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Totenheer (German Edition)

Totenheer (German Edition)

Titel: Totenheer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Siebert
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dem Gang postierten, wand sich der Mann zuerst vor Angst; er brauchte Zeit, um sich zu ber u higen und zu begreifen, dass die Gespenster keine Gefahr für ihn b e deuteten.
    „Ich werde tun, was immer du sagst“ flüsterte der Lei b wächter dem Unsterblichen zu.
     
    Larkyen wies sein Totenheer an, auch gezielt nach weiteren Überlebenden zu suchen. Die Geister übermittelten dem U n sterblichen zah l lose Eindrücke, die Erfolge im Kampf erfüllten ihn meist mit großer Zufriedenheit, doch wurden bisher ni r gendwo weitere Überlebende geborgen. Dafür stießen sie auf das übliche von den Strygarern verursachte Grauen: Menschl i che Überreste, in beispiellosen Orgien des Bluttrinkens und Fleischfressens bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt. Dann e r regte etwas Larkyens besondere Aufmerksamkeit. Mitten im Stadtzentrum klaffte ein gewaltiges Loch im Boden, es schien endlos in die Tiefe zu führen. Heiße Gase drangen in trüben Dunstschwaden nach oben und brachten die Luft zum Fli m mern. Ein Schwarm geflügelter Strygarer glitt in das Loch, und die Geister folgten ihnen. Der Weg führte über eine lange Str e cke hinab, durch viele Gesteinsschichten hindurch, und die Luft stank nach Schwefel und wurde immer heißer und stick i ger. Das Loch mündete in einen Gang, der sich schließlich zu einer Grotte auftat. Dort sorgte ein rötliches Glühen für g e dämpfte Lichtverhältnisse. Glatte Säulen verbanden in Doppe l reihen die kolossalen Granitplateaus von Boden und Decke miteinander und rahmten ein weit geöffnetes Tor zu einer Welt aus Feuer ein. Die Strygarer keiften in hohen schrillen Lauten; daraufhin schien es, als würde das Feuer lebendig werden. Eine glühende Woge schnellte einer Hand gleich aus dem Tor he r vor, und der Kontakt zu den Geistern brach abrupt ab.
    „Etwas hat sie vernichtet“, flüsterte Larkyen ungläubig. Er konnte den Anblick des scheinbar lebendigen Feuers nicht aus seinen Gedanken tilgen, und ein uralter Mythos kam ihm in den Sinn.
     

Kapitel 12 – Der Feuertempel
     
    Die Strygarer hatten einen früheren Brunnenschacht zum Au s gangspunkt ihrer Grabungen gewählt. Viele Tausende von i h nen mussten hier, einer Ameisenkolonie gleich, pausenlos g e arbeitet haben, und sie hatten ein beispielloses Werk vol l bracht, das keines Menschen Hand je hätte vollbringen können. Die Wände des Lochs waren der Stabilität halber mit Holzba l ken und den Stämmen frisch gefällter Bäume gestützt. Leitern und Treppen sowie in die Bodenschichten eingearbeitete N i schen wiesen einen steilen Weg nach unten. Unmengen von Schutt waren bei den Grabungen angefallen und hatten die n a hegelegenen Häuserreihen wie auch die Straßenzüge längst u n ter sich begraben. Das Zentrum der Hauptstadt, jener frühere Ort florierenden Lebens, hatte sich in eine karge Gebirgslan d schaft ve r wandelt.
    „Ich bin davon überzeugt, es ist kein Zufall, dass die Stryg a rer au s gerechnet Durial angegriffen haben“, sagte Larkyen. „Ginge es ihnen nur darum, sich zu vermehren oder ihren Blu t durst zu stillen, hätten sie Dutzende anderer Städte mit weniger Mühe erobern können. Doch sie griffen die größte und weh r hafteste Stadt des Landes an. Der Grund dafür könnte der Fe u ertempel sein.“
    „Der Feuertempel ist nicht mehr als ein Mythos.“
    „Was ist, wenn du dich irrst?“
    „Selbst in Kyaslan halten die Unsterblichen den Tempel für einen Mythos. Und die Kyaslaner wissen weit mehr als wir beide. Der I m perator bereiste einst alle Teile der Welt, von den tiefsten Gräben der Ozeane bis hinauf zu den höchsten Bergen, er durchquerte die Wä l der und die Wüsten, die Steppen und die Auen. Er kennt jede Wildnis, und selbst die ersten Städte der Sterblichen sind ihm nicht fremd. Er weiß alles über die Me n schen und Tiere, kennt die Mythen und Legenden, und weiß, was Wahrheit ist und was nur Glaube.“
    „Selbst der Imperator ist nicht allwissend. Denn was ist, wenn es den Tempel wirklich gibt? Es wird erzählt, er liege tief in den Eingeweiden der Erde verborgen und biete ein Tor zu einem Meer aus flüss i gem Feuer. Dort schlafen seit Äonen die Feuerriesen, nur darauf wartend, erweckt zu werden, um die Welt in Brand zu setzen.“
    „Woher hätten die Strygarer wissen sollen, wo sie zu graben haben? In den Erzählungen gibt es nicht den geringsten Hi n weis darauf. Wenn es den Feuertempel wirklich gibt, dann könnte er überall in der Erde verborgen sein.“
    „Ich weiß, es klingt

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