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Totengrund

Totengrund

Titel: Totengrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Center in Jackson fahren. Dr. Draper erwartet Sie dort.«
    »Dr. Draper? Sie meinen den Coroner von Sublette County?«
    »Ja. Denn dort ist es passiert, in Sublette County.« Eine lange, quälende Pause trat ein. »Ich fürchte, man hat Ihre Freundin gefunden.«
    »Ich glaube, es ist besser, wenn Sie sie nicht sehen«, sagte Dr. Draper, der Mauras drei Freunden mit ernster Miene am Tisch des Besprechungsraums gegenübersaß. »Sie sollten sie so in Erinnerung behalten, wie sie war. Ich bin sicher, dass sie es selbst auch so gewollt hätte.«
    St. John ’ s war ein Haus, das den Lebenden dienen sollte, nicht den Toten, und durch die geschlossene Tür des Besprechungsraums hörten sie die Alltagsgeräusche eines normalen Krankenhauses: klingelnde Telefone, die Glocke des Aufzugs und aus der Ferne das Weinen eines Säuglings in der Notaufnahme. Die Geräusche erinnerten Jane daran, dass auch nach einer Tragödie das Leben ringsum weiterging.
    »Das Fahrzeug wurde erst heute Morgen gefunden, abseits einer entlegenen Nebenstraße«, sagte Draper. »Wir können nicht mit Sicherheit sagen, wie lange es schon in dieser Schlucht gelegen hat. Das Feuer hat großen Schaden angerichtet. Und später auch Tiere, die …« Er hielt inne. »Es ist mitten in der Wildnis.«
    Er musste es nicht näher erläutern; Jane wusste genau, was er ausgelassen hatte. In der Natur lauerten im Schatten des Todes stets allerlei Kreaturen, die nur darauf warteten, ihre Schnäbel, Krallen und scharfen Zähne in totes Fleisch zu senken. Selbst in den Vorstadtparks von Boston zog eine Leiche Hunde und Waschbären an, Ratten und Truthahngeier. In den zerklüfteten Bergen von West-Wyoming würde eine noch größere Schar von Aasfressern sich über die sterblichen Überreste der Opfer hermachen, ihnen das Gesicht wegfressen, Hände abreißen und ganze Gliedmaßen im Umkreis verstreuen. Jane dachte an Mauras elfenbeinfarbene Haut, ihre majestätischen Wangenknochen, und sie fragte sich, was jetzt von diesen edlen Zügen noch übrig war. Nein, ich will sie nicht sehen. Ich will nicht wissen, was aus ihrem Gesicht geworden ist.
    »Wenn die Leichen so stark verstümmelt sind, wie haben Sie sie dann identifiziert?«, fragte Gabriel. Wenigstens er dachte noch wie ein Ermittler und war in der Lage, sich auf die notwendigen Fragen zu konzentrieren.
    »Am Unfallort wurden genügend Anhaltspunkte für eine Identifizierung gefunden.«
    »Anhaltspunkte?«
    »Als der Wagen in die Schlucht stürzte, wurden verschiedene Gegenstände hinausgeschleudert. Mehrere Koffer und andere persönliche Artikel, die das Feuer unversehrt überstanden haben.« Er griff nach einem großen Pappkarton, den er mitgebracht hatte. Als er den Deckel hob, roch es sogleich nach versengtem Plastik. Obwohl die Gegenstände in dem Karton in Beweismittelbeuteln verschlossen waren, war der Geruch nach Feuer und Rauch so stark, dass er sogar durch einen fest verschlossenen Plastikbehälter drang. Draper hielt einen Moment inne, als fragte er sich plötzlich, ob es ein Fehler gewesen sein könnte, ihnen den Inhalt zu zeigen. Aber jetzt war es zu spät, den Karton wieder zu schließen und ihnen die versprochenen Beweise vorzuenthalten. Er nahm den ersten Beutel heraus und legte ihn auf den Tisch.
    Durch das transparente Plastik konnten sie einen ledernen Gepäckanhänger sehen. Draper drehte ihn um, sodass sie den in sauberen Blockbuchstaben geschriebenen Namen lesen konnten.
    Dr. Maura Isles .
    »Ich nehme an, die Adresse auf dem Anhänger ist korrekt?«, fragte er.
    Jane schluckte. »Ja«, murmelte sie. Sie wagte es nicht, Daniel anzusehen, der neben ihr saß. Sie wollte seinen erschütterten Gesichtsausdruck nicht sehen.
    »Dieser Anhänger war an einem der Koffer, die aus dem Wagen geschleudert wurden«, erklärte Draper. »Sie können den Koffer selbst in Augenschein nehmen, wenn Sie wollen. Er befindet sich im Gewahrsam des Sheriffs von Sublette County, zusammen mit den größeren Gegenständen.« Er griff erneut in den Karton, um weitere Beweismittelbeutel herauszunehmen und auf den Tisch zu legen: zwei Mobiltelefone, eines davon angesengt; ein weiterer Gepäckanhänger, versehen mit dem Namen Dr. Douglas Comley; ein Herren-Toilettenbeutel; eine Flasche Lovastatin mit einem Rezept, ausgestellt auf einen Patienten namens Arlo Zielinski.
    »Der Suburban war von einem Dr. Douglas Comley aus San Diego angemietet worden«, sagte Draper. »Er hatte ihn für zehn Tage gebucht. Wir gehen davon aus,

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