Totenheer (German Edition)
das kannst du nicht wo l len.“
„Es ist mein Wille, der Wille eines Königs.“
„Es ist der Wille eines Tyrannen, ich werde das nicht zula s sen. Du hast bereits in der Vergangenheit genug Unheil über die Länderein des Westens gebracht.“
Die Geister wurden plötzlich unruhig; ihre schemenhaften Gesichter verformten sich zu grimmigen Fratzen, das Feuer in i h ren Augen brannte gleißend hell wie eine Sonne.
Wulfgar sah den Unsterblichen eindringlich an und höhnte: „Was willst du jetzt tun? Nimmst du mein Leben, tötest du mich, um meine Truppen zu erlösen? Glaube mir, selbst du wärst nicht schnell g e nug.“
Binnen eines Augenblicks bewegte sich Larkyen auf Wul f gar zu, er ergriff den Sterblichen mit nur einer Hand und hob ihn hoch über den Boden. Er spürte die Lebenskraft des K ö nigs, wie sie den muskulösen Leib heiß und pulsierend durc h strömte. Es war Zeit, sich zu nä h ren.
„Halte ein“, keuchte Wulfgar. „In deinem eigenen Interesse, halte ein.“ Zitternd deutete der Kentare hinüber zu Patryous.
Die Unsterbliche war von Geistern eingekesselt, Dutzende bewegten sich um sie herum. Noch ehe Larkyen seiner Gefäh r tin hätte beistehen können, griffen die Geister mit langen Kla u en nach ihr. Der Ausdruck in Patryous` Gesicht zeugte von Schmerzen, doch kein Schrei drang über ihre Lippen. Ihre zarte Haut wurde rissig, wie ein ausgetrocknetes Flussbett. Das Haar färbte sich silbergrau, die Raubtieraugen verblassten und ve r schwanden in den Höhlen, während i h re Wangen einfielen. Die Unsterbliche war rapide gealtert, das wu n derschöne Antlitz glich nunmehr dem einer Toten. Ihre Knie gaben nach, und sie sank zu Boden. Über ihr breiteten sich die Geister aus und drückten sie in die Erde, die unter ihr nachgab. Sie umkla m merte mit beiden Händen ihren schwarzen Speer, war jedoch längst nicht mehr fähig, ihn zu gebrauchen. Patryous, die Gö t tin der Reisenden, verschwand im Meer der Geister, als hätte es sie nie gegeben.
Larkyen schmetterte den König auf den Waldboden. Blit z schnell zog er sein Schwert und griff die Geister an. Doch er musste erleben, dass selbst der pechschwarze und von Rune n kraft erfüllte Stahl im Angesicht dieser Feinde nutzlos war. J e der seiner Schläge glitt widerstandslos durch die schemenha f ten Leiber hindurch. Die Geister setzten sich wider Erwarten nicht zur Wehr, sondern schienen den Befehl ihres Königs a b zuwarten. Der König erteilte den Befehl nicht. Er sagte: „Die Magie deines Schwertes ist ebenso nordisch wie jene, die me i ne Truppen erschuf. Gleichartige Magie kann gegeneinander eingesetzt werden, aber sie vermag einander nicht zu zerstören. Jedweden Kampf gegen das Totenheer führst du vergebens, Unsterbl i cher. Aber falls es dich beruhigt – deine Gefährtin ist nicht tot, noch nicht, sie ist jetzt eine Gefangene meines Tote n heers. Ich sagte dir doch, du bist nicht schnell genug.“
„Dann lass sie frei, sofort!“
„Du würdest mich nur zu gern töten, dass sehe ich in deinen Augen. Doch sei dir gewiss, wenn ich sterbe und mein Heer mit mir, so re i ßen wir deine Gefährtin mit in den tiefen Schlund des Todes.“
„Woher willst du wissen, dass es mir nicht gleichgültig ist?“
„Sonst wäre ich bereits tot. Ich weiß, dass sie dir nicht gleichgültig ist, denn deine Liebe zu ihr ist deine Schwäche. Seitdem ihr dieses Land betreten habt, wart ihr niemals allein, mein T o tenheer war stets in eurer Nähe. Also überlege dir gut, ob du zulassen willst, dass ein für die Ewigkeit bestimmtes und für dich so kostbares Leben endet.“
Plötzlich drangen von tief unter der Erde die gedämpften Schreie eines Mundes, der längst mit Erde gefüllt war. In e i nem Anfall purer Verzweiflung grub Larkyen mit beiden Hä n den an der Stelle, wo er Patryous vermutete. Doch alles was er in der Erde zu fassen bekam, waren alte Knochen.
„Gib auf, Unsterblicher, du bist nicht imstande, sie zu b e freien. Doch wisse, dass sie den Schmerz einer Verwesung spürt, die sie fortwährend angreift und droht, ihren Leib en d gültig zu Staub werden zu lassen, während ihre Selbstheilung s gabe dagegen ankämpft. Zerfall und Wiederherstellung, eng umschlungen, in der Finsternis eines Grabes. Ja, Larkyen, sie leidet entsetzlich. Und ob du sie je wiedersiehst oder ob sie vernichtet wird, hängt von nun an allein von meinem Befehl ab.“
„Was verlangst du, Wulfgar?“
„Du wirst für mich das Wolfszepter suchen und mir dieses A
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