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Totengrund

Totengrund

Titel: Totengrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Speisekarte. Kann ja nicht so schwer sein, ein anständiges Steak zu braten, oder?«
    »Wir haben gerade erst zu Abend gegessen, Arlo«, bemerkte Elaine. »Ich fasse es nicht, dass du schon wieder an das nächste Mittagessen denkst.«
    »Du weißt doch, dass ich gerne alles minutiös plane. Ich will nun mal keine unliebsamen Überraschungen erleben.«
    »Und schon gar nicht, wenn es ums Essen geht, wie?«
    »Dad«, quengelte Grace. »Ich bin echt müde. Ich geh jetzt ins Bett, okay?«
    »Ach, na schön«, antwortete Doug. »Aber schau, dass du spätestens um sieben aus den Federn bist. Ich möchte, dass um acht alles gepackt und reisefertig ist.«
    »Ich denke, wir sollten uns auch in die Falle begeben«, meinte Arlo. Er stand auf und wischte sich die Krümel vom Hemd. »Komm, Elaine.«
    »Es ist erst halb zehn.«
    »Elaine«, wiederholte Arlo und deutete mit einem vielsagenden Nicken auf Maura und Doug.
    »Oh.« Elaine warf Maura einen abwägenden Blick zu und erhob sich dann von ihrem Stuhl, geschmeidig wie eine Raubkatze. »Hat mich gefreut, dich kennenzulernen, Maura«, sagte sie. »Also dann, bis morgen.«
    Doug wartete, bis das Trio hinausgegangen war, und sagte dann zu Maura: »Tut mir leid, dass Grace so muffelig drauf war.«
    »Sie ist ein wunderschönes Mädchen, Doug.«
    »Und sie hat auch was im Kopf. Einen IQ von hundertdreißig. Nicht, dass man heute Abend etwas davon gemerkt hätte. Sie ist sonst nicht so maulfaul.«
    »Vielleicht liegt es daran, dass ich mitkomme. Vielleicht ist sie nicht so glücklich darüber.«
    »So was solltest du gar nicht erst denken, Maura. Wenn sie damit ein Problem hat, muss sie selbst damit fertig werden.«
    »Wenn es irgendwelche Schwierigkeiten macht, dass ich mitkomme …«
    »Kommt es dir etwa so vor?« Sein Blick war so prüfend, dass sie sich gezwungen fühlte, die Wahrheit zu sagen.
    »Ein bisschen«, gestand sie.
    »Sie ist dreizehn. Bei einer Dreizehnjährigen ist alles immer irgendwie schwierig. Ich weigere mich, mein Leben davon bestimmen zu lassen.« Er hob sein Glas. »Also – auf unser Abenteuer.«
    Sie erwiderte den Toast, und sie lächelten einander zu, während sie tranken. Im schmeichelhaften Dämmerlicht der Cocktaillounge sah er genauso aus wie der Collegestudent, an den sie sich erinnerte, der tollkühne junge Mann, der auf Dächer geklettert und in Ninja-Kostüme geschlüpft war. Und auch sie kam sich wieder jung vor. Wagemutig und furchtlos, bereit, sich in das Abenteuer zu stürzen.
    »Ich garantiere dir«, sagte er, »wir werden uns prächtig amüsieren.«
    In der Nacht hatte es zu schneien begonnen, und als sie ihr Gepäck in den Kofferraum des Geländewagens luden, lag auf den parkenden Autos schon eine Handbreit lockerer Schnee, eine makellose weiße Decke, die den Besuchern aus dem sonnigen San Diego Laute des Entzückens entlockte. Doug und Arlo bes tanden darauf, Fotos von den drei Damen zu schießen. Sie mussten vor dem Hoteleingang posieren, lächelnd und mit rosigen Wangen in ihren Skiklamotten. Für Maura war Schnee nichts Neues, aber jetzt sah sie ihn mit den Augen dieser Kalifornier, staunte wie sie darüber, wie sauber und weiß er war, wie zart die Flocken sich auf ihre Wimpern senkten, wie lautlos sie vom Himmel herabwirbelten. In den langen Bostoner Wintern bedeutete Schnee nur anstrengendes Schippen, nasse Schuhe und matschige Straßen. Aber dieser Schnee schien anders zu sein – es war Urlaubsschnee, und sie blickte frohgemut zum Himmel auf, genauso aufgeregt wie ihre Reisegefährten, verzaubert von einer Welt, die mit einem Mal neu und strahlend erschien.
    »Leute, das wird ganz fantastisch !«, verkündete Doug, während er die gemieteten Langlaufskier auf dem Dach des Suburban festschnallte. »Frischer Pulverschnee. Bezaubernde Gesellschaft. Abendessen am lodernden Kaminfeuer.« Er zog noch einmal kräftig an den Gurten. »Okay, Leute. Auf geht ’ s.«
    Grace nahm auf dem Beifahrersitz Platz.
    »He, Schätzchen«, sagte Doug. »Wie wär ’ s, wenn du Maura neben mir sitzen lässt?«
    »Aber ich sitze immer vorn.«
    »Sie ist unser Gast. Überlass ihr den Ehrenplatz.«
    »Doug, lass sie doch da bleiben«, schaltete Maura sich ein. »Ich habe überhaupt kein Problem damit, hinten zu sitzen.«
    »Bist du sicher?«
    »Ganz sicher.« Maura stieg hinten ein. »Ich sitze hier wunderbar.«
    »Okay. Aber vielleicht könnt ihr später tauschen.« Doug warf seiner Tochter einen missbilligenden Blick zu, aber Grace, die schon wieder die

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