor sie Ludwigs Auto in der Tiefgarage abstellen. Sie werden Handschuhe tragen, keine Fingerabdrücke im Wagen hinterlassen. Sie werden einfach wieder auf das Motorrad steigen und zurück nach Innsbruck fahren. Und morgen wird Ludwig zugestellt. Sie werden ihn im Kühlraum lagern und Stück für Stück entsorgen. Sie werden ihn wie die anderen auf verschiedene Särge verteilen. Ludwig wird spurlos verschwinden. Vor Massimos Augen.
    Ob er es ahnt? Ob er es weiß? Dass Blum es ist. Dass sie für das Verschwinden der vier Männer verantwortlich ist? Er muss Dunja in ihrem Haus gesehen haben, er weiß, dass sie nicht aufgehört hat herumzuwühlen. Ob er es ihr zutraut? Sie kann es nicht sagen. Ob die Zivilstreife vor ihrem Haus da war, um sie zu beschatten, und nicht, um sie zu beschützen? Massimo wollte wissen, was sie tut, er wollte sie unter Kontrolle haben, er hat unzählige Male angerufen in den letzten Stunden. Besorgt auf die Mobilbox gesprochen. Freundlich. Marks Mörder. Er sucht sie. Blum.
    Auf der Autobahn. Reza fährt. Blum hinter ihm. Sie umarmt ihn, ihr Kopf liegt an seinem Rücken, unter ihrem Helm weint sie. Leer ist alles, sie will nach Hause, ihn abwaschen von sich, sie will nicht, dass er es ist. Dass es so einfach ist. Wie dumm sie war, wie blind. Dass sie nichts verstanden hat. Warum Dunja verschwunden ist, nachdem er mit ihr geschlafen hat. Vielleicht hat er noch einen Blick ins Kinderzimmer geworfen, er muss sie gesehen haben, als er gegangen ist. Wie sie im Kinderbett gelegen hat, die Frau, die er geschändet hatte, jahrelang. Eine Bedrohung. Dunja hätte alles kaputt gemacht. Genauso wie Mark. Massimo hat sie hingerichtet. Er hat ihren Kopf unter Wasser gehalten. Und dann hat er Blum geküsst.

45

Uma auf seinem Schoß. Nela umarmt ihn von hinten. Sie sind ausgelassen im Kinderzimmer. Blum denkt zuerst, es ist Karl. Sie ist verwundert, dass sie nicht oben sind bei ihm, dass er im Kinderzimmer mit ihnen spielt. Sie ist den Gang entlanggeschlichen, wollte sie überraschen, sie hochheben, sie in den Arm nehmen. Nach allem, was passiert ist, einen kleinen Augenblick lang Sicherheit, Familie, die Unschuld der Kinder, sonst nichts. Kinderlachen und rosarote Kuscheltiere, keinen Mörder.
    Blum steht in der Tür. Mama ist wieder da , ruft sie. Dann ist sie plötzlich still. Sie bleibt stehen und starrt ihn an. Massimo. Wie er sie anlächelt und Nela auf den Boden stellt. Wie sie versucht, zurückzulächeln. Wie gelähmt sie ist. Panik packt sie, trotzdem reagiert sie. Blitzschnell. Was für eine Überraschung , sagt sie. Blum rührt sich nicht vom Fleck, sie macht ihre Arme auf und nimmt die Kinder an sich. Mama, Mama, Mama . Sie kniet sich hin und umschlingt sie, sie schaut ihn nicht an. Kein Blickkontakt, nur die Umarmungen für die Kinder. Sie weiß nicht, was sie tun soll, sie überlegt, sie will sie in Sicherheit bringen, weg von ihm. Aus dem Zimmer, aus dem Haus, weit weg. Seine Finger auf den Kindern. Gottverdammtes Dreckschwein. Er darf nichts merken, nicht spüren, dass etwas nicht stimmt, dass sie es weiß. Sie muss lügen, so tun, als wäre alles wie immer. Keine Angst, kein Zittern, bis er aus dem Haus ist. Bis sie allein

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