Totengleich
komm schon, Frank. Du hast es selbst gesagt, gleich zu Anfang: Die vier halten zusammen wie Pech und Schwefel, von außen kommen wir an die nicht ran. War das nicht der ursprüngliche Grund, warum du mich drinnen haben wolltest?«
Eine nichtssagende, kleine Neigung seines Kinns, wie ein Achselzucken.
»Du weißt genau, dass du nichts Brauchbares aus ihnen rauskriegst. Du willst sie einfach nur nervös machen, nicht? Also, machen wir beide sie zusammen nervös. Ich weiß, du bist sauer auf mich, aber das hält sich garantiert bis morgen. Im Augenblick sind wir noch immer auf derselben Seite.«
Eine von Franks Augenbrauen zuckte. »Sind wir das?«
»Ja, Frank, das sind wir. Und zusammen können wir beide wesentlich mehr Schaden anrichten als du allein.«
»Klingt lustig«, sagte Frank. Er lehnte lässig an der Wand, die Hände in den Taschen, mit trägem Schlafzimmerblick, um das scharfe, taxierende Funkeln zu kaschieren. »Was für eine Art Schaden schwebt dir denn so vor?«
Ich ging um den Tisch herum und setzte mich auf die Kante, beugte mich so dicht wie möglich zu ihm vor. »Verhör mich und lass die anderen mithören. Nicht Daniel – der verliert nicht die Fassung, der spaziert höchstens hier raus, wenn wir Druck machen –, aber die anderen drei. Lass das Verhör hier über den Lautsprecher in ihrem Raum laufen, lass sie in der Nähe von Monitoren warten, egal was – wenn du es so hinkriegst, dass es wie ein Versehen aussieht, super, wenn nicht, auch nicht schlimm. Falls du ihre Reaktionen beobachten willst, soll Sam das Verhör machen.«
»In dem du was genau sagen wirst?«
»Ich lasse durchblicken, dass meine Erinnerung langsam wiederkommt. Ich bleibe ziemlich vage, halte mich an Sachen, die praktisch feststehen – dass ich zum Cottage gelaufen bin, das viele Blut, so was eben. Wenn sie das nicht aus der Fassung bringt, dann gar nichts.«
»Aha«, sagte Frank mit einem leicht schiefen Grinsen. »Das war also der Grund für das Geschmolle und die schlechte Laune und die ganze Primadonna-Nummer. Hätte ich mir auch denken können. Ich Dummerchen.«
Ich zuckte die Achseln. »Ja, sicher, ich hätte es ohnehin so gemacht. Aber so ist es noch besser. Wie gesagt, zusammen können wir erheblich mehr Schaden anrichten. Ich kann einen auf nervös machen, durchblicken lassen, dass ich dir längst nicht alles sage … Wenn du mir meinen Text vorschreiben willst, schön, mach das, ich sag, was du willst. Komm schon, Frankie, was meinst du? Du und ich?«
Frank überlegte. »Und was willst du dafür haben?«, wollte er wissen. »Nur damit ich Bescheid weiß.«
Ich setzte mein bestes verruchtes Grinsen auf. »Entspann dich, Frank. Nichts, was deine Polizistenseele gefährden könnte. Ich muss bloß wissen, wie viel du ihnen erzählt hast, damit ich in kein Fettnäpfchen trete. Und du hattest ja sowieso vor, mir das zu erzählen, nicht? Wo wir doch auf derselben Seite stehen und so.«
»Ja«, sagte Frank trocken, mit einem Seufzer. »Natürlich. Ich hab ihnen gar nichts erzählt, niente, Kleines. Dein Arsenal ist nach wie vor unangetastet. Deshalb würde es mich überglücklich machen, wenn du auch mal was davon benutzen würdest.«
»Das werde ich, glaub mir. Dabei fällt mir ein«, fügte ich hinzu, als wäre es mir eben erst in den Sinn gekommen, »da ist noch was: Kannst du mir Daniel eine Weile vom Leib halten? Wenn du mit uns fertig bist, schick uns Übrige nach Hause – aber sag ihm nicht, dass wir weg sind, sonst ist er mit Überschallgeschwindigkeit hier raus. Dann gib mir ein, zwei Stunden, wenn du kannst, ehe du ihn gehen lässt. Jag ihm keine Angst ein, tu so, als wäre alles reine Routine, und halt ihn am Reden. Okay?«
»Interessant«, sagte Frank. »Warum?«
»Ich will mit den anderen reden, ohne dass er dabei ist.«
»Das hab ich mir schon gedacht. Warum?«
»Weil ich glaube, dass es funktioniert, deshalb. Er ist der Leitwolf, das weißt du. Er bestimmt, was die anderen sagen und nicht sagen. Wenn die anderen aufgewühlt sind und er nicht da ist, um ihnen einen Maulkorb aufzusetzen, plaudern sie vielleicht alles Mögliche aus.«
Frank pulte zwischen seinen Vorderzähnen herum, inspizierte dann seinen Daumennagel. »Was genau willst du rausbekommen?«, fragt er.
»Das weiß ich erst, wenn ich es höre. Aber wir haben doch immer gesagt, dass sie etwas verheimlichen, nicht? Ich will nicht den Rückzug antreten, ohne mein Bestes getan zu haben, um dahinterzukommen, was es ist. Ich werde
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