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Totenheer (German Edition)

Totenheer (German Edition)

Titel: Totenheer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Siebert
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immer noch am Fuße des Masts lag und stellte fest, dass der Kentare bei we i tem nicht so schwer verletzt war wie erwartet. Der linke Arm und die Schulter waren gebrochen. Er trug seinen bewusstlosen Gefährten von Deck und schwamm mit ihm und Alvan fort von dem Riff. Der Kedanerhengst zeigte keine Scheu vor dem ka l ten Meerwasser. Die letzten Strygarer folgten ihnen noch lange Zeit, dann verschwanden sie plötzlich inmitten der Fluten und tauchten nicht mehr auf.
    Larkyen hoffte inständig darauf, irgendwo Festland zu s e hen, aber die hohen Wellen und die Gischt verhinderten eine klare Sicht. Es schien, als wolle das graue Meer sie nicht so leicht freigeben.
    Es blieb ihnen nicht anders übrig als sich über Wasser zu halten und einfach treiben zu lassen.
    Nachdem einige Zeit verstrichen war, öffnete Wothar seine Augen. Der Kentare verzog das Gesicht vor Schmerzen, nur langsam wurde er sich seiner Umgebung und Situation b e wusst. Larkyen berichtete ihm in knappen Sätzen, was gesch e hen war.
    „Das Schiff war einige Zeit ohne Steuermann, wir sind mit aller Wahrscheinlichkeit stark von unserem ursprünglichen Kurs abg e kommen.“
    „Wenn ich eine zu große Last für dich bin, dann musst du mich dem Meer ausliefern. Mit meinen Verletzungen kann ich nicht schwimmen und ich erwarte nicht, dass du mich die ga n ze Zeit über Wasser hältst.“
    „Das Geschwätz eines Sterblichen“, grummelte Larkyen. „Wie dem auch sei, du bist die Belastung wert.“
    „Ich hätte deine Hilfe in einer solchen Situation nicht erwa r tet. Ich diene König Wulfgar, dem Mann, der deine Gefährtin gefangen hält und dich auf eine erzwungene und gefährliche Reise sandte. Du hättest guten Grund, mich jetzt meinem Schic k sal zu überlassen.“
    „Auf dieser erzwungenen Reise lernte ich meine alten Fei n de, die Strygarer, neu kennen, und ich erfuhr von ihren Plänen einer Kolonialisierung. Auch du erfüllst noch einen Sinn und Zweck, denn du wirst deinem König in allen Einzelheiten von den Strygarern berichten und an sein Gerechtigkeitsgefühl a p pellieren, damit er den and e ren Völkern des Westens beisteht. Ganz gleich was damals während des Krieges geschah.“
    „Du würdest Wulfgar also wirklich nicht mehr töten wo l len?“
    „Wenn er im richtigen Moment die richtige Entscheidung trifft, dann soll er meinetwegen am Leben bleiben.“
    „Wird deine Gefährtin Patryous genauso denken, wenn sie erst wi e der frei ist?“
    „Sie wird den König zweifellos hassen und verachten, doch sie ist sehr weise und erkennt, wann es für eine Unsterbliche angebracht ist, ihren persönlichen Rachegelüsten nicht nac h zugeben.“
    „Sollte ich die kentarische Küste lebend erreichen, dann werde ich alles in meiner Macht stehende tun, um Wulfgar den richt i gen Weg zu weisen. In uns Kentaren brennt seit jeher der Wille zum Kampf, ob wir wollen oder nicht. Doch dieses Mal werden wir nicht nur für unser Streben nach Macht kämpfen, sondern für den Westen.“
    „Du bist auf dem richtigen Weg, Wothar. Eine weise alte Frau sprach zu mir: Die Gräueltaten der Vergangenheit vermag zwar niemand ungeschehen zu machen, doch kann Vergebung dafür in jeder guten Tat gefunden werden.“
    „Die Gräueltaten der Vergangenheit“, murmelte Wothar. „Die Mutter des Königs pflegte zu ihrer Zeit stets ähnliches zu s a gen.“
    „Richtig. Sie war es auch, die jene Worte zu mir sprach.“
    „Dann weißt du also auch, wer die Hexe des ewigen Waldes ist.“
    „Ja.“
    „Jene Worte erschienen mir während des Krieges einfältig, doch hier und jetzt erkenne ich die Weisheit in ihnen. Lassen wir also die Ve r gangenheit mit all ihren Gräueln, mit all den falschen Entscheidungen endlich hinter uns und widmen uns einzig und allein der Z u kunft.“
    Im Verlauf ihrer Reise hatte sich der alte Kentare, der so sehr vom zerstörerischen Geist des Kriegsgottes Nordar beseelt war, deutlich verändert, so wie sich auch die Welt verändert hatte. Die Zeit war gekommen in der die Menschenvölker g e meinsam für ihr Überleben eintreten mussten. Die Strygarer verkörperten in Larkyens Augen nichts anderes als die große Finsternis, die von schwarzen stinkenden Sümpfen erfüllt war, in deren n e belverhüllten Gewässern die Wälder faulten und die Menschen und Tiere starben.
     

Kapitel 10 – Einsame Entscheidung
     
    „Ich sehe Land“, rief Larkyen. Das erste Licht des Tages best ä tigte seine Worte. Die steile Küste war steinig, dahinter lag e i ne

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