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Totengrund

Totengrund

Titel: Totengrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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noch längst nicht überzeugt war.
    »Monty, sie sind in Ordnung. Ich hab sie drüben auf der Circle B gesehen, als sie kamen, um mit Fahey zu reden.« Er wandte sich an Jane und Gabriel, und sein Ton wurde sanfter. »Es tut mir wirklich leid, was Ihrer Freundin zugestoßen ist.«
    »Danke, Deputy«, sagte Gabriel.
    Loftus schnaubte – es sollte wohl versöhnlich klingen. »Dann schätze ich mal, dass ich mich bei Ihnen entschuldigen muss.« Er streckte die Hand aus.
    Gabriel schüttelte sie. »Sie müssen sich nicht entschuldigen, Sir.«
    »Es ist bloß, weil ich Ihren Wagen da stehen sah – da habe ich gedacht, es wären schon wieder welche von diesen Souvenirjägern da unten. Diese verrückten jungen Leute mit ihrem Todeskult und diesem Vampirquatsch.« Loftus sah über die Klippe auf den ausgebrannten Suburban hinunter. »Ist halt nicht mehr so wie damals, als ich hier aufgewachsen bin. Da hat man noch das Eigentum anderer Leute respektiert. Heute glauben sie alle, sie könnten einfach auf meinem Land jagen. Und dann lassen sie auch noch meine Gatter sperrangelweit offen.«
    Jane konnte an Martineaus Miene ablesen, was er dachte: Das hab ich von dem Alten schon tausend Mal zu hören bekommen .
    »Und du bist nie rechtzeitig da, um einzugreifen, Bobby«, setzte Loftus hinzu.
    »Jetzt bin ich doch hier, oder nicht?«, gab Martineau zurück.
    »Du kannst ja nachher mal bei mir vorbeischauen, dann zeig ich dir, was die mit meinen Gattern angerichtet haben. Da muss etwas geschehen.«
    »Okay.«
    »Ich rede von heute , Bobby.« Loftus stieg in seinen Pick-up, und der Motor erwachte ratternd zum Leben. Der Alte verabschiedete sich mit einem knappen Winken und einem widerwilligen »Also, tut mir leid, Leute«. Dann fuhr er davon.
    »Wer ist der Kerl?«, fragte Jane.
    Martineau lachte. »Montgomery Loftus. Seine Familie hatte hier früher zig Hektar Land. Die Double-L-Ranch.«
    »Er war ja ganz schön sauer auf uns. Ich dachte schon, er schießt uns mit seiner Flinte über den Haufen.«
    »In letzter Zeit ist er auf alles und jeden sauer. Sie wissen ja, wie alte Leute so sind. Jammern ständig, dass nichts mehr so ist wie früher.«
    Das ist es nie, dachte Jane, während sie zusah, wie Martineau wieder in seinen Wagen stieg. Und in Boston wird es auch nicht mehr dasselbe sein – jetzt, wo Maura nicht mehr ist.
    Auf der Fahrt zurück zum Hotel starrte Jane aus dem Fenster und dachte an ihr letztes Gespräch mit Maura zurück. Es war im Leichenschauhaus gewesen, und sie hatten am Obduktionstisch gestanden. Maura hatte die Leiche aufgeschnitten und dabei von ihrem bevorstehenden Aufenthalt in Wyoming erzählt. Sie sei noch nie dort gewesen, hatte sie gesagt, und sie sei schon ganz gespannt darauf, die Wapitihirsche und die Büffel zu sehen, und vielleicht sogar den einen oder anderen Wolf. Sie hatten über Janes Mutter gesprochen und über Barry Frosts Scheidung, über die Überraschungen, die das Leben stets bereithielt. Du kannst einfach nie wissen, hatte Maura gesagt, was dich hinter der nächsten Straßenecke erwartet.
    Nein, das weiß man nie. Du hattest auch keine Ahnung, dass du in einem Sarg aus Wyoming zurückkehren würdest.
    Sie bogen auf den Hotelparkplatz ein, und Gabriel stellte den Motor ab. Eine Weile saßen sie schweigend da. Es ist noch so viel zu tun, dachte sie. Anrufe tätigen, Papiere unterschreiben. Die Überführung des Sargs in die Wege leiten. Allein der Gedanke daran erschöpfte sie. Aber wenigstens würden sie jetzt nach Hause fliegen. Zu Regina.
    »Ich weiß, es ist erst Mittag«, sagte Gabriel, »aber ich glaube, wir könnten jetzt beide einen Drink gebrauchen.«
    Sie nickte. »Einverstanden.« Sie stieß ihre Tür auf und stieg aus in den sanft rieselnden Schnee. Sie hielten sich aneinander fest, als sie den Parkplatz überquerten, die Arme fest um die Hüften des anderen geschlungen. Wie viel schwerer wäre dieser Tag ohne ihn gewesen, dachte sie. Die arme Maura hat alles verloren, während ich immer noch mit diesem Mann gesegnet bin. Mit einer Zukunft an seiner Seite.
    Sie betraten die Hotelbar, wo das Licht so gedämpft war, dass sie Brophy zuerst nicht bemerkten. Erst als ihre Augen sich an das Halbdunkel gewöhnt hatten, entdeckten sie ihn an einem Tisch in der Ecke.
    Er war nicht allein.
    Der Mann, der mit ihm am Tisch saß, erhob sich, als er sie sah; eine groß gewachsene, strenge Gestalt in Schwarz. Anthony Sansone war bekannt für seine Menschenscheu; so krankhaft bedacht auf seine

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