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Totengleich

Totengleich

Titel: Totengleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tana French
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und gar nicht behagte. Rafe schlug die Augen zur Decke und murmelte irgendetwas, in dem die Worte »paranoider Spinner« vorkamen.
    »Nein. Wieso sollte ich?«
    »Hätte ja sein können, dass dein Freund Mackey dich auch angerufen hat. Während du spazieren warst.«
    »Hat er nicht. Und er ist nicht mein Freund .« Ich setzte bewusst eine stocksaure Miene auf. Sollte Daniel ruhig rumrätseln, ob sie echt war. Ich hatte nur noch zwei Tage, und Frank wollte einen davon mit so endlosen, sinnlosen, nichtigen Fragen vergeuden wie, womit wir unsere Sandwiches belegten und was wir von Vier-Titten-Brenda hielten. Wir sollten am nächsten Morgen ganz früh da sein: Er hatte vor, die Sache so extrem wie möglich in die Länge zu ziehen, acht Stunden, zwölf. Ich fragte mich, ob es zu Lexie passen würde, ihm in die Eier zu treten.
    »Ich hab doch gewusst, dass es falsch war, sie wegen der Sache mit dem Stein durchs Fenster anzurufen«, sagte Justin unglücklich. »Ich hab’s gewusst. Sie waren schon drauf und dran, uns in Ruhe zu lassen.«
    »Dann gehen wir eben nicht hin«, sagte ich. Vermutlich würde Frank das als Verstoß gegen Bedingung Nummer eins einstufen: keine Dummheiten machen, aber das war mir egal, so sauer war ich. »Sie können uns nicht zwingen.«
    Eine verblüffte Pause. »Stimmt das?«, fragte Abby Daniel.
    »Ich glaube, ja«, sagte Daniel. Er taxierte mich, ich konnte förmlich hören, wie bei ihm die Rädchen im Gehirn ratterten. »Wir sind nicht verhaftet. Wir werden gebeten zu kommen, das ist kein Befehl, auch wenn es sich aus Mackeys Mund so angehört hat. Trotzdem, ich finde, wir sollten hingehen.«
    »Ach tatsächlich?«, sagte Rafe, in keinem freundlichen Ton. »Findest du das wirklich? Und was ist, wenn ich finde, wir sollten Mackey sagen, er kann uns mal kreuzweise?«
    Daniel drehte sich zu ihm um. »Ich habe vor, weiter kooperativ zu sein, solange die Ermittlungen nicht abgeschlossen sind«, sagte er ruhig. »Zum Teil, weil ich es für ratsam halte, aber in erster Linie, weil ich wissen möchte, wer diese schreckliche Sache getan hat. Wenn ihr euch lieber querstellen und Mackeys Verdacht noch verstärken wollt, indem ihr euch weigert zu kooperieren, kann ich euch nicht davon abhalten, aber vergesst nicht, der Mensch, der Lexie das angetan hat, läuft immer noch frei rum, und ich für meinen Teil finde, wir sollten, so gut wir können, dabei behilflich sein, ihn zu schnappen.« Dieser gerissene Hund: Er benutzte mein Mikro, um Frank genau das zu servieren, was er hören sollte, und das war offensichtlich ein Haufen scheinheiliger Phrasen. Die beiden waren wie füreinander geschaffen.
    Daniel blickte fragend in die Runde. Niemand antwortete. Rafe setzte an, etwas zu sagen, bremste sich dann und schüttelte angewidert den Kopf.
    »Gut«, sagte Daniel. »Dann lasst uns hier fertig werden und ins Bett gehen. Das wird morgen ein langer Tag.« Und er griff zum Geschirrtuch.
    Ich saß mit Abby im Wohnzimmer, tat so, als würde ich lesen, und dachte mir kreative neue Sachen für Frank aus, während ich zugleich auf die angespannte Stille in der Küche lauschte, als mir etwas klar wurde. Vor die Wahl gestellt, hatte Daniel sich entschieden, einen meiner letzten paar Tage hier lieber mit Frank als mit mir zu verbringen. Ich schätzte, auf eine gefährliche Art war das fast so etwas wie ein Kompliment.

    Meine Erinnerung an den Sonntagmorgen beschränkt sich vor allem darauf, dass wir das übliche Frühstücksprogramm durchzogen, Schritt für Schritt. Abbys kurzes Klopfen an meine Tür, wir beide Seite an Seite beim Frühstückmachen, ihr Gesicht gerötet von der Hitze des Herdes. Wir waren ein eingespieltes Team, arbeiteten Hand in Hand, ohne großartig fragen zu müssen. Ich erinnerte mich an jenen ersten Abend, an den Stich, den es mir versetzt hatte, als ich sah, wie eng die vier miteinander verwoben waren. Irgendwie war ich seitdem ein Teil davon geworden. Justin, der finster seinen Toast beäugte, während er ihn in Dreiecke schnitt, Rafes Autopilotmanöver mit dem Kaffee, Daniel, der ein Buch mit dem Rand unter seinen Teller geklemmt hatte. Ich verbot es mir, auch nur für einen Sekundenbruchteil daran zu denken, dass ich in sechsunddreißig Stunden nicht mehr da wäre, dass es, sollte ich die vier jemals wiedersehen, irgendwann, doch nie mehr so sein würde wie jetzt.
    Wir ließen uns Zeit. Selbst Rafe tauchte wieder auf, als er seinen Kaffee intus hatte, stupste mich mit der Hüfte an, damit er sich

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