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Totenheer (German Edition)

Totenheer (German Edition)

Titel: Totenheer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Siebert
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entbinden“, knur r te Wulfgar erneut. Mit einer raschen Bewegung zog er sein Lan g schwert vom Rücken und schlitzte Wothar die Brust auf. Die klaffende Wu n de brachte den sofortigen Tod. Doch Wothar sollte keinen Frieden finden – kaum war sein Leib zu Boden gesunken, als er sich auch schon als schemenhafte Gei s tergestalt erhob. Seine Miene war starr und ausdruckslos, jegl i cher Widerstand darin gebrochen, die Augen flackerten wie glühende Kohlen. „Und dein Dienst für mich ist noch nicht b e endet. Der ewige Schwur bindet dich, solange ich es will.“
    Das Schwert des Königs, das Geschenk eines Vaters an se i nen Sohn, war ein filigranes Kunstwerk mit einer pechschwa r zen gezahnten Klinge. Wulfgar behielt es in den Händen, als wolle er sich gegen einen möglichen Angriff Larkyens wap p nen. Doch dann rief der König den Geistern zu: „Meine Sold a ten, greift den Unsterblichen an und wenn ihr mit ihm fertig seid, widmet euch wieder seiner Gefährtin.“
    Daraufhin strömten die Schemen auf Larkyen zu, auch Wothar war nun unter ihnen und diente als willenloses Instr u ment eines alternden Tyrannen. Noch ehe sie Larkyen berüh r ten, rief der Unsterbliche klar und deutlich aus: „Hiermit berufe ich mich auf das Gesetz der Wölfe und fordere dich, Wulfgar, König von Kentar, zum Zweikampf um die Krone heraus.“
    Die Geister hielten inne, doch Wulfgar lachte nur.
    „Das Gesetz der Wölfe gilt nur unter uns Kentaren, du aber bist ein Unsterblicher.“
    „Mein Blut ist kentarisch.“
    „Wie soll das möglich sein?“
    „Dein Vater Tarynaar hat dir nicht alles über uns erzählt, er h ü tete dir gegenüber das größte Geheimnis der Unsterblichen. Und jetzt, da du und ich uns das letzte Mal gegenüberstehen, sollst du erfahren, dass auch wir Götter einst von einer Sterbl i chen geboren wurden. Doch während unserer Geburt b e herrschte eine schwarze Sonne den Himmel und verlieh uns all jene Kräfte, die uns zu den stärksten und mächtigsten Wesen der Welt machen. In Kyaslan heißt es, die schwarze Sonne sei die einzig wahre Mutter aller Unsterblichen, ich aber sage dir: Meine Mutter entstammte dem Volk der Kentaren, ebenso wie mein Vater. Sie flüchteten vor langer Zeit in den Osten der Welt, wo sie in einer fremden Wildnis starben. Ich bin Kentare, mein Name verrät meine Herkunft. Ja, Wulfgar, nur deshalb kam ich in dieses Land.“
    „Ich glaube dir kein Wort, das ist nur eine List, die du dir ausgedacht hast.“
    „Mein Blut bezeugt meine Herkunft!“
    Larkyen schnitt sich mit einem Messer in die Handfläche, er ballte die Hand zur Faust, und das Blut tropfte auf den Boden, ehe der Schnitt verheilte. Geister scharten sich um das Blut, streckten ihre schemenhaften Klauen danach aus. Erneut ertei l te der König den Geistern den Befehl zum Angriff, doch nach wie vor hielten sie inne. Ein Wispern erklang aus ihren Reihen: „Sein Blut ist kentarisch, das Gesetz der Wölfe gilt bedi n gungslos. Der König muss den Zweikampf um die Krone a n nehmen.“
    Wulfgar schnaubte verächtlich, bevor er sagte: „Ein Tag voller Überraschungen, doch du wirst das Ende dieses Tages nicht mehr erleben. Der schwarze Stahl wird dich vernichten.“
    Larkyen zog sein Schwert, und schweigend griff er den K ö nig an. Seine Entschlossenheit, ihn für all den Wahnsinn, die Schmach und das Unheil zur Rechenschaft zu ziehen, brannte heiß und innig in ihm. In Wulfgars Kampfstil erkannte er viel von den Lehren Tarynaars wieder, und auch die schier une r schöpfliche Ausdauer und Kraft eines Unsterblichen wohnte dem Leib des Königs inne. In diesem Kampf trat nicht ein U n sterblicher gegen einen Sterblichen an, sondern ein Kentare gegen den anderen. Sie waren ebenbürtige Ge g ner, sie waren Wölfe. Noch im dichten Schneegestöber des Abendrots kämp f ten sie auf den Dünen gegeneinander. Und dann, ganz plöt z lich, war es zu Ende. Zur gleichen Zeit offenbarte jeder von i h nen eine Lücke in seiner Verteidigung, und in diesem Moment nut z ten beide die Gelegenheit zum letzten Schlag. Blut spritzte, ergoss sich in den Sand der Dünen. Larkyen und Wulfgar fi e len zu Boden. Larkyen fühlte einen heißen Schmerz auf seiner Brust, die schwarze Klinge seines Kontrahenten hatte ihn l e diglich gestreift und ihm eine Schnittwunde zugefügt, die j e doch nicht sofort verheilte. Diese Wunde würde vorerst best e hen bleiben. Er sah hinüber zu Wulfgar, dessen Brustkorb ze r fetzt war. Der König lag im Sterben.
    „Es hätte

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