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Totenheer (German Edition)

Totenheer (German Edition)

Titel: Totenheer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Siebert
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verheilte binnen eines Atemzuges, ohne eine Narbe zu hinterlassen. Vergeblich tastete er nach seinem Schwert. Als sich der Unsterbliche von den Planken erheben wollte, schickte ihn ein Faustschlag zurück. Und eine kalte Stimme zischte: „Du wirst noch erkennen, wo dein Platz ist.“
    Larkyen sah zu einer pechschwarzen Gestalt auf. Sie schien fast mit der Dunkelheit zu verschmelzen, ganz so, wie es dem Unsterblichen bereits berichtet worden war. Die Gestalt war von auffallend großer Statur, mit breiten Schultern. Am R ü cken ragte steil und spitz zusammengefaltet ein Paar flede r mausartiger Flügel empor.
    Eine Flut von Erinnerungen schoss blitzartig durch Lark y ens Kopf, Erinnerungen an seinen Kampf gegen die Gottheit der Strygarer und all das damit verbundene Grauen ließ ihn e r schaudern.
    „Du lebst also noch“ keuchte der Unsterbliche, um Fassung ringend. Er versuchte so viel Abstand wie möglich zu der Ge s talt zu gewinnen, doch am Bug des Schiffes endete sein Rüc k zug. „Ich habe deine Vernichtung selbst miterlebt. An meinem Schwert klebte dein Blut.“
    „Wir stehen uns das erste Mal gegenüber“, sagte die Gestalt. „Ich bin der Nächtliche!“ Wie zur Erklärung blätterte ein Teil der Finsternis von der Gestalt ab und offenbarte ein männliches Gesicht mit totenbleicher Haut, das von einer langen Mähne weißblonder Haare umrahmt wurde. Unter schmalen Brauen lauerten rote Augen, die im Mondlicht beinahe schwarz schimmerten und deren Blick Larkyen auf sich gerichtet wus s te. An den Lippen des Fremden haftete noch immer das Blut der Seeleute.
    Plötzlich attackierte Wothar den Nächtlichen, doch im Kampf gegen diesen übermenschlichen Gegner reichte die E r fahrung des Veter a nen nicht aus. Durch eine flinke Bewegung entging der Nächtliche seiner Verwundung. Hämisch grinsend packte er Wothar und schleuderte ihn in hohem Bogen gegen den Schiffsmast. Das Geräusch brechender Knochen ertönte, und der Kentare fiel auf die Planken. Er gab ein Ächzen von sich, bevor sich seine Augen schlossen.
    Wie in einem Duell stand Larkyen nun dem Nächtlichen g e genüber, nur zehn Schritte trennten sie noch voneinander.
    Die frisch verwandelten Strygarer wussten instinktiv, auf wessen Seite sie gehörten und scharten sich um den Nächtl i chen. Auch G y land, der Schiffsherr, war unter ihnen.
    Der Nächtliche sprach zu Larkyen: „Du magst mich für den Schöpfer der Strygarer halten, für den Vater meines Volkes, der die Elemente beherrscht, doch bin auch ich nur eine seiner Schöpfungen.“
    „Wenngleich du auch deine widerwärtigen Triebe unter Kontrolle behalten kannst und nicht in wilde Raserei verfällst wie all die and e ren Bestien.“
    „Das liegt daran, dass ich einer der ersten Strygarer bin, die erschaffen wurden. Frisch verwandelte Strygarer unterliegen noch ihren Trieben, sie verlieren sich in einem Chaos aus Blu t gier, Raserei und übermenschlicher Kraft. Erst nach einigen Tagen klart ihr Bewusstsein auf, und sie erlangen Kontrolle über sich selbst. Dann beginnt ihre eigentliche Entwicklung.“
    Der Nächtliche spreizte seine Flügel weit auseinander, seine Gestalt glich nun der einer riesigen Fledermaus. Mit einem Ausdruck von Selbstzufriedenheit in der Stimme sprach er we i ter: „Sieh mich an, Larkyen, ein jeder Strygarer wird sich so weiterentwickeln wie ich. Ihnen werden Flügel wachsen, um größte Entfernungen rasch übe r winden und die Beute selbst aus der Luft jagen zu können. So taten wir es in Ken-Tunys, musst du wissen. Ich komme direkt von dort, noch immer höre ich die Schreie der Menschen, die einer Melodie gleichend durch die Straßen von Durial hallten. Wir konnten viele Leute gefangen nehmen, manche dienen uns als Nahrung, andere nehmen wir in unsere Reihen auf, und du wärst überrascht, wie viele sich bisher dafür entschieden haben. Manche baten uns sogar da r um, verwandelt zu werden. Einer von ihnen war ihr König Mendagar pe r sönlich, mitsamt seiner Familie. Viertausend Strygarer griffen die Stadt Durial an, und binnen einer Nacht wuchs ihre Zahl um mehr als das Fünffache. Die Hauptstadt gehört nun uns, und schon bald wird es Ken-Tunys nicht mehr geben. Und auch an die anderen Völker des Westens soll sich niemand mehr erinnern. Eure Chroniken sind b e reits verbrannt, von den gesammelten Niederschriften eurer Welt ist nicht mehr als ein Haufen Asche übrig geblieben. Wir haben eure Verga n genheit vernichtet, denn die Strygarer sind die Zukunft.“
    Der

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