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Totengeld

Totengeld

Titel: Totengeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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achtzehn und vierundzwanzig Jahre alt, aber jährlich sind auch etwa 1,2 Millionen Kinder betroffen.
    Geschmuggelte Personen landen in abhängiger oder Zwangsarbeit oder in sexueller Knechtschaft. Abhängige Arbeiter arbeiten, um einen Kredit oder eine Dienstleistung abzubezahlen, oft jahrelang. Zwangsarbeiter schuften gegen ihren Willen, normalerweise im Haushalt, in der Landwirtschaft oder in illegalen Produktionsbetrieben.
    Dreiundvierzig Prozent der Menschenhandelsopfer landen gegen ihren Willen in kommerzieller sexueller Ausbeutung. Achtundneunzig Prozent davon sind Frauen und Mädchen.
    Als ich mich nach einer Stunde zurücklehnte, war mir schlecht.
    Ausreißer, die auf ein besseres Leben als Kindermädchen oder Model hoffen. Teenager, die eine aufregende Bekanntschaft machen, einen exotischen Fremden, einen älteren Mann kennenlernen. Kinder, die spielen oder in die Schule gehen, werden gepackt und in einen Transporter geworfen. Mädchen mit gefesselten Händen, die Gesichter ohne jede Hoffnung. Knaben auf Matratzen in dreckigen Kellern.
    Ich taumelte am Rand eines tiefen Grabens hilfloser Wut.
    Eine E-Mail holte mich zurück.
    Ich sah den Absender. Las die Betreffzeile.
    Spürte eisige Nadeln auf meiner Haut.
    Du bist die Nächste, Schlampe.
    [email protected] .
    Dann versuch’s doch, du Scheißkerl.
    Ich öffnete das üble Ding.
    Ein einziges Bild füllte den Monitor, eine als Anhang übermittelte .jpg-Datei.
    Das Foto zeigte eine auf dem Rücken liegende junge Frau, auf dem Asphalt unter ihrem Kopf eine dunkle Pfütze. Die Augen der Frau waren offen und starrten ins Nichts. Das Gesicht war geschwollen, verfärbt und blutverschmiert.
    Mir blieb die Luft weg.
    Der Mund der Frau stand weit offen. Zu weit.
    »O Gott. O nein.«
    Trotz des Bluts konnte ich sehen, das der Mund der Frau leer war.
    Schockiert und angewidert starrte ich hin. Und wusste Bescheid. Die Zunge der Frau war herausgeschnitten, verpackt und mir auf die Schwelle gelegt worden. Kannte ich sie?
    Das Gesicht der Frau war zu entstellt, um ein Wiedererkennen zu ermöglichen. Auch wenn ich sie kennen würde.
    Ich ließ den Blick über den liegenden Körper wandern. Die Kleidung war unauffällig, eine Jacke, dunkle Hose, praktische Schuhe.
    Mein Blick arbeitete sich wieder hoch.
    Die Jacke war fleckig, von Blut, wie ich annahm.
    Mein Blick fiel auf den Hals der Frau.
    Ein Herzschlag. Zwei. Ein Dutzend.
    Die eisigen Nadeln wurden glühend heiß.
    Ich griff zu meiner Lupe. Bewegte sie auf und ab, bis das Bild scharf wurde.
    Sah das herzförmige Mal in der Kuhle am Hals der Frau.
    Meine Faust knallte auf den Schreibtisch.
    Verdammt! Verdammt! Verdammt!
    Tränen brannten mir unter den Lidern.
    Ich stand auf. Ging auf und ab. Wütend. Trübselig.
    Schuldig?
    Als das Telefon klingelte, hätte ich es beinahe ignoriert.
    »Was?« Eher ein Aufschrei als eine Frage.
    »Alles okay, Doc?« Slidell.
    »Ich … sind Sie in der Nähe eines Computers?«
    »Kann ich sein.«
    »Ich schicke Ihnen ein Foto an Ihr E-Mail-Konto.«
    »Könnte eine Minute dauern.«
    »Rufen Sie mich an, sobald Sie es haben.« Ich hoffte, meine Stimme verriet nicht, wie fertig ich war.
    »Ich dachte, Sie wollen –«
    »Tun Sie es einfach.«
    Und wieder marschierte ich auf und ab.
    Zwölf Minuten später klingelte das Telefon.
    » Citizenjustice . Wer ist dieser Wichser?«
    Ich hörte Slidells Atem, wusste, dass er das Foto anstarrte.
    »Die Tote ist D’Ostillo«, sagte ich.
    »Die Kellnerin aus dem Mixcoatl.«
    »Ja.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Sehen Sie das Muttermal an ihrer Kehle?«
    Slidell knurrte.
    »Es ist D’Ostillo. Sie hat mit uns geredet, und dann wurde sie umgebracht.«
    »Denken Sie jetzt nur nicht, das wär Ihre Schuld.«
    »Ach wirklich? Wessen dann? Wessen Schuld ist es dann? Wer hatte die Idee, in dieses Restaurant zu gehen?«
    »Sie hatte doch Sie angerufen.«
    »Und weil sie eine gute Samariterin war, schneidet man ihr die Zunge raus!«
    Ich war den Tränen nahe. Und hasste es. Vor allem wenn ich mit Slidell redete.
    Slidell schwieg so lange, dass ich schon dachte, er hätte aufgelegt. Bei meiner Unhöflichkeit hätte ich es ihm nicht verdenken können.
    »Die Sache wird immer übler«, sagte er schließlich.
    »Wer das getan hat, spielt um größere Einsätze als nur eine Teenagernutte.«
    »Sie glauben, es gibt eine Verbindung zwischen Candy und D’Ostillo?«
    »Sie nicht? Candy wurde in der Nähe der Taquería getötet. D’Ostillo hat uns gesagt, sie

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