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Totenhauch

Totenhauch

Titel: Totenhauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Stevens
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Wand spürte. Sie war feucht und glitschig, wie die Wände in der Kammer unter dem Friedhof von Oak Grove.
    Ich tastete mit der Hand meine Hosentasche ab und stellte überrascht fest, dass er mir mein Handy gelassen hatte. Warum hatte er das getan? Weil ich hier unten kein Netz hatte. Keine Chance, Hilfe zu rufen. Durch das Display hatte ich aber zumindest ein bisschen Licht, und vielleicht war das seine Absicht gewesen. Ich hatte den Eindruck gewonnen, dass er nicht wollte,dass ich schlecht von ihm dachte. Es war ihm wichtig, dass ich seine Beweggründe verstand.
    Ich verstand sie zwar, doch ich konnte sie nicht billigen oder ihm verzeihen.
    Ich hielt das Licht hoch und untersuchte mein Gefängnis. Uralte Ziegelwände. Dicke, vorhangartige Spinnweben. Ich hatte das Gefühl, als wäre ich ganz, ganz tief unter der Erde in einem bislang noch nicht entdeckten Bereich der unterirdischen Gänge, doch anders als in dem anderen Tunnelnetz gab es hier nirgends eine Öffnung, keine Tür, keinen Weg nach draußen. Nur massive Ziegelsteine.
    Wie war das möglich? Er hatte mich hierhergebracht. Es musste also einen Weg geben, der hinausführte.
    Es sei denn, er hatte die Wand hinter mir zugemauert   …
    Ein Schrei stieg mir in die Kehle, doch ich erstickte ihn. Ich durfte jetzt nicht in Panik geraten. Ich musste mich konzentrieren, sonst war ich verloren.
    Immer wieder ging ich den Raum ab, zerriss die klebrigen Spinnweben und versuchte, Ziegelsteine zu lockern, bis meine Finger wund waren und bluteten.
    Erschöpft ließ ich mich auf den Boden fallen und vergrub das Gesicht in den Händen. Wie hätte irgendjemand darauf kommen sollen, hinter dieser massiven Mauer nach mir zu suchen?
    Im gleichen Augenblick spürte ich eine eisige Präsenz. Etwas fuhr mir durch das Haar, strich über meinen Hals. Zog an meiner Hand   …
    Panisch vor Angst hob ich den Kopf und hielt das Handy in die Höhe, doch in der Düsternis konnte ich nichts sehen.
    War Clayton schon hier? Das Entsetzen übermannte mich, und ich rutschte weiter zurück an die Wand, suchte mit weit aufgerissenen Augen den Raum ab.
    Kurz darauf ließ die Kälte nach, und ich redete mir ein, dass ich mir das alles nur eingebildet hatte. Ich litt immer noch anden Nachwirkungen der Drogen, die er mir in den Tee gemischt hatte. Er musste mich eine ganze Weile beobachtet haben, um meine Gewohnheiten so gut zu kennen, dass er voraussehen konnte, dass ich mir eine Tasse machen würde, wenn ich nach Hause kam. Vielleicht hatte er Gucklöcher in Macons Wohnung gebohrt, durch die er mich beobachtete.
    Schaudernd schlang ich die Arme um den Körper. Mir war kalt, ich hatte Angst, und ich fühlte mich unendlich verlassen. Ich dachte an Mama und Papa und an Devlin. An all die Menschen, die mir etwas bedeuteten. Würde ich sie je wiedersehen?
    Irgendwann musste ich eingedöst sein, denn plötzlich sah ich mich durch einen endlosen Tunnel fliehen, in dem Hände aus den Wänden nach mir fassten. Ich rannte durch Räume, in denen Leichen hingen, und Geister waren mir auf den Fersen, und irgendwo in der Ferne und trotzdem zum Greifen nah konnte ich Devlins Stimme hören. Hier entlang! Schnell!
    Doch es war nicht Devlin, der mir den Weg wies. Es war Shani.
    Sie zog an meiner Hand, zwang mich weiterzulaufen. Und dann sah ich direkt vor uns den Totengeist von Robert Fremont. Er schwebte jenseits der aufgehängten Leichen und wartete auf uns. Als wir auf ihn zuliefen, drehte er sich um und verschwand durch die Mauer.
    Hinter uns hörte ich Schritte und das Geräusch schleifender Ketten. Ich schlug die Spinnweben weg, schloss die Augen und folgte Fremont durch die Wand. Dann schaute ich auf meine Hand hinunter. Shani war verschwunden. Aus irgendeinem Grund war sie nicht mit mir durch die Wand gekommen. Ich wollte zurückgehen, um sie zu suchen, aber auf einmal war die Wand fest. Ich hatte sie verloren   …
    Erschrocken hob ich den Kopf und blickte mich suchend um. Ich war allein in der Kammer, aber einen Augenblick lang hatte ich die Gegenwart der beiden ganz deutlich gespürt   …
    Mühsam stand ich auf und ging zu der Wand, durch die ich Fremont in meinem Traum hatte verschwinden sehen. Ich hielt das Handy hoch und untersuchte jeden Zentimeter der Mauer, fand aber nichts als zerbröckelnden Mörtel.
    Und da sah ich ihn. Den Weg in die Freiheit.
    Es war eine Fliege gewesen, die Devlin und mich in die versteckte Kammer geführt hatte, und eine andere Fliege wies mir jetzt den Weg wieder

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