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Totengeld

Totengeld

Titel: Totengeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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hätte Candy da drinnen gesehen, und gemeint, sie würde im Passion Fruit arbeiten. D’Ostillo ist tot, Candy ist tot.«
    »Ist Rockett immer noch Ihr Favorit?«
    »Ganz oben auf meiner Liste.«
    »Ich schicke die E-Mail an unsere Computerabteilung, mal sehen, ob sie eine ISP finden. Techniker können das Bild analysieren. Es filtern oder vergrößern oder was sie eben tun. Vielleicht finden wir ja so den Tatort heraus.«
    »Wie hoch ist die Chance, dass die Leiche noch dort ist?«
    Slidell machte eins seiner Slidell-Geräusche. Dann sagte er: »Der Passion Fruit Club gehört einer Personengesellschaft namens SayDo LLP .«
    »Was?«
    Er fing an, den Namen zu wiederholen. Ich fiel ihm ins Wort.
    »Wer sind die Besitzer?«
    »Die sind nicht gerade gesprächig.«
    »Ist da jemand dran?«
    »In diesem Augenblick. Übrigens, ich habe den Durchsuchungsbeschluss.«
    »Wann schlagen Sie zu?«
    »Heute Nacht. Stelle gerade ein Team zusammen.«
    »Ich will dabei sein.«
    »Hab ich mir gedacht.«

 
    35
    Die Nacht war kühl, die Luft roch nach Diesel und mindestens einem verärgerten Stinktier. Der Vollmond stand im östlichen Himmel, überzogen von feinen, schwarzen Fingern.
    »Tolle Nacht für eine Razzia.«
    Slidell sagte das hinter dem Steuer eines Streifenwagens. Ein Uniformierter namens Rodriguez saß neben ihm, ich auf dem Rücksitz.
    Unser Fahrzeug war eins von vieren, die im Leerlauf auf einer Industriebrache ein Stück nördlich und fünfzig Meter westlich des Passion Fruit Club standen. In drei Chevy Suburban saßen je drei Männer von SWAT-Teams. Slidell hatte sich für die Bärenjagd gerüstet. Seine Worte.
    Mein Herz hämmerte in meiner Kevlarweste. Slidells Idee. Das Ding war sperriger als die Panzerweste, die ich in Afghanistan getragen hatte. Mein Knöchel schmerzte im Stiefel.
    Wir stiegen aus. Die anderen taten dasselbe, behelmte Gestalten mit Bushmasters AR-15 und Remington 700P.308 Scharfschützengewehren samt Nachtsichtvisieren. Für die Bärenjagd eben.
    »Der Laden hat zwei Ausgänge.« Slidells Gesicht war in der Dunkelheit kaum zu sehen, aber sein Tonfall sagte mir, dass er unter Hochspannung stand. »Wir gehen in einer Zangenbewegung rein, Alpha und Charlie vorn, Beta und Delta hinten.«
    »Irgendwelche Waffen da drin?«
    »Gehen Sie so vor, als wäre der Laden ein Arsenal.«
    »Wissen wir, wie viele Personen drin sind?«
    »Negativ. Sie kennen unsere Zielpersonen. Wenn Ray Majerick oder Dominick Rockett im Hause sind, festnehmen. Streng nach Vorschrift. Keine Grobheiten. Wir wollen nicht, dass uns ein Arschloch in Nadelstreifen mit Polizeigewalt kommt.«
    Wir stiegen wieder in unsere Fahrzeuge. Slidell rollte an, ohne das Licht einzuschalten. Die Armada setzte sich in Bewegung, schweigend bis auf das Schnurren der Motoren und das Knirschen von sechzehn Reifen auf Kies.
    Wie geplant, hielten zwei Einheiten vor dem Tattoosalon. Zwei andere fuhren zur Rückseite. Vor dem Passion Fruit stand nur ein einziges Fahrzeug. »Team Bravo in Position?«
    »Ja.«
    »Charlie?«
    »Ja.«
    »Delta?«
    »Ja.«
    »Alpha sagt grünes Licht. Legen wir los.«
    Plötzlich erhellten Scheinwerfer und Signalleuchten die Nacht. Unser Wagen schoss vorwärts und stoppte so schnell, dass das Heck hochkam. Slidell und Rodriguez sprangen aus ihren Sitzen.
    Ich öffnete meine Tür. Slidell drehte sich und zeigte mit dem Finger auf mein Gesicht.
    »Ihre Backen bleiben auf dem Sitz.«
    »Okay!«
    Das war die Abmachung. Bleib im Auto, oder du darfst nicht mit.
    Slidell und Rodriguez rannten geduckt vorwärts, die Glock in beiden Händen seitlich des Helms. Team Charlie stieß vor dem Passion Fruit dazu, zwei Mann seitlich, einer direkt vor dem Eingang.
    Slidell sprach in sein Funkgerät, doch jetzt nicht mehr so leise.
    »Los!«
    Ein Mann des Charlie-Teams trat die Tür ein. Ich hörte Metall an eine Innenwand knallen. Glas zerbersten.
    Slidell und Rodriguez stürmten hinein. Charlie folgte.
    Irgendetwas krachte. Die Hintertür?
    Gedämpft hörte ich Slidell bellen.
    »Polizei. Keine Bewegung.«
    Jemand kreischte, hoch und schrill.
    Männer schrien.
    Dann nichts mehr.
    Keine Schüsse. Kein Geschrei von verärgerten Gästen. Kein Gekreische von verängstigten Frauen.
    Sekunden vergingen. Eine Minute. Ein Leben.
    Die Stille war ohrenbetäubend.
    »Scheiß drauf.« Ich schwang mich aus dem Auto und lief auf das Gebäude zu.
    Durch die offene Tür sah ich einen Wartebereich mit braungrauen Wänden, orangenen Plastikstühlen,

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