Totengeld
John-Henry waren Partner bei S&S Enterprises.«
»Ja?« Gedehnt und als Frage betont. Ich hatte keine Ahnung, wohin das führen sollte.
»S&S. Story und Story. Ihnen gehörte John-Henry’s Tavern, eine Kette von Gemischtwarenläden, eine Reihe von Lagerhäusern und noch einiges andere. Eine nette kleine Geldmaschine. Aber richtig Kohle machten sie mit anderen Investitionen.«
»Die Saturn-Händlernetze und die Pizzerias.«
»Genau. Aber die Brüder zogen nicht unbedingt die Gewinne ab und schoben die Verluste hin und her. Sie diversifizierten. Und versteckten ihre Investments in Schichten um Schichten von Dachfirmen, Personengesellschaften mit beschränkter Haftung und ähnlichen völlig legalen Konstrukten.«
»Was hat das mit Candy und Rosalie zu tun?« Nach Ryans Besuch war ich jetzt völlig durch den Wind. Ich wollte mich nur noch zusammenrollen und schlafen, bis der Schmerz verging.
Nein. Was ich wollte, war ein Drink. Cabernet oder Pinot noir bis zur Euphorie, dann bis zum Vergessen. Aber ich wusste, wie eine Sauftour enden würde. Kannte den Selbstekel, der folgen würde. Ich war diesen Weg schon einmal gegangen. Würde es nie wieder tun.
»Lassen Sie mich vielleicht ausreden?«
Mein Seufzen vermittelte eine Ungeduld, die seiner in nichts nachstand.
»Wie sich zeigte, ist SayDo eine dieser Dachgesellschaften.«
Jetzt war ich ganz Ohr. »Der Passion Fruit Club.«
»Der Passion Fruit und vier andere Massagesalons. Die Namen sind zauberhaft. Ich erspare sie Ihnen.«
»O Mann.« Die Fakten fügten sich zusammen. John-Henry Story. Die Clubkarte von US Airways in Candys Handtasche. Passion Fruit.
»Ja. O Mann.«
»Wie konnten wir das übersehen?«
»Es dauerte eine Weile, das ganze Durcheinander aufzudröseln. Der Typ, den ich drangesetzt hatte, wurde zu einem anderen Fall abgezogen. Und ich musste mich um diese blöde Vermisste kümmern.«
»Und jetzt?«
»Jetzt überlege ich mir, wie ich an Archer Story herankomme.«
»Holen Sie ihn doch einfach aufs Revier.«
»Wenn ich das tue, müllt er mich mit Anwälten zu, bis mir schwarz vor Augen wird.«
Ich ignorierte die schiefe Metapher. »Können Sie ihn nicht wenigstens befragen?«
»Ausgehend von was? Dass er Sexläden besitzt und wir glauben, dass der Personalchef eine der Nutten umgebracht hat?«
»Was ist mit der schlechten Angewohnheit des Menschenhandels?« Ich hätte am liebsten geschrien.
»Die Razzia hat rein gar nichts ergeben.«
»Natürlich nicht. Tarzec bekam einen Tipp, schaffte die Mädchen weg und hat den Laden blitzblank geputzt.«
Schweigen.
»Überprüfen Sie wenigstens die anderen Massagesalons?«
»Ich habe nichts, um einen Durchsuchungsbeschluss zu beantragen. Und ich muss ja wohl nicht sagen, dass meine Glaubwürdigkeit nach dem Fiasko im Passion Fruit ziemlich am Boden ist.«
»Mein Gott, Slidell. Diese Leute haben Candy umgebracht. Und D’Ostillo. Sie töten wieder, wenn sie sich bedroht fühlen. Diese Mädchen bedeuten ihnen nichts.«
Slidell schwieg einen Augenblick.
»Da gibt’s einen SayDo-Laden oben in NoDa. Ich schaue da heute Abend mal vorbei. So inoffiziell.«
»Halten Sie mich auf dem Laufenden.«
»Falls Sie das glücklicher macht, ich habe mir Rockett noch einmal zur Brust genommen.«
»Und?«
»Er meinte nur, ich soll ihm den Schwanz lutschen.«
Nach dem Telefonat ging ich nach oben, um mir ein langes, heißes Bad zu gönnen. Dabei fiel mir ein, dass ich Birdie noch nicht gesehen hatte. Slidells erster Anruf hatte mich abgelenkt. Dann war Ryan aufgetaucht. Und dann noch ein Anruf von Slidell.
War der Schlingel durch die offene Tür geschlüpft, als Ryan und ich draußen standen? Blöd von mir, dass ich sie nicht zugemacht hatte. Er schleicht sich gerne hinaus, vorwiegend, um meine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, wie ich vermute. Ich finde ihn dann immer in den Sträuchern, nur wenige Zentimeter vom Haus entfernt.
Fluchend ging ich wieder nach unten und durch die Vordertür hinaus. Rief seinen Namen. Kein Kater.
Ich ging ums Haus herum, und meine Verärgerung wurde größer, je öfter mein Rufen unbeantwortet blieb. Schließlich dehnte ich meine Suche auf das ganze Gelände aus.
Nach fünfzehn Minuten gab ich auf. Gab mir die Anweisung, mich zu entspannen. Er würde schon heimkommen, wenn er Hunger hatte.
Das Bad war ein Reinfall. Ich lag zwar bis zum Kinn in Badeschaum, doch Traurigkeit und Sorge verhinderten jede Entspannung.
Lily, die vor ihrem zwanzigsten Geburtstag gestorben
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