Totengrund
erzählen, wenn du wieder in der Schule bist.« Er hielt inne und betrachtete stirnrunzelnd sein Mobiltelefon. »Hat jemand von euch Empfang?«
»Soll das heißen, du hast keinen?«, fragte Elaine.
»Könntet ihr alle mal bitte nachsehen?«
Maura zog ihr Handy aus der Handtasche. »Ich habe null Balken.«
»Ich bekomme auch kein Netz«, sagte Elaine.
»Dito«, fügte Arlo hinzu.
»Grace?« Doug verrenkte sich, um seine Tochter anzusehen.
Sie schüttelte den Kopf und wimmerte: »Sitzen wir etwa hier fest?«
»Jetzt wollen wir mal alle ganz ruhig bleiben. Wir kriegen das schon hin.« Doug atmete tief durch. »Wenn wir keine Hilfe rufen können, dann müssen wir uns selbst aus dieser Lage befreien. Wir schieben die Karre zurück auf die Straße.« Doug schaltete in den Leerlauf. »Okay, alles aussteigen. Wir schaffen das.«
Mauras Tür steckte im Schnee fest, sodass sie auf ihrer Seite nicht aussteigen konnte. Sie kletterte über den Schalthebel auf den Fahrersitz, und Doug half ihr, aus seiner Tür auszusteigen. Sie landete in wadentiefem Schnee. Erst jetzt, als sie neben dem schräg stehenden Auto stand, erkannte sie das Ausmaß ihrer misslichen Lage. Der Suburban war über die Bankette in einen tiefen Graben gerutscht. Die Räder auf der rechten Seite waren bis zum Fahrgestell im Schnee vergraben, während die auf der linken Seite in der Luft hingen. Wir werden es nie schaffen, dieses Monster aus dem Graben zu schieben.
»Wir kriegen das hin«, sagte Doug mit plötzlichem Enthusiasmus. »Kommt schon, Leute. Alle zusammen.«
»Und was genau sollen wir tun?«, fragte Arlo. »Wir würden einen Abschleppwagen brauchen, um diese Kiste da rauszuziehen.«
»Also, ich bin bereit, es zu versuchen«, erklärte Elaine.
»Du hast ja auch keinen kaputten Rücken.«
»Hör auf zu jammern, Arlo. Packen wir mit an.«
» Vielen Dank , Elaine«, sagte Doug. Er griff in seine Jackentasche und zog ein Paar Handschuhe heraus. »Grace, du setzt dich ans Steuer. Du musst lenken.«
»Ich kann doch gar nicht Auto fahren!«
»Du musst den Wagen doch nur auf die Straße lenken, Schätzchen.«
»Kann das nicht jemand anders machen?«
»Du bist die Kleinste von uns, und alle anderen müssen schieben. Komm, ich helf dir hoch.«
Grace s Miene verriet Panik, aber sie kletterte dennoch auf den Fahrersitz.
»So ist ’ s recht«, lobte Doug sie. Er stapfte hinab in den Graben und drückte mit den Händen flach gegen das Heck des Wagens. »Na, was ist?«, fragte er und blickte zu den anderen auf.
Elaine war die Erste, die zu ihm in den Graben hinunterstieg. Maura schloss sich ihr an. Im Nu waren ihre Hosenbeine feucht, und geschmolzener Schnee rann in ihre Stiefel. Ihre Handschuhe waren noch irgendwo im Wagen, also legte sie die bloßen Hände an die Karosserie. Das Metall war so eiskalt, dass es ihre Haut zu verbrennen schien.
»Ich werde mir den Rücken verrenken«, klagte Arlo.
»Du hast die Wahl«, erwiderte Elaine. »Entweder das, oder wir erfrieren alle. Kommst du jetzt endlich runter?«
Arlo nahm sich reichlich Zeit, um Handschuhe anzuziehen und eine Wollmütze aufzusetzen. Anschließend schlang er sich noch umständlich einen Schal um den Hals. Erst als er rundum gegen die Kälte gewappnet war, watete er hinunter in den Graben.
»Okay, alle zusammen«, wies Doug sie an. »Schieben!«
Maura stemmte sich mit ihrem ganzen Gewicht gegen den Suburban, und ihre Stiefel rutschten im Schnee nach hinten weg. Neben sich hörte sie Arlo ächzen, und dann spürte sie, wie der Wagen nach vorn zu rucken begann.
»Lenken, Gracie!«, rief Doug. »Nach links!«
Die Schnauze des Geländewagens bewegte sich Zentimeter für Zentimeter nach oben, in Richtung Straße. Sie schoben weiter mit aller Kraft, bis Mauras Arme zitterten und ihre Oberschenkelmuskeln schmerzten. Sie schloss die Augen, hielt den Atem an und legte ihre ganze Energie in den Versuch, drei Tonnen Stahl vom Fleck zu bewegen. Sie spürte, wie ihre Absätze wegrutschten – und plötzlich geriet auch der Suburban ins Rutschen und rollte rückwärts auf sie zu.
»Achtung!«, rief Arlo.
Maura taumelte zur Seite, und im nächsten Moment rollte der Wagen vollends zurück und kippte seitlich in den Graben.
»Scheiße!«, schrie Arlo. »Der hätte uns alle zerquetschen können!«
»Daddy, Daddy, ich hänge im Gurt fest!«
Doug kletterte auf den Wagen. »Warte, Schätzchen, ich hol dich raus.« Er zog die Tür auf und langte hinein, um Grace herauszuziehen. Sie sank schwer
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