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Totenheer (German Edition)

Totenheer (German Edition)

Titel: Totenheer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Siebert
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nur zu sehr nach einem Mythos, doch angesichts all dessen, was wir bisher erlebt haben, können wir es uns nicht mehr gestatten, nur zu glauben. Durch die Augen meiner Geister konnte ich ein Tor zu einer Welt aus Feuer s e hen, und etwas aus dieser Welt vernichtete sie.“
    „Es wäre möglich, dass die Strygarer versucht haben, sich die Fähigkeiten ihres Schöpfers anzueignen und wenigstens e i nen Bruchteil von Elementarmagie beherrschen. So wide r standfähig die Geister deines Totenheers auch sind – ein gut vorbereiteter elementarer Angriff wäre imstande, auch sie zu vernic h ten.“
    „Was es auch war – wir müssen wissen, wonach die Stryg a rer gegr a ben haben, und ob sie fündig geworden sind.“
    „Larkyen, ich hoffe, du irrst dich“, sagte Patryous. In ihrer Stimme schwang ein besorgter Unterton mit, angesichts der unvorstellbaren Gefahr, die sie in der möglichen Verwirkl i chung jenes Mythos wi t terte. „Oh, hoffentlich irrst du dich.“
    In diesem Moment verspürte Larkyen den gleichen Wunsch. Er sann über einen Teil des Mythos nach, dem er schon oft an den Lagerfe u ern der Sterblichen gelauscht hatte.
     
    Vor Äonen, als die Kontinente noch ungeboren waren und der Hi m mel weder Sonne, Mond noch Sterne kannte, bedeckte ein Meer flüssigen Feuers die Welt. Inmitten der schier endlosen Tiefen seiner Gluthitze paarten sich Feuer und Eisen unablä s sig miteinander und gebaren das Volk der Feuerriesen. Sie w a ren das erste und wären das einzige Leben gewesen, wenn nicht der Himmel begonnen hätte, über die Eintönigkeit der Welt zu weinen. Lange regneten seine Tränen herab, bis das Meer flüssigen Feuers erkaltete und sich zu Stein verwandelte, um die ersten Kontinente zu bilden. Doch mit ihm ve r wandelten sich auch die Feuerriesen in großer Zahl zu Stein und starben einen langsamen qualvollen Tod, um die ersten Gebirge zu bi l den. Nur wenigen von ihnen gelang es, sich hinab in die Ei n geweide der neuen Welt zu flüchten, wo, vor den Augen des Himmels verborgen, noch immer Ströme flüssigen Feuers flo s sen. Dort begaben sie sich zur Ruhe und verfielen in einen ti e fen Schlaf, davon träumend, dass ihre Zeit wieder kommen m ö ge und die Welt entzü n det werde.
     
    Larkyen rief eine Gruppe Werwölfe zu sich. Einer von ihnen war Wothar.
    „Wir müssen nach unten, so schnell wie möglich. Ihr bildet e i ne Vorhut, bekämpft alle Feinde, auf die ihr trefft, und ebnet uns den Weg.“
    Wothar sah den Unsterblichen mit starrem Blick an, bevor er eine einfach gezimmerte Holztreppe hinabsprang. Fast sah es so aus, als würde er über die Stufen schweben. Die anderen Werwölfe folgten ihm hinab in die Tiefe. Das Knarren und Scheppern ihrer Rüstungen entfernte sich zunehmend.
    Auf dem Weg nach unten stießen Larkyen und Patryous immer wieder auf getötete Strygarer, die der Vorhut zum Opfer gefallen waren. Die Geflügelten unter ihnen trugen leichte Rü s tungen wie sie im fernen Land Laskun üblich waren. Und sie besaßen Waffen aus schwa r zem Stahl, deren Runenkraft noch immer die Luft knistern ließ. Sie mussten zu den älteren Str y garern gehören, die ihr Schöpfer vor seiner eigenen Vernic h tung in die Welt entsandt hatte. Noch immer wollten sich die Unsterblichen nicht daran gewöhnen, dass diese Kreaturen über die notwendigen Schmiedekenntnisse verfügten. Wenn Lark y en je etwas als heilig bezeichnet hätte, dann wäre es die Magie des Nordens gewesen; sie verlieh mit Hilfe ihrer Runen dem schwarzen Stahl seine herausragenden Eigenschaften, und die Str y garer hatten sie in seinen Augen befleckt.
    Zwischen den Erdschichten ragte ein freigelegter Kanaltu n nel hervor, aus dem sich stinkendes Abwasser in die Tiefe e r goss. Der Schacht gab den Blick frei auf eine Horde Strygarer, die sich vor den Werwölfen hatten verbergen können. Sie ka u erten eng beieinander und trotzten der Strömung. Ihre Fratzen waren schmerzverzerrt, und sie schrien mit hoher und schriller Stimme, gleich den Fledermäusen, mit denen sie sich die Du n kelheit teilten. Ihre Leiber wuchsen auf unnatürlich schnelle We i se, Knochen veränderten sich knackend, und neue Muskeln bildeten sich am Rücken, wo fledermausartige Flügel wie La n zenspitzen durch die Haut brachen und sich zu voller Weite emporspreizten. Mit langen spitzen Zungen leckten sie sich g e genseitig das Blut von der blassen Haut. Die Strygarer schen k ten den Unsterblichen keine Beachtung; noch immer standen sie im Bann ihrer

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