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Totengleich

Totengleich

Titel: Totengleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tana French
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Geschmacklosigkeit geleistet. »Trotzdem. Du hättest dich melden können. Hier geht’s ums Geschäft.«
    Endlich mal eine gute Nachricht. »Komm, reg dich ab«, sagte ich. »Ich hab mich ja jetzt gemeldet, oder?«
    »Dieser prollige Detective war bei mir und hat Fragen gestellt«, sagte Ned, als fiele ihm auf einmal alles wieder ein. Er sah so empört aus, wie es möglich ist, ohne den Gesichtsausdruck zu verändern. »Als wäre ich verdächtig oder so. Ich hab ihm gesagt, das wäre echt nicht mein Problem. Ich bin doch kein Aso. Ich stech nicht auf Leute ein.«
    Ich musste Frank recht geben: Ned war tatsächlich kein Intelligenzbolzen. Er gehörte zu der Sorte, die im Grunde aus einer einzigen geballten Ansammlung von erlernten Reflexen besteht, ohne eigenes Denkvermögen. Ich hätte eine Stange Geld darauf verwettet, dass er mit Kunden aus der Arbeiterschicht sprach, als wären sie behindert, und jede Asiatin, die ihm begegnete, augenzwinkernd nach Sushi-Rezepten fragte. »Hast du ihm hiervon erzählt?«, fragte ich und setzte mich auf ein bröckeliges Mauerstück.
    Er sah mich entsetzt an. »Ich bin doch nicht bescheuert. Dann hätte ich ihn auf der Pelle gehabt, und ich hatte echt keinen Bock, ihm die ganze Sache erklären zu müssen. Ich will das hier bloß über die Bühne bringen, okay?«
    Und noch dazu jemand mit Gemeinschaftssinn – nicht, dass ich etwas dagegen gehabt hätte. »Gut«, sagte ich. »Ich meine, das hier hat doch nichts damit zu tun, was mir passiert ist, richtig?«
    Dazu schien Ned keine Meinung zu haben. Er wollte sich gegen die Mauer lehnen, inspizierte sie argwöhnisch und überlegte es sich anders. »Also, können wir jetzt weitermachen?«, wollte er wissen.
    Ich senkte den Kopf und warf ihm einen bewimperten Icharmes-kleines-Ding-Seitenblick zu. »Durch das Koma ist mein Gedächtnis ziemlich im Eimer. Also musst du mir sagen, wie weit wir waren und so.«
    Ned starrte mich an. Dieser teilnahmslose, vollkommen ausdruckslose Blick, der nichts verriet: Zum ersten Mal sah ich eine Ähnlichkeit mit Daniel, auch wenn es ein Daniel nach Frontallobotomie war. »Wir waren bei einhundert«, sagte er nach einem Moment. »Cash.«
    Hundert Euro für irgendein Familienerbstück, hundert Riesen für einen Anteil am Haus? Ich musste nicht wissen, worum es ging, um mir sicher zu sein, dass er log. »Mhm, glaub ich nicht«, sagte ich mit einem koketten Lächeln, um die Kränkung zu mildern, von einer Frau durchschaut zu werden. »Das Koma hat mein Gedächtnis angegriffen, nicht mein Gehirn.«
    Ned lachte, völlig verlegen, rammte die Hände in die Taschen und wippte auf den Fußballen nach hinten. »Tja, hey, man wird es ja wohl mal versuchen dürfen, oder?«
    Ich lächelte weiter, weil ihm das offenbar gefiel. »Versuch’s noch einmal.«
    »Okay«, sagte Ned, wurde sachlich und setzte eine geschäftsmäßige Miene auf. »Im Ernst. Ich hatte hundertachtzig geboten, ja? Und du hast gesagt, das wär dir zu wenig, hast knallhart verhandelt, echt, aber in Ordnung, und gesagt, ich soll mich wieder melden. Also hab ich dir eine Nachricht hingelegt, dass wir über zweihundert Riesen reden können, aber dann bist du … « Ein unbehagliches Schulterzucken. »Du weißt schon.«
    Zweihundert Riesen . Eine Sekunde lang spürte ich nur noch die grellweiße Euphorie des Triumphes, die jeder Detective kennt, wenn die Karten aufgedeckt werden und du siehst, dass alle deine Mutmaßungen genau ins Schwarze getroffen haben, dass du im Blindflug schnurstracks den Weg nach Hause gefunden hast. Und dann begriff ich.
    Ich hatte angenommen, dass Ned derjenige war, der die Dinge verzögert hatte, der Dokumente aufsetzen und die Finanzierung klarmachen musste. Lexie hatte noch nie viel Geld gebraucht, um abzuhauen. In North Carolina war sie mit der Kaution für ein billiges Apartment angekommen und hatte es mit dem Erlös aus dem Verkauf eines alten Autos verlassen; sie hatte nie mehr gebraucht als eine offene Straße und ein paar Stunden Vorsprung. Diesmal hatte sie mit Ned um sechsstellige Summen gefeilscht. Nicht bloß, weil sie es konnte. Mit dem Baby im Bauch und Abbys scharfen Augen im Rücken und einem Angebot dieser Größenordnung auf dem Tisch, warum hätte sie da wegen ein paar tausend Euro noch wochenlang warten sollen? Sie hätte auf der gepunkteten Linie unterschrieben, um Auszahlung in kleinen Scheinen gebeten und wäre weg gewesen, es sei denn, sie brauchte jeden Penny, den sie kriegen konnte.
    Je mehr ich über

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