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Totengeld

Totengeld

Titel: Totengeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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jetzt im Augenblick in sein Gesicht? Wie ließen sich die Linien miteinander verknüpfen?
    Ich ließ den Blick von Foto zu Foto wandern.
    Candy auf der Bahre im Leichenschauhaus. Wie kam John-Henrys Clubkarte von US Airways in ihre Handtasche? Wie kam Sperma von Creach und Majerick auf ihre Haut? War sie anschaffen gegangen? Freiwilliger Sex? Vergewaltigung?
    Dom Rockett und John-Henry Story, die miteinander Bier tranken. Die beiden waren Partner bei S&S. Woher hatte Rockett das Geld für diese Investition? Wenn Story über Rocketts illegalen Antiquitätenhandel Bescheid wusste, hatte er sich dann mit dem Vorschlag an ihn gewandt, dasselbe mit Menschen zu machen? Rockett war Schmuggler, kannte die Routen, die Polizisten und Agenten, die sich bestechen ließen, die durchlässigsten Grenzübergänge.
    Oder war es andersherum gelaufen? Hatte Rockett John-Henry Story einen Plan zum Kohlescheffeln vorgeschlagen, weil er wusste, dass Story die Infrastruktur hatte, um ihn in die Tat umzusetzen?
    Mir fiel etwas ein. Ich schrieb den E-Mail-Namen citizenjustice auf die linke Seite der Tafel.
    Der Besitzer dieses Namens hatte mir Droh-Mails geschickt. Hatte dieselbe Person D’Ostillo ermordet und mir als Warnung ihre Zunge auf die Schwelle gelegt?
    Ich starrte D’Ostillos verwüstetes Gesicht an. Überlegte. Wer war der Mann mit der Kappe und dem hochgestellten Kragen, den sie in der Taquería bedient hatte? Rockett war ja nur eine Vermutung.
    Roy Majerick? Jemand, den wir noch gar nicht kannten? Das männliche Gegenstück zu Mrs. Tarzec?
    Ich schrieb Mrs. Tarzecs Namen auf und zog Linien zu Candy, John-Henry sowie »Passion Fruit«.
    Ich kniff die Augen zu. Massierte mir den Nasenrücken.
    Ein Jucken im Hirn quälte mich. Wollte gekratzt werden.
    Was übersah ich?
    Die Linien überkreuzten sich wirr wie in einem schlecht ausgefüllten Malen-nach-Zahlen-Bildchen. Welche Fäden waren wichtig? Welche Überschneidungen?
    Eindeutig der Passion Fruit Club. Hier liefen viele Linien zusammen. Candy. Creach. Majerick. Story. Rockett. D’Ostillo. Tarzec.
    Candy ebenso. Jede Linie führte zu ihr.
    Das Jucken verging nicht.
    Was war die unbewusste Erinnerung, die ich nicht abrufen konnte? Welche versteckten Daten dösten in meinem Es?
    Auf der verzweifelten Suche nach der Antwort starrte ich das verrückte Patchwork aus Fotos, Namen und Linien an. Frustriert schaute ich in Candys blutleeres Gesicht, wollte unbedingt das Versprechen einlösen, das ich ihr gegeben hatte.
    Was entging mir?
    Rockett. Warum reiste er nach Texas und kam mit leeren Händen zurück? Tat er das überhaupt?
    John-Henry Story. Warum war seine Clubkarte in Candys Handtasche? War Story wirklich tot?
    Entmutigt holte ich meine Lupe aus dem Arbeitszimmer und ging von einem Foto zum anderen.
    Candy, das Gesicht zerschunden und zerschmettert. Die blonden Haare in der Kleinmädchenspange.
    Nein. Keine Tränen.
    Ich nippte an meinem inzwischen lauwarmen Kaffee, sah kurz nach Charlie und kehrte zu den Fotos zurück.
    Story und Rockett in John-Henry’s Tavern, keiner der beiden lächelte. Story knochendürr. Rocketts verunstaltetes Gesicht verdeckt von einer tief in die Stirn gezogenen Kappe.
    Ich bewegte die Lupe über den Schnappschuss und schaute mir alle Details genauer an.
    Eine Messingstange verlief parallel zur rechten Kante der Bar, ein Lichtpunkt erhellte die Krümmung ihrer Oberfläche.
    »Blitzlicht«, murmelte ich vor mich hin.
    Hinter dem Tisch eine Jukebox. An der Wand darüber drei Aufkleber, keiner größer als eine Männerhand.
    Nein, keine Abziehbilder. Militärische Aufnäher. Bei meinem Besuch mit Slidell waren sie mir gar nicht aufgefallen. Die Aufkleber waren ähnlich wie die, die ich im Green Bean in Bagram gesehen hatte.
    Was für einen Hinweis wollte mein Unterbewusstsein mir da geben?
    Ich bewegte die Lupe auf und ab, versuchte, Wappen bestimmter Einheiten oder Namen zu erkennen. Die Bildqualität war zu schlecht. Morgen würde ich das Foto ins MCME mitnehmen und unter der stärkeren Vergrößerung meines Seziermikroskops betrachten.
    Mein Blick wanderte weiter über das vergrößerte Bild.
    Und hielt plötzlich an.
    Beinahe hätte ich die Lupe fallen gelassen.
    In der oberen linken Ecke war ein Teil des alten Spiegels im Hauptraum zu erkennen. Das Glas war leicht geneigt, hing nicht flach an der Wand. Ich vermutete, der Spiegel war an einem etwas zu lockeren horizontalen Draht befestigt.
    Der Spiegel zeigte etwa drei Meter des Bereichs vor dem

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