Totenheer (German Edition)
so kalt wie die Gebeine der T o ten. Deutlich fühlte er auch die Lebenskraft in ihr, wie sie pu l sierte. Er wünschte sich innig, sie würde endlich die Augen öffnen.
„Nun gib mir das Zepter“, forderte der König der Kentaren. „Ich h a be mein Wort schließlich gehalten.“
Als Larkyen zögerte, fügte der König hinzu: „Wenn du dich weigerst, wird Patryous erneut die Gesellschaft meines Tote n heers erhe i tern.“
Larkyen überreichte Wulfgar das Wolfszepter. Lange und ausführlich musterte der König die Runenschrift auf der dun k len Oberfläche.
„Das Wolfszepter ist wieder mein. So lange habe ich auf diesen Moment gewartet. Was ist mit der Hexe des ewigen Waldes gesch e hen, ist sie mittlerweile tot?“
„Ich sah keine Notwendigkeit darin, deine Mutter zu ermo r den“, sa g te Larkyen.
Der König schnaubte verächtlich, bevor er sich den Geistern zuwandte und rief: „Seht her, ich habe euch den Sieg verspr o chen, und schon bald werdet ihr fähig sein ihn zu erringen.“
Ein Raunen erklang inmitten der Reihen des Totenheers. Wie von e i nem erneuten Spiel des Windes getrieben, bewegten sich die Sch e men unruhig hin und her. Ihre Augen flackerten.
Jetzt war es Wothar, der endlich sprach: „Mein König, ich habe wichtige Neuigkeiten aus der Welt für dich.“
„Ich bin ganz Ohr, mein treuer Wothar. Was hast du mir zu erzä h len?“
Und der einstige Befehlshaber der Werwölfe berichtete, was er auf seiner Reise zum ewigen Wald und zurück erlebt hatte. Ein Beben durchschauerte seinen Leib, als er den Namen der Str y garer und den ihres unheimlichen Schöpfers aussprach.
Nach einem Moment des Schweigens sagte Wulfgar: „Ist es nicht ein Naturgesetz, dass die Schwachen unterliegen? Doch was kümmert es uns Kentaren? Wir sind ohnehin die Stärk s ten.“
Larkyen sagte: „Es ist auch ein Naturgesetz, dass jene, die nicht gewillt sind, sich den Veränderungen der Welt anzupa s sen, in den Mühlen der Zeit zermahlen werden. Einst gab es e i ne Zeit, in der nur die Stärksten überleben konnten, doch jetzt ist eine Epoche angebr o chen, in der wir alle vereint gegen die Strygarer kämpfen müssen. Diese Kreaturen vermehren sich rasend schnell, und das, während wir hier miteinander streiten. Es gibt viele Tausend von ihnen, und sie werden fähig sein, das Licht der Sonne für immer zu verdunkeln und eine ewige Fin s ternis über den Westen zu bringen.“
„Es ist mir gleichgültig, ob die Menschen unserer Nachba r länder di e sen Ungeheuern zum Opfer fallen. Es interessiert mich nicht. Wic h tig ist, dass wir Bolwarien, Tharland, Atland und auch Ken-Tunys in schneller Folge erobern werden. Ob diese Länder bis dahin von Ungeheuern bewohnt sind, kü m mert mich nicht. Das Reich Kentar wird kein Bündnis eing e hen, wir stehen allein und siegen allein.“
„Aber mein König, wir müssen handeln. Das Totenheer wird viel bewirken können.“
„Schweig, Wothar, du wirst meine Befehle befolgen wie einst. Und du wirst abermals das Kommando über die Werwö l fe b e kommen.“
„Dann willst du also den Westen und seine Völker wirklich im Stich lassen?“
„Nenne es wie du willst, das Totenheer dient nur den Int e ressen Ke n tars.“
„Du meinst den Interessen seines egoistischen Königs!“ rief Larkyen wütend.
„Scher dich weg, Unsterblicher. Du hast dein Weib beko m men, was also willst du noch hier?“
Wothar schüttelte ungläubig den Kopf, sein Gesicht war e i ne Gr i masse unverhohlenen Zorns. Larkyen glaubte, er würde gleich zum Schwert greifen und seinen König zum Kampf fo r dern, doch stat t dessen schrie er ihn an: „Du bist der Herrscher über das Volk der Kentaren, doch du bist auch ein Mensch. Ich kann deine Pläne nicht unterstützen, diesmal nicht.“
„Mein treuer Wothar, du hast wohl vergessen, wer du bist und wo dein Platz ist? Du wirst die Werwölfe anführen, wie du es in der Vergangenheit getan hast. Das ist ein Befehl deines Königs!“
„Ich werde gegen die Strygarer kämpfen, nicht gegen die Völker des Westens. Lass uns einmal auf der richtigen Seite stehen.“
„Es gibt nur eine Seite, und das ist unsere, auf der anderen Se i te steht der Rest der Welt.“
„Ich bedauere deine Entscheidung, mein König. Ich habe dir lange und treu gedient, doch nun ist Schluss damit.“
Wothar riss das schwarze Band mit dem weißen Wolfskopf von se i nem Oberarm und warf es zu Füßen des Königs in den Staub.
„Von deinem Treueeid kann nur ich dich
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