Totengrund
brummte Arlo.
Maura nahm die Karte heraus und entfaltete sie. Sie brauchte einen Moment, um sich in der fremden Gegend zurechtzufinden. »Ich kann diese Straße auf der Karte nicht finden«, sagte sie.
»Bist du sicher, dass du weißt, wo wir sind?«
»Sie ist nicht eingezeichnet.«
Doug riss ihr die Karte aus den Händen und legte sie aufs Lenkrad, während er weiterfuhr.
»He, nur so als gut gemeinter Tipp von den billigen Plätzen«, rief Arlo, »wie wär ’ s, wenn du dich auf die Straße konzentrierst?«
Doug schob unwirsch die Karte beiseite. »Die kannst du in der Pfeife rauchen. Nicht detailliert genug.«
»Vielleicht liegt Lola ja falsch«, sagte Maura. Mein Gott, jetzt benutze ich auch schon diesen albernen Namen für das Gerät .
»Lola ist aktueller als diese Karte«, wandte Doug ein.
»Das hier ist vielleicht eine Straße, die im Winter nicht geräumt wird. Oder eine Privatstraße.«
»Da stand aber nichts von privat, als wir abgebogen sind.«
»Also, ich finde, wir sollten umkehren«, sagte Arlo. »Ganz im Ernst.«
»Es sind dreißig Meilen bis zurück zur Abzweigung. Willst du nun zum Mittagessen da sein oder nicht?«
»Dad?«, rief Grace von der hinteren Bank. »Was ist denn los?«
»Nichts, Schatz. Wir diskutieren nur darüber, welches die richtige Strecke ist.«
»Soll das heißen, ihr wisst es nicht?«
Doug seufzte auf. »Ich weiß es, und wir sind richtig! Es ist alles okay. Wenn ihr euch jetzt alle mal ein bisschen abregen würdet, könnten wir vielleicht anfangen, unseren Ausflug zu genießen.«
»Lass uns umkehren, Doug«, beharrte Arlo. »Diese Straße ist mir echt nicht geheuer.«
»Okay«, meinte Doug, »ich denke, es ist Zeit, dass wir abstimmen. Was sagt ihr?«
»Ich bin dafür umzukehren«, sagte Arlo.
»Elaine?«
»Ich finde, der Fahrer sollte entscheiden«, antwortete sie. »Ich schließe mich dir an, Doug.«
»Danke, Elaine.« Doug sah Maura von der Seite an. »Wie stimmst du ab?«
Hinter dieser Frage steckte mehr, als es den Anschein hatte. Sie konnte es an seinen Augen sehen, an dem Blick, der sagte: Unterstütze mich. Glaub an mich. Es war ein Blick, der sie daran erinnerte, wie er vor zwei Jahrzehnten als Collegestudent gewesen war – locker und unbekümmert in seinem verwaschenen Hawaiihemd. Don ’ t worry, be happy. Das war Douglas, der Mann, der von Dächern stürzen und sich das Bein brechen konnte, ohne je seinen Optimismus zu verlieren. Jetzt bat er sie, ihm zu vertrauen, und das hätte sie auch liebend gerne getan.
Aber sie konnte ihren eigenen Instinkt nicht ignorieren.
»Ich finde, wir sollten umkehren«, sagte sie, und ihre Antwort schien ihn so tief zu verletzen, als hätte sie ihn persönlich beleidigt.
»Na schön.« Er seufzte. »Ich sehe schon, meine Mannschaft meutert gegen mich. Sobald ich eine Stelle finde, wo wir wenden können, kehren wir um. Und fahren die dreißig Meilen zurück, die wir gerade erst zurückgelegt haben.«
»Ich war auf deiner Seite, Doug«, sagte Elaine. »Vergiss das nicht.«
»Hier, das scheint mir breit genug zu sein.«
»Warte«, sagte Maura. Sie wollte noch hinzufügen: Das da könnte ein Graben sein , doch Doug schlug schon ein und setzte zu einer weiten 180-Grad-Wende an. Plötzlich brach das rechte Vorderrad im Schnee ein, der Suburban kippte zur Seite, und Maura wurde gegen die Tür geworfen.
»Scheiße!«, schrie Arlo. »Was machst du denn da, Mann?«
Mit einem Ruck blieb der Suburban stehen, bedenklich zur Seite gekippt.
»Mist, Mist, Mist! «, rief Doug. Er trat das Gaspedal durch, und der Motor heulte auf, während die Reifen im Schnee durchdrehten. Er legte den Rückwärtsgang ein und versuchte auf die Straße zurückzusetzen. Der Wagen rollte ein paar Zentimeter, erzitterte und blieb stecken. Wieder drehten die Räder durch.
»Versuch, vor und zurück zu schaukeln«, schlug Arlo vor.
»Was meinst du denn, was ich hier mache?!« Doug schaltete in den ersten Gang und fuhr an. Die Räder sirrten, aber sie kamen keinen Zentimeter vom Fleck.
»Daddy?« Graces Stimme war dünn und zittrig vor Panik.
»Es ist alles okay, Schatz. Es wird alles gut.«
»Was machen wir denn jetzt?«, jammerte Grace.
»Was wir machen? Wir rufen Hilfe, was sonst? Wir lassen einen Abschleppwagen kommen, der zieht uns raus, und schon geht ’ s weiter.« Doug griff nach seinem Handy. »Wir verpassen vielleicht das Mittagessen, aber was soll ’ s, es ist schließlich ein Abenteuer. Da hast du wenigstens was zu
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