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Totengrund

Totengrund

Titel: Totengrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Privatsphäre, dass er sich nur selten in der Öffentlichkeit sehen ließ. Doch hier stand er nun in der Bar ihres Hotels, und es war nicht zu übersehen, wie er trauerte.
    »Sie hätten mich anrufen sollen, Detective«, sagte Sansone. »Sie hätten mich um Hilfe bitten sollen.«
    »Es tut mir leid«, erwiderte Jane. »Ich bin nicht auf die Idee gekommen.«
    »Maura war auch meine Freundin. Wenn ich gewusst hätte, dass sie vermisst wird, wäre ich auf der Stelle aus Italien zurückgeflogen.«
    »Sie hätten nichts tun können. Wir waren alle machtlos.« Sie sah nach Brophy, der stumm und mit versteinerter Miene dasaß. Die beiden Männer hatten einander nie gemocht, und doch waren sie nun beide hier; alle Feindseligkeiten ruhten im Gedenken an Maura.
    »Mein Jet wartet am Flughafen«, sagte Sansone. »Sobald ihre Leiche freigegeben ist, können wir alle zusammen nach Hause fliegen.«
    »Heute Nachmittag müsste es so weit sein.«
    »Dann sage ich meinem Piloten Bescheid.« Er seufzte bedrückt. »Rufen Sie mich an, wenn es Zeit für die Überführung ist. Und dann bringen wir Maura heim.«
    Die vier Passagiere in der komfortablen Kabine von Anthony Sansones Jet saßen schweigend da, während die Maschine auf östlichem Kurs durch die Nacht glitt. Vielleicht dachten sie alle wie Jane an ihre unsichtbare Begleiterin, die unten als »Fracht« mitflog, eingeschlossen in ihrem Sarg im kalten, dunklen Laderaum. Es war Janes erster Flug in einem Privatjet, und unter anderen Umständen hätte sie den Luxus durchaus genossen – die weichen Ledersessel, die großzügige Beinfreiheit, all die vielen Annehmlichkeiten, die für sehr wohlhabende Reisende selbstverständlich waren. So jedoch registrierte sie kaum den Geschmack des Roastbeef-Sandwichs mit dem perfekt rosa gebratenen Fleisch, das der Steward ihr auf einem Porzellanteller serviert hatte. Obwohl sie das Mittag- und das Abendessen versäumt hatte, aß sie ohne Genuss und nur, weil ihr Körper die Stärkung brauchte.
    Daniel Brophy aß gar nichts. Sein Sandwich lag unberührt auf dem Teller, während er in die Nacht hinausstarrte, die Schultern gebeugt unter der Last seines Kummers. Und auch seiner Schuldgefühle, da war sie sich sicher. Er machte sich Vorwürfe, weil er genau wusste, was alles möglich gewesen wäre, hätte er sich für die Liebe und nicht für die Pflicht entschieden, für Maura und nicht für Gott. Jetzt war die Frau, die er geliebt hatte, eine verkohlte Leiche, eingeschlossen im Frachtraum unter ihren Füßen.
    »Wenn wir wieder in Boston sind«, sagte Gabriel, »müssen wir Entscheidungen treffen.«
    Jane sah ihren Mann an und fragte sich, wie er es schaffte, immer einen klaren Kopf zu bewahren und sich auf das zu konzentrieren, was getan werden musste. In Zeiten wie diesen wurde sie wieder daran erinnert, dass sie einen Marine geheiratet hatte.
    »Entscheidungen?«, fragte sie.
    »Die Beerdigung muss organisiert werden. Die Todesanzeigen verschickt. Es gibt doch sicher Angehörige, die angerufen werden müssen.«
    »Sie hat keine Verwandten«, sagte Brophy. »Außer ihrer Mu…« Er brach ab, ohne das Wort Mutter ausgesprochen zu haben. Und er sprach auch nicht den Namen aus, an den sie alle dachten: Amalthea Lank. Vor zwei Jahren hatte Maura ihre leibliche Mutter ausfindig gemacht, deren Identität ihr bis dahin ein Rätsel gewesen war. Die Suche hatte sie schließlich in ein Frauengefängnis in Framingham geführt. Zu einer Frau, die sich entsetzlicher Verbrechen schuldig gemacht hatte. Amalthea war keine Mutter, zu der irgendein Mensch sich freiwillig bekannt hätte, und Maura hatte nie von ihr gesprochen.
    Daniel wiederholte noch einmal mit festerer Stimme: »Sie hat keine Verwandten.«
    Sie hatte nur uns, dachte Jane. Ihre Freunde. Während Jane einen Mann und eine Tochter hatte, Eltern und Brüder, hatte Maura nur wenige Menschen gehabt, die ihr wirklich nahestanden. Sie hatte einen Liebhaber gehabt, mit dem sie sich nur heimlich getroffen hatte, und Freunde, die sie nicht wirklich kannten. Es war eine Wahrheit, der Jane sich nun stellen musste: Ich habe sie in Wirklichkeit kaum gekannt.
    »Was ist mit ihrem Exmann?«, fragte Sansone. »Ich glaube, er lebt nach wie vor in Kalifornien.«
    »Victor?« Brophy lachte abschätzig. »Maura hat ihn verachtet. Sie hätte nicht gewollt, dass er auch nur in die Nähe ihrer Beerdigung kommt.«
    »Wissen wir denn, was sie wollte? Was ihre letzten Wünsche waren? Sie war nicht religiös, also nehme ich

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